Studie: PrEP könnte Sexsucht und Drogenkonsum reduzieren

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Forscher in den Niederlanden fanden heraus, dass Menschen, die PrEP (Präexpositionsprophylaxe) einnehmen, um sich vor einer möglichen HIV-Übertragung zu schützen, seltener auf den Gebrauch sexuell enthemmender Drogen zurückgreifen. Auch deutlich geringer ist das Auftreten zwanghafter sexueller Gedanken und Handlungen.

Im Rahmen der AmPrEP-Studie wurden 541 Patienten einer von Amsterdams größten Kliniken für sexuelle Gesundheit über den Zeitraum von drei Jahren befragt. Die Forscher wollten mit ihrer Arbeit die Auswirkungen von HIV-Präventionsmaßnahmen auf die menschliche Psyche testen. Untersucht wurden vier Bereiche: Sexuelle Zwanghaftigkeit, der Grad von Angst und Depressionen, der Konsum von illegalen Drogen und der Konsum von Alkohol.

Drastische Rückgänge gab es im Bereich der sexuellen Zwanghaftigkeit zu verzeichnen. Die Zahl der Personen, die sich als sexsüchtig bezeichneten, sank von 23 Prozent vor der Studie auf 10 Prozent. Auch der Konsum von Drogen, die als sexuell enthemmend gelten (MDMA, Ecstasy und Nitrate, sprich Poppers) ging um 7 Prozent Punkte auf 31 Prozent zurück. Der Konsum anderer illegaler Drogen wurde nicht beeinflusst.

Etwa 20 Prozent der Teilnehmer litten vor der Studie an einer depressiven Verstimmung oder einer Angststörung – das ist rund doppelt so viel wie der Durchschnitt in der niederländischen Bevölkerung. Die Zahl reduzierte sich durch die Einnahme von PrEP nur um zwei Prozentpunkte. Während das allgemeine Angstniveau nicht signifikant abnahm, gingen die Ängste und Befürchtungen, die sich um das Thema HIV drehten, jedoch deutlich zurück.


Ergebnis räumt PrEP-Befürchtungen aus

Als PrEP erstmals zugelassen wurde, wurden Befürchtungen von Mitgliedern der Queercommunity sowie Mitarbeiter*innen des Gesundheitssystems laut. Könnte PrEP zu einer Enthemmtheit führen, die in einem höheren Maße Sexsucht, Drogenkonsum und Geschlechtskrankheiten begünstigt?

Die Forscher von AmPrEP gaben an, mit der Studie derlei Befürchtungen ausräumen zu wollen, die die Einnahme von PrEP mit riskantem Verhalten verknüpften. Das Ergebnis ihrer Arbeit wurde von Experten auf dem Gebiet der sexuellen Gesundheit begrüßt, da es zu einem immer größer werdenden Forschungskorpus beiträgt, der zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist: Es gibt Verbindungen zwischen PrEP und einer Verbesserung der psychischen Gesundheit.

Die Forscher gaben dann auch zu Protokoll:

„Der gleichzeitige Rückgang der Drogenkonsumstörung und der sexuellen Zwanghaftigkeit war unerwartet“

Sie stellen die Hypothese auf, dass PrEP den Nutzern die Angst vor der Ansteckung mit HIV nahm und sie sich dadurch in ihrem Sexualverhalten besser beherrscht und weniger auf Mittel angewiesen fühlten, die der hemmenden Angst entgegenwirken.

Die Forscher betonten jedoch, dass die Ergebnisse der Studie nicht ausdrücklich zeigten, dass PrEP die Verbesserungen der psychischen Gesundheit verursacht habe. Es sei auch möglich, dass die alle drei Monate stattfindenden Beratungsgespräche und die allgemeine Aufmerksamkeit, die den Teilnehmern an der Studie zuteil wurde, positiv auf die psychische Gesundheit einwirkten.

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