Die Sache mit dem Risiko ...

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Frei ausgelebte Sexualität ist mit den Corona-Sicherheitsvorkehrungen kaum denkbar: Wer eine Infektion ausschließen möchte, sollte auf Sex mit neuen, unbekannten Partnern verzichten. Das ist klar – aber wohin mit den sexuellen Bedürfnissen, die man ja nicht einfach ausschalten kann?

Foto: WAT/ Michael Heinsen

„Für viele in der Community sind solche Begegnungen ein wichtiger Teil ihrer sozialen Kontakte, die gerade zu Beginn der Pandemie ebenfalls schon deutlich reduziert waren“, bestätigt Björn Beck vom Präventionsprojekt HESSEN IST GEIL.

„Beobachtungen zufolge sind Parkplätze und Cruising-Spots tatsächlich stärker frequentiert als vorher. Das liegt sicherlich einerseits am Wetter, andererseits ist die Kommunikation an diesen Orten ziemlich reduziert und die Begegnungen bleiben eher kurz“.

Das reicht vielen als Reduzierung des Infektionsrisikos – andere wiederum verurteilen Menschen, die solche Dates pflegen. „Wir leben alle in unterschiedlichen Kontexten, haben ganz verschiedene Bedürfnisse und treffen so auch nicht alle die gleichen Entscheidungen“, meint Beck vermittelnd. „Und wie beim Safer Sex auch, sollte man immer das Schutzbedürfnis und die Entscheidungen anderer respektieren“.

Die Risikoabwägung ist und bleibt ein Kompromiss. Sie sollte Aspekte wie die eigene körperliche Verfassung und die eigenen Grenzen miteinschließen, aber auch das Bewusstsein, dass unbekannte Sexpartner immer Teil eines Infektionsnetzwerks sein könnten und damit für alle Beteiligten ein Risiko darstellen. Björn Beck empfiehlt ergänzend:

„Ich kann nur dazu ermutigen, pragmatische, individuelle Entscheidungen zu treffen. Und auch wenn das ansonsten ja eher verpönt ist, vielleicht zu notieren, wann man mit wem ein Date hatte und auch die Kontaktdaten zu haben. So kann man, wie bei STIs auch, die betreffenden Personen im Falle einer Infektion kontaktieren und so Infektionsketten unterbrechen“.

Welche anderen Alternativen gibt es? „Das Spielfeld ‚Sex’ ist ja ziemlich groß und vielfältig“, meint Beck. „Das bietet also vielleicht auch eine Gelegenheit, ‚alte Klassiker’ wie Telefonsex, Sextoys oder die vielen Möglichkeiten des Cybersex mal (wieder) für sich zu entdecken. Eine andere Möglichkeit wäre so etwas wie eine „Pandemie-Monogamie“, also feste Sex-Kontakte für diese Zeit – und vielleicht auch darüber hinaus? Wir sind für unsere Kreativität bekannt. Die sollten wir jetzt nutzen und pragmatische Lösungen finden“.

Kontakt zu Björn Beck über www.hessen-ist-geil.de

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