„DER CHARAKTER IST DAS WICHTIGE.“

© ROBERT.M

Was wäre die Modewelt ohne Fotografen? Oder die Medien? Robert.M ist einer dieser Kreativen. Er kam 2002 nach Berlin und arbeitete als Grafiker in Werbeagenturen, dann wandte er sich erfolgreich der Fotografie zu. Hier verrät der Künstler mehr.

WORAUF LEGST DU BEI EINEM FOTO WERT?

Für mich als Fotograf sind die eigene Sichtweise und die Stimmung in einem Bild wichtig. Hinter dem Bild will ich den Fotografen mit seiner visuellen Handschrift als Mittler zwischen Model/Szenerie und Betrachter erkennen.

... UND BEI EINEM MODEL?

Ausdrucksstärke, Fantasie für die unterschiedlichsten Situationen, körperliches Selbstbewusstsein und Disziplin sind bei einem Model mindestens so wichtig wie ein „eigenes“ Aussehen. Ich hasse den Satz: Ich bin aber nicht fotogen. Jeder hat interessante Seiten und mir macht es Spaß, diese herauszuarbeiten.

WAS REIZT DICH AN DEINER ARBEIT?

Meine Arbeit führt mich an verschiedenste Locations oder in diverse Milieus mit den unterschiedlichsten Menschen. Gerade bei Laienmodellen finde ich die Phase des Aufwärmens, Vertrauen-Aufbauens besonders spannend. Das finale Bild ist nicht immer nur das vorher angestrebte Ergebnis, oft kommen neue, ungeahnte und spannende Ansichten zu.

WIE STEHST DU ZU INSTAGRAM?

Instagram ist für mich ein reizvolles Spielzeug vergleichbar der Lomografie vor dem digitalen Zeitalter. Das gestalterische Zufallsprinzip mit seinen schnellen Verfremdungstechniken mittels Filter ist für mich dennoch keine Alternative zu ambitionierter Fotografie und deren Nachbearbeitung. Letzteres lässt wesentlich mehr gestalterische Freiräume zu. Fraglich ist für mich ferner die Datensammelei im Hintergrund …

WIE SIEHT SO EIN TYPISCHER TAG AUS FÜR DICH ALS FOTOGRAF?

Den typischen Tag gibt es in meinem Fotografenleben eigentlich gar nicht. Nicht jeder Tag ist einer mit ’nem großen Fotojob gesegnet. Meine Selbstständigkeit gestattet mir jedoch eine weitgehend freie, eigene Zeitaufteilung in dieser tollen Stadt. Es gibt Tage, an denen ich von 9 bis 17 Uhr in einem Theater arbeite. Dort kann ich anders handwerklich kreativ wirken, da ich mit der Umsetzung von Plänen zum Bühnenbild betraut bin und weitere Inspirationsquellen im Umgang mit den Theaterleuten habe. Stunden am Rechner für die Postproduktion meiner Bilder oder Akquise gibt es genauso wie Tage, an denen Hintergründe, Dekorationen erstellt oder Besorgungen gemacht werden müssen.

BEEINFLUSST DEINE SEXUALITÄT DEINE ARBEIT?

In den letzten Jahren habe ich überwiegend Männer porträtiert, dies zum größten Teil auch im Fetischbereich. Als ich 2002 nach Berlin gezogen bin, habe ich zunächst als Grafiker in Werbeagenturen gearbeitet, bin aber dann zurück in die Fotografie gegangen. Da waren viele Personen aus der Szene die ersten Modelle und haben sich ferner auch Geschäftskontakte entwickelt. Sicherlich sehe ich in einem Mann auch immer ein Sexualobjekt, dennoch arbeite ich bei meinen freien Arbeiten eher in Richtung versteckter Erotik. Das Plakative liegt mir weniger. Letztendlich ist aber der Charakter, das Gesicht das wichtigere, für mich SPANNENDERE Thema. Ich arbeite darüber hinaus natürlich gerne auch mit Frauen.

UND WORAN ARBEITEST DU GERADE?

Seit einiger Zeit interessiert mich stark die Stummfilmästhetik und ich suche nach Themen oder kleinen Bildergeschichten/Filmstills, in denen ich meine Modelle inszeniere. Zuletzt habe ich eine eigene Version des Metropolis-Themas visualisiert. Daneben reizt mich, seit meiner Jugend schon, die Coolness der 50er-Jahre-Halbstarken (Marlon Brando, James Dean etc.), wozu ich passende Charaktere suche und porträtiere. Zukünftig möchte ich noch stärker in Richtung Fashion fotografieren und knüpfe gerade dafür Kontakte.

•Interview: Michael Rädel

Internet: WWW.ROBERTM.DE

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