Nicht laut vorlesen im Büro! Vollerotik in queeren Aphorismen

by ,

Denk/mal/frei, so heißt der vor einigen Wochen im Geest-Verlag erschienene Aphorismenband von Stefan Hölscher. Und genauso queer wie der Autor selbst sind viele der in dem 100 Seiten langen Buch enthaltenen sauschlauen Sprüche und renitenten Reflexionen, wie es im Untertitel heißt. Einige Leseproben darf männer* euch hier mit auf den Weg geben. Achtung: #nsfw!

Queer wird es besonders in Kapitel Sex mal Liebe, welches zugleich der umfangreichste Abschnitt des Buches ist. Dort finden sich Sprüche, wie:

Sex ohne Perversion ist wie Arbeit ohne Lohn.

Die gute Nacht hat garantiert, wer abends munter onaniert.

Einem kleinen Arschloch große Aufmerksamkeit zu widmen, kann erstaunlich erfüllend sein.

Die Kunst im Umgang mit der sexuellen Begierde besteht darin, sie so steuern zu können, dass sie nur im richtigen Moment die Schwelle übersteigt, ab der sie nicht mehr zu steuern ist.

Dass das Bild des ersehnten Traumprinzen mit seinem Schöpfer nicht zusammen altert, macht die Suche nach ihm langfristig auch nicht einfacher.

In dem Interview am Ende des Buches, das „der Autor mit dem Autor führt“, heißt es, dass Aphorismen als spruchartige Zuspitzungen dazu da sind, sich an ihnen zu reiben, sie zu genießen und das darein Gedachte lustvoll für sich weiterzutreiben.

Und in der Tat bieten die in dem Band enthaltenen Sprüche immer wieder auch eine gute Menge an Reibungsfläche:

Es kommt der inniglichen Liebe wie dem heißen Sex zugute, wenn man erkennt, dass beide zusammenkommen können, aber nicht müssen und es meistens auch nicht tun.

Die Idee, dass nur da, wo Liebe ist, auch Sex sein soll, ist sicher gut gemeint; aber für gewöhnlich der Anfang vom Ende der Beziehung.

Männer sind eine geile Spezies, nur nicht die ungefähr 97% von ihnen, die dumm, unappetitlich, arrogant, ignorant, ausgetickert, verlogen, hässlich oder all das zugleich sind. Doch der, den du gerade liebst, gehört gewiss zu den 3 anderen.

Diversity ist manchmal recht farbenfroh. Manche Leute verhalten sich, als wären sie „proud to be hetero“.

Wer straight ist, kann sehr wohl eine schräge Persönlichkeit haben.

Die LGBTIQ+ Community zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine ist.

Erst wenn jede*r ihre eigene Schublade hat, weiß am Schluss_in kein:e mehr, wo es hingehört.

Die Wissenschaft hat überraschend herausgefunden: Der Mann ist gar nicht sexbesessen. Genauso oft wie an Sex denkt er an Essen und Schlaf. Das hätte keiner gedacht, dass die ständige Beschäftigung mit Sex hungrig und müde macht.

Neben Sex mal Liebe enthält der Band auch noch Kapitel, wie: Denk/mal/frei, Charakter nach Maß, Des Lebens Kunst, Trick in Politik, Gott die Natur und diverse andere.

Wer Lust auf geistvoll-witzig-provokante Zuspitzungen hat, die einen zum Innehalten, Schmunzeln und Weiterdenken bringen, wird auf jeden Fall fündig werden in dieser Sammlung. 

Back to topbutton