Morgen im BKA: Ralf König

by

Foto: vvg-koeln

Illustration: Ralf König

1981 veröffentlichte der Verlag Rosa Winkel Ralf Königs „SchwulComix“, der Startschuss für eine große Comickarriere des Zeichners und Autoren. Morgen liest der Herr der Knollennasen im BKA Theater am Mehringdamm in Berlin. Hier bekommst du Auszüge aus zwei der Interviews von uns mit DEM schwulen Comiczeichner.

Welche deiner Figuren liegt dir besonders am Herzen?

Konrad und Paul **. Die zwei zeichnete ich erstmals 1989, damals für die Zeitschrift „Magnus“, und irgendwie sind sie mir bis heute am nächsten. Wenn Konrad dies sagt, entgegnet Paul jenes, dann ist Konrad genervt und Paul setzt noch einen drauf. Ich höre den beiden quasi zu, die Dialoge fluppen fast von allein. 

Bist du dir denn bewusst, wie wichtig diese Comics waren für viele Männer?

Damals nicht wirklich. Ich genoss den Erfolg, klar, aber dass sich schwule Männer damals irgendwie mit den sexuell rotzfrechen Nasen identifizierten, ist mir erst heute klar. Leider kaufen schwule Leser die Comics heute nicht mehr so üppig, wie sie wohl überhaupt wenig schwule Literatur lesen. Ich glaube, Schwule sind heute einfach schwul und fertig, da braucht’s keine Fachbücher mehr zum Thema. Die schwulen Buchläden und Verlage und Autoren hätten sicher mehr Unterstützung verdient, aber so sind die Zeiten. Die Leute hängen lieber mit der Nase am Smartphone.

Ab wann ist man in deinen Augen denn nicht mehr jung, also alt?

Zwischen jung und alt gibt’s ja den schleichenden Übergang. Ich werde im August sechzig und weiß echt nicht, was ich davon halten soll. Aber ich empfehle schmeichelhafte Badezimmerspiegel-Beleuchtung. Ich hab noch die gute alte Glühbirne, mild mit höchstens 25 Watt.

Bild: Rowohlt / Ralf König

Wenn überhaupt: Wann hast du dich zum ersten Mal „reifer“ gefühlt?

Das fing bei mir erst mit 45 allmählich an. Bis dahin hatte ich wenig Probleme mit Reife. Im Gegenteil, ich eierte testosteronbesoffen durch die Kulissen. Wunderbar.

Auch in deinen Comics setzt du dich mit dem Thema Altern auseinander. Wie kommt das an?

„Herbst in der Hose“ war ein bemerkenswerter Erfolg auch bei schwulen Lesern, die zwischendurch aufgehört hatten, mein Zeug zu kaufen. Klar, man muss die Verfallsdaten mit Humor nehmen. Die Tragödien zu Komödien machen ist eh ’ne gute Lebensphilosophie.

Welches Lebensjahrzehnt war für dich denn das inspirierendste?

Die 90er! Da war ich frisch in Köln, wenn ich Fotos sehe, möchte ich mich selbst ficken. Stattdessen bin ich liebestoll auf Brasilianer, Italiener und Griechen gesprungen, aber das war auch schön.

Kannst du dich eigentlich mit dem Wort queer identifizieren? Oder bist du lieber schwul?

Der SPIEGEL betitelte unlängst einen Artikel über mich „Schwuler alter weißer Mann“. Nun ist es raus, dabei soll’s bleiben. Im Ernst: Wir haben den Begriff „schwul“ damals aus der Schmuddelecke gerupft und sauber neu eingetopft. Ich verstehe „queer“ als Sammelbegriff, aber ich bin schwul, klar!

*Interview: Michael Rädel

12.11., Ralf König: Der König liest, das Volk soll lauschen, BKA Theater, Mehringdamm 34, U Mehringdamm, 20 Uhr, www.ralf-koenig.de  

** Gerade arbeitet Ralf König an einem neuen Comic des Paars, denn: „Das mit Konrad und Paul und ABBA sollten nur kleine Fingerübungen sein, um wieder ins Zeichnen reinzukommen. Und WUPPS macht’s schon wieder Spaß!“


Back to topbutton