Großes Kino – Filmplakate 1905 – 2023

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Foto: M. Rädel

Das Kino war einst DAS Ereignis bei der Freizeitgestaltung. 1895 wurde in Berlin eine Weltpremiere gefeiert, im Wintergarten (Varieté) wurde ein kommerzieller Film gezeigt. Das, was es zuvor nur auf Jahrmärkten und mit anderer Technik gab, erfreute nun die Berliner*innen, die es sich leisten konnten.

Schnell wurde die Technik, die „Vorrichtung zum intermittierenden Vorwärtsbewegen des Bildbandes für photographische Serien“ der Brüder Skladanowsky, zum Welterfolg. Und überall wurden sie gebaut, die großen Kinopaläste, die an glamouröse Theater und Opernhäuser erinnerten. Einige sind noch immer in Betrieb, erfreuen Aug und Ohr mit dem Bombast des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Eine besondere erste Glanzzeit erlebte das Bewegtbild nach der Stummfilmzeit mit den ersten Tonfilmen und dann (in Europa) nach dem Zweiten Weltkrieg, als #mensch für Heimat- und Musikfilme in die Lichtspielhäuser strömte, um die Sorgen zu vergessen und heile Welt zu erleben. In den 1960ern wurde das, was in die Kinos kam, provokanter, Science-Fiction und Erotik (Mitte der 1970er im Film endgültig legalisiert) waren die Zugpferde der 1970er und 1980er, in den 1990ern dann vor allem Blockbuster voller Special-Effekte, etwa „Jurassic Park“ oder auch „Godzilla“ und natürlich „Men in Black“.

Foto: M. Rädel

Im 21. Jahrhundert ging dann langsam der Niedergang los: Entweder wurde via DVD geschaut oder #mensch sparte sich den Eintritt, um Raubkopien durch das inzwischen (fast) überall zu nutzende Internet zu gucken. Und dann kamen Streaming-Portale wie Netflix und Amazon, die größte und aufwendigste Produktionen voller Stars und großer Geschichten direkt ins Wohn- oder Schlafzimmer brachten. Bis heute eine Erfolgsgeschichte. Aber sind Kinos nun tot? Nein. Nur eben nicht mehr DAS Massenphänomen, das sie einst waren. Trotzdem werden auch Streaming-Filme oft in glamourösen Kinopalästen gefeiert, die an diesem Abend dann den Glamour Berlins der 1920er oder Hollywoods der 1950er und 1960er nachahmen.

Foto: M. Rädel

Die neue Ausstellung „Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten“ der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Zusammenarbeit mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin und der Deutschen Kinemathek widmet sich (nicht nur!) den Klassikern der Filmgeschichte, gezeigt werden 300 originale Filmplakate, erzählerische und expressionistische Lithografien im Stummfilmkino und auch weltberühmte moderne Grafiken der 1900er- bis 2020er-Jahre aus der Sammlung Grafikdesign der Berliner Kunstbibliothek. Die Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin eröffnet am 3. November und wird bis zum 3. März 2024 zu sehen sein. Der „Kinofilm“ ist nicht tot. #Mensch schaut womöglich nur auf anderen Kanälen, aber ohne Plakate, die Key Visuals, die die Essenz des Filmes grafisch umsetzen, geht auch heute nichts.  

3.11., – 3.3.24, „Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten“, Kulturforum, Ausstellungshalle, Matthäikirchplatz, S+U Potsdamer Platz, Berlin

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