Rosa von Praunheim: Stück über Hitler

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Foto: M. Rädel

Seine Kunst und Polemik sorgten für Skandale, die Deutschland veränderten. Allein durch den anfangs genannten Film gründeten sich fünfzig neue Schwulengruppen! Wir trafen ihn im Deutschen Theater, wo er uns von seinen Plänen erzählte. **

Foto: Elfi Mikesch

Du kommst gerade aus einem Termin mit dem Intendanten.

Ja, seit zwei Jahren läuft hier am Deutschen Theater mein Musical „Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“ sehr erfolgreich. Anfang des Jahres habe ich den Theatertage-Wettbewerb gewonnen, aus über 170 Werken wurde mein Stück über Friedrich den Großen und Adolf Hitler, „Hitlers Ziege oder die Hämorrhoiden des Königs“, ausgewählt. Da bin ich schon etwas stolz.

Stichwort Wettbewerb. Hast du das noch nötig?

Es hat sich so ergeben, dass ich das Stück fertig hatte ... und habe es einfach mal eingereicht. Ich hatte nicht damit gerechnet zu gewinnen.

Zweifel am eigenen Werk?

Nein, Aber es gibt ja so viele gute Stücke. Jetzt bin ich stolz, dass ich als „alter Hase“ da mit jungen „Hasen“ konkurrieren konnte.

Foto: Manfred Brueckels / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Wie schwul wird „Hitlers Ziege oder die Hämorrhoiden des Königs“ denn?

Es geht um Hitlers Sexualität, oder seine Nicht-Sexualität. Und um die Homosexualität Friedrich des Großen, auch wenn Historiker diese gerne verschweigen. Zu Hitler gibt es ja verschiedene Forschungen zu seinen Männerbeziehungen. Erst mit Ende dreißig hatte er ersten Kontakt zu Frauen, davor war Hitler sogar recht frauenfeindlich.

Das Böse schlechthin, Hitler, auch noch schwul, schadet das nicht der Szene?

Die Zeit ist vorbei, dass man aus taktischen Gründen Fakten verschweigt. Nach fünfzig Jahren Emanzipation kann man es sich leisten, auch böse Schwule zu zeigen, nicht nur die guten. Hitler war eben auch Mensch. Kein Mensch wird als Monster geboren, man entwickelt sich dazu.

*Interview: Michael Rädel

www.deutschestheater.de

** Das Interview wurde kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie geführt

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