Interview: Rosa verrät Privates

by

Foto: M. Rädel

Foto: R. von Praunheim / Facebook

Regisseur, Autor und Homo-Aktivist Rosa von Praunheim verriet uns Privates.

Welches war dein bestes Lebensjahrzehnt?

Das kann ich so einfach nicht sagen. Jeder Mensch hat mehrmals am Tag unterschiedliche Stimmungen. Es gibt glückliche Momente, wenn man wahrgenommen wird. Etwa meine Ehrenauszeichnung beim „Max Ophüls Preis“ im Januar. Und wenn ein Stück, ein Film gut läuft, dann werden die Sorgen weniger.

Du sorgst dich?

Jeder freischaffende Künstler sorgt sich darum, die Miete nicht zahlen zu können. Dadurch, dass ich sehr produktiv bin, arbeite ich aber immer an bis zu zehn Projekten gleichzeitig, manche laufen, manche nicht. Man muss immer wieder kämpfen.

Foto: M. Rädel

Ermüdet das?

Ich bin jetzt fünfzig Jahre im Beruf und muss weiterarbeiten. Und mach es gerne! Ich bekomme eine kleine Rente, es ist aber gut, dass ich arbeiten muss, das hält jung.

Bist du jetzt gelassener als früher?

Ja und nein. Die Ängste sind aber mitunter sehr groß, das ändert sich nicht. Ich weiß nur, dass das Kreative, das Malen, das Schreiben, dass das ein großes Geschenk ist.

Wie siehst du die jetzige Szene, etwa Formate wie „Prince Charming“.

Ich finde ALLES gut, was Sichtbarkeit schafft. In Deutschland habe ich mich immer bemüht, Schwule ins Fernsehen zu bringen. Egal, wie trivial ein Format ist, es ist wichtig, dass Schwule wahrgenommen werden.

Foto: TVNOW

Gehst du denn schwul aus? **

Ich war nie ein Partygänger, aber ich war früher natürlich überall mal in Berlin. Ich war nie ein Nachtschwärmer. Dass man Freitag bis Montag durchfeiert, ist ja eine neue Entwicklung. Es würde mir keinen Spaß machen, ich nehme keine Drogen und trinke nicht.

Foto: DELTA MUSIC

Was für Musik hörst du zu Hause?

Nichts. Ich bin eher musikfeindlich! Wenn, dann höre ich schräge Musik, keinen Pop. Thailändische Militärmusik, DDR-Politsongs, auch polnische Chansons. Elvis habe ich einmal live gesehen, das bleibt natürlich in Erinnerung. Oder Marlene Dietrich beeindruckte mich live sehr! Was jetzt noch nicht spruchreif ist, aber ich arbeite gerade an einem Film über Rex Gildo, da steht weniger seine Musik, eher sein Leben im Fokus. Aber die Musik von Juwelia finde ich wunderbar.

Fühlst du dich genug gewürdigt von der queeren Welt?

Man soll sich nicht zu wichtig nehmen. Aber ich freue mich, wenn ich wahrgenommen werde. Ich gehe nicht jeden Tag auf den Balkon und winke um 2 Uhr den applaudierenden Massen zu. (grinst)

*Interview: Michael Rädel  

www.rosavonpraunheim.de

** Das Interview wurde kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie geführt

Back to topbutton