Stéphane Riethausers Madame

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Foto: Salzgeber

Schwule, queere Menschen, mögen starke Frauen, einst auch aus Mangel an Vorbildern aus den eigenen Reihen, die aus von CIS-Männern gemachten Genderkonventionen und Schubladen ausbrechen. Das ändert sich natürlich seit einiger Zeit dank Elton John, Klaus Wowereit, Years & Years, Sam Smith und Rosa von Praunheim.

Foto: Salzgeber

Die Oma von Filmemacher Stéphane Riethauser war so eine Frau. In der Schweiz in den 1920er-Jahren befreite sie sich aus der – arrangierten – Ehe und ging ihren eigenen Weg als erfolgreiche Geschäftsfrau. In einer Zeit, als die Frau noch den Mann um Erlaubnis fragen musste, als Frauen etwa in der Schweiz nicht wählen durften, stand sie für ihre Rechte ein.

Der Film „Madame“ ist aber nicht nur eine Verbeugung vor der Patriarchin Caroline, die, so hieß es, eine schlechte Mutter war. Es ist auch die Geschichte des Coming-outs ihres Enkels Stéphane, der erst unbedingt so sein möchte, wie es die Familie will. Der Film verbindet anhand privater Aufnahmen das Porträt einer emanzipierten Dame mit dem filmischen Selbstporträt eines Mannes im und nach dem Coming-out.

Die Urlaube an der Côte d’Azur, als der Enkel nur ein verwöhnter und reicher Junge ist, treffen auf Bilder einer „einsamen Prinzessin“ im hohen Alter, die die Familie regiert. Ein unterhaltsames, starkes und schön privates Doppelporträt, das man sehen sollte – sei es, dass man seine Oma vermisst, seine Mutter schätzt oder weil man verstehen will, wie stark auch heute noch scheinbar längst überholte Stereotypen das Leben prägen. Ab Mitte Dezember ist der Film im Kino zu sehen. 

www.salzgeber.de


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