UNSAFER DATEN

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© Foto: Hau

„Wanna Play“ hieß eine Kunstaktion des Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin. Durch wohl nur unzureichend unkenntlich gemachte, über Projektoren veröffentlichte Grindr-Chats, kam es zu teils gewalttätigen Aktionen gegen den Künstler.

Was da Anfang Oktober auf dem Berliner Heinrichplatz als Kunstprojekt völlig scheiterte, ist ein Weckruf gewesen. Nicht das Kanzlerhandy, nicht Snowden, nicht die BND-Skandale haben es vermocht, ein Bewusstsein für das Netz als ungeschützten Raum zu schaffen. Es waren die vom Niederländer Dries Verhoeven auf einem Container projizierten Grindr-Chats, die vielen Dating-App-Nutzern wie eine Offenbarung deutlich machten, wie wenig geschützt die Privatsphäre im digitalen Zeitalter ist. Dabei hatten sich die Probleme mit Grindr schon seit Monaten gehäuft: Bis auf wenige Meter genaue Positionsangaben ihrer User gab Grindr unverschlüsselt weiter. Mit Anfängerwissen in Programmierung oder fertigen Tools konnte so jeder Nutzer äußerst präzise gefunden werden. Gerade in Staaten wie Russland, arabischen und afrikanischen Ländern kann dies lebensgefährlich werden. Ganz aktuell warnte CairoScene Schwule davor, die App in Ägypten zu nutzen, da die Polizei sie missbraucht, um Homosexuelle aufzuspüren. Warum Grindr nicht wie andere Apps (PlanetRomeo) auf SSL-Verschlüsselung setzt, wollte die Firma bis dato nicht mitteilen.

Ganz unabhängig von staatlicher Überwachung oder fragwürdigen Kunstaktionen ist es tatsächlich gut, sich darüber klar zu werden, dass es Privatsphäre im anonymen Dating per App so gut wie nicht geben kann. Beim Versenden von privaten Informationen oder Bildern muss sich der Nutzer damit vertraut machen, dass er nicht weiß, was am anderen Ende der Verbindung mit diesen Informationen gemacht wird, oder wer auf dem Weg der Dating-Daten zuschaut.

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