Oliver Sperl: „...Andy Warhol oder Captain Future ...“

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Bild: Oliver Sperl

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Seine Kunst bebildert unter anderem die immer viel beachteten Flyer vom Berghain und die Nachrichten der Zeitung taz. Wir trafen den Künstler in seinem Büro in Berlin-Kreuzberg.

Was inspiriert dich?

Surreales, Comics, Märchen wie Rotkäppchen – aber surreal gebrochen, Erinnerungen an die Jugend. Zum Beispiel an die Flamingos im Gropius-Bau in Selb, einer Porzellanfabrik.

Flamingos?

Ja, in diesem Bauhaus-Komplex befinden sich Vogelvolieren ... Mitten im Wald. Das allein ist schon surreal. Aber auch Andy Warhol oder Captain Future waren, sind Inspiration. Und Comics, etwa Donald Duck. Lustig daran war, dass ganz vieles aus den Comics genau auf meine Kindheit gepasst hat. Erst später habe ich gerafft, dass die Übersetzerin Erika Fuchs im Nachbardorf in Franken gewohnt hat, daher passten ihre Übersetzungen so zu meinem Leben damals. (lacht)

Bild: Oliver Sperl

Dein Atelier ist in Kreuzberg. Magst du diesen Stadtteil besonders?

Ursprünglich bin ich aus Franken, bin dann aber nach Berlin, dann nach Hamburg gezogen. Doch so schön Hamburg-Altona auch ist – wobei, die Stadt gefiel mir erst nach drei Jahren so richtig –, Berlin lockte mich. Hamburg war mir dann doch zu clean und rein. Und hier fand ich vor 19 Jahren meine Wohnung – auf Anhieb. An mein Büro kam ich durch einen Kunden, der seinen Konferenzraum direkt hier eine Etage tiefer hat. Er sagte mir, dass hier ein Büro frei wird, da habe ich zugeschlagen. Anfangs habe ich immer von zu Hause aus gearbeitet, dann in den Sarotti-Höfen am Mehringdamm ... Ich finde es richtig toll. Man ist so mittendrin. Ich mag auch den Blick aus den schönen alten und großen Fenstern. (lächelt) Ich mag den Stadtteil, er ist spannend, man sieht sehr viel. Manchmal auch zu viel, das stresst dann, weil man so viel verarbeiten will (und muss).

Wie schaltest du dann ab?

Zusammen mit einer Freundin habe ich eine Datsche in Brandenburg gekauft. Vor allem im Sommer sind wir dann meistens da.

Bild: Oliver Sperl

Ist der Garten naturnah oder ein Nutzgarten?

Hm, eher naturnah. Bislang waren wir auch viel damit beschäftigt, alten Schrott aus dem Haus dort zu entsorgen. Die restliche Zeit haben wir im und am Wasser verbracht.

Ist der Garten smartphone- und internetfreie Zone?

Nein, da kommen mir mitunter gute Ideen und Motive! Aber natürlich nutze ich die Zeit zur Erholung.

Arbeitest du nach Auftrag oder reichst du Bilder ein?

Beim Berghain habe ich mich handschriftlich per Brief an die Besitzer Norbert und Michael gewandt. Ich fand deren Flyer so toll und wollte meinen Entwurf einreichen. Und schon im nächsten Monat war mein Motiv der Flyer. Dem Grafiker Yusuf hat mein Bild gefallen. Seitdem mache ich regelmäßig die Flyer, aber nicht immer. Ich melde mich ca. einmal im Jahr mit einem Entwurf ... Bisher hat es immer geklappt, ich darf völlig frei arbeiten. Bei der taz sind es Auftragsarbeiten, mir wird das Thema genannt, dann lege ich los.

Worauf legst du Wert?

Auf künstlerische Freiheit. Die ist mir sehr wichtig. Aber natürlich mache ich auch das, was der Kunde wünscht – auch wenn es mir mitunter schwerfällt.

*Interview: Michael Rädel

oliversperl.de


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