#STADTSCHLOSS: Hartmut Dorgerloh im Interview

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Foto: S. Falk

Der Generalintendant des Humboldt Forums im Berliner Schloss verriet uns, was uns mit der Eröffnung des Humboldt Forums 2020 erwartet. 

Seit etwas über einem Jahr sind Sie der Generalintendant des Humboldt Forums. Was muss man sich unter diesem Beruf vorstellen?

Das Humboldt Forum bringt nicht nur diverse Themen und Formate zusammen, sondern ist auch eine Gemeinschaft von mehreren Partnern. Als Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss sind wir verantwortlich für den künftigen kulturellen Betrieb des Hauses. Wir bereiten derzeit mehrere Ausstellungen mit Partnern von drei Kontinenten, Präsentationen zur Geschichte des Ortes, ein großes, spartenübergreifendes Veranstaltungsangebot und viele Bildungs- und Vermittlungsaktivitäten vor. Die Staatlichen Museen zu Berlin kuratieren mit ihren Beständen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst die Dauerausstellungen im zweiten und dritten Obergeschoss. Das Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin werden im ersten Obergeschoss eine Ausstellung über Berlin und seine Verbindungen in die Welt präsentieren, daneben wird man auf den Flächen der Humboldt-Universität zu Berlin eine Ausstellung zu Zukunftsfragen von globaler Bedeutung besuchen können. Und natürlich sind Besucherservice, gastronomische Angebote und Shops für alle superwichtig. Mein Job ist es, mit allen Beteiligten aus alldem ein gemeinsames und für das Publikum attraktives Gesamtangebot zu machen.

Worauf achten Sie besonders?

Es ist in diesem Projekt mit vier Institutionen ein bisschen so, als wenn vier Leute in eine WG einziehen – ohne WG-Erfahrung. Da muss man viel voneinander lernen und gegenseitiges Vertrauen auf- und ausbauen. Um gemeinsam Erfolg zu haben, müssen wir alle immer wissen, wer da eigentlich gerade was genau macht. Das braucht einen regelmäßigen Informationsaustausch unter allen Beteiligten.

Foto: S. Bolesch

Sie sind Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, das Humboldt Forum ein – böse ausgedrückt – Neubau. Woran liegt für Sie der Reiz des Gebäudes?

Es ist ja eine Teilrekonstruktion des Berliner Schlosses und diese ist handwerklich und künstlerisch sehr gut gelungen. Als Denkmalpfleger freue ich mich übrigens auch am erhaltenen archäologischen Schlosskeller, der zukünftig auch für das Publikum zugänglich ist.

Haben Sie schon einen Lieblingsort, eine Lieblingsansicht für sich gefunden?

Da gibt es bereits einige: den Blick aus der Passage, wo sich Altes und Neues in der Architektur trifft, auf das Alte Museum auf der Museumsinsel zum Beispiel. Oder die Aussichten, die die verschiedenen Restaurants und Cafés wahlweise auf die Spree, den Schlüterhof oder vom Dach aus auf ganz Berlin bieten.

Foto: M. Rädel

Was ist Ihr persönliches Highlight im Humboldt Forum?

Mich faszinieren vor allem die Gegensätze und die unterschiedlichen Geschichten, die wir mit den Objekten erzählen können. Sei es mit barocken Skulpturen vom Schloss, einer Federmadonna, die Alexander von Humboldt von seiner Amerikareise mitgebracht hat, einem Mattheuer-Gemälde aus der Galerie des Palastes der Republik, einem neuen Teehaus aus Japan oder einem zeitgenössischen Werk der kamerunischen Künstlerin Justine Gaga.

Inwiefern wird Berlin vom Schloss profitieren?

Das Humboldt Forum soll ein Ort der Begegnung und des Dialogs sein, für Berlin, national, aber auch international. Es wird um das Verbindende gehen, um den Austausch mit anderen Kulturen und entsprechend anderen Perspektiven. Wenn wir erreichen, dass man nach einem Besuch des Humboldt Forums auch mal eine Sache anders sieht als vorher und die Diversität unserer Welt besser versteht und mehr schätzt, dann haben wir schon viel erreicht.

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