VOGUE: Kilian Kerner im Interview und live

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Foto: R. Kater

Foto: M. Rädel

2021 hat der Berliner Modedesigner allen Grund zu feiern: Auf der Mercedes-Benz Fashion Week präsentiert Kilian Kerner am 20. Januar seine 20. Modenschau in Berlin. Und die VOGUE überträgt live. Wir sprachen mit dem viel Beschäftigten.

Wofür steht der Kollektionsname Traumwelt für dich?

Isoliert und single zu sein, ist wirklich belastend während Corona. Ich brauchte einen Ort, an den ich flüchten konnte, meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr hübsch“, sehr fließend, einfach schön anzusehen, es gibt aber natürlich auch Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.

Gibt es ein Lieblingsteil, über das du schon sprechen willst?

Nein, das weiß man immer erst später.

Seit einem Jahr ist die Realität alles andere als eine Traumwelt. Wie hat dich die Pandemie als Geschäftsmann getroffen?

Komplett. Es hat mit dem, was vor einem Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing eigentlich extrem erfolgreich an, es gab eine Kooperationsanfrage nach der nächsten. Innerhalb von zehn Tagen wurde dann alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis zum Sommer ist das vorbei“, und habe an meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles wurde auf Online-Meetings umgestellt. Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in meiner Wohnung und habe nur zwei Leute für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann bin ich dann fast durchgedreht und bin für vier Wochen zu meiner Mutter gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht. Nach einem kurzen Berlinaufenthalt war ich dann erneut sechs Wochen bei meiner Mutter.

Foto: M. Rädel

Wie ging es weiter?

Dann veränderte sich plötzlich alles, eine Anfrage führte ein großes Glück herbei. Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und einer YouTube-Talkshow, die über mehrere Monate geht. 2022 soll auch eine Kollektion für TUI herauskommen. Ich kann wieder arbeiten, aber komplett anders. Ich habe ein neues Büro und fahre dahin nur mit dem Taxi. Ich darf nicht krank werden und lebe weiterhin extrem isoliert. Wenn ich krank werde, kippt alles.

Wie ist es nun bei den Vorbereitungen zur kommenden Schau?

Es wurde alles neu strukturiert, weil es jetzt so sein muss. Ich bin da sehr pedantisch. Es gibt z. B. kein Casting, Hunderte neue Vorschriften, wir werden regelmäßig getestet, wir arbeiten alle mit großem Abstand zueinander.

Und privat?

Einige Freundschaften wurden viel intensiver, auch wenn man sich nicht gesehen hat. Mit meinem langjährigen Stylisten Ingo etwa telefoniere ich jetzt fast täglich und immer sehr lange, das wurde sehr viel enger. Es gab auch Freundschaften, die durch die Pandemie in die Brüche gingen, weil ich merkte, wie egoistisch diese Leute eigentlich sind. Weiter Party machen, etwa auf der Spree, Leute treffen, die Regeln nicht beachten. Ich halte mich von Anfang an an alles, weil ich an andere denke und auch wieder arbeiten will. Manche benahmen sich wie egoistische Flachw*chser, das verstehe ich einfach nicht. Manch einer hat sich eine eigene Wahrheit zurechtgebogen. Diesen Aufstand um Weihnachten und Silvester habe ich auch nicht verstanden. Es ging um ein Weihnachten und ein Silvester. Ich verstehe den Egoismus nicht. Wieso muss man überhaupt dieses Zeug in die Luft jagen? Das habe ich noch nie verstanden. Einer hat sich den Kopf weggesprengt ... Dann noch die Umweltverschmutzung. Kann man nicht für immer aufs Böllern verzichten? Weg mit dem Dreck!

 *Interview: Michael Rädel

www.facebook.com/KilianKerner, www.instagram.com/kiliankerner, www.kilian-kerner.de

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