Annett Louisan über „Kleine große Liebe“

by

Foto: Christoph Köstlin

Annett Louisan ist eine der wortwitzigsten ernsten Künstlerinnen der Deutsch-Pop-Welt. Wir sprachen mit ihr über ihr neues Album, Spotify und die kommende Tour.

Dein neues Album dreht sich um das Thema aller Themen: die Liebe. Viele sagen, die deutsche Sprache sei nicht die der Liebe. Bei dir wird sie es aber schon. Wie schaffst du es eigentlich, nie schmalzig zu klingen?

Über die Jahre habe ich meine eigene kleine Formel entwickelt, auf Deutsch zu singen. Wenn man Musik liebt, dann findet man diesen Weg. Ich finde die deutsche Sprache sehr interessant und sie klingt auch sehr schön – man muss eben wissen, wie man sie einsetzt, auch phonetisch. Zum Thema Liebe: Es gibt keinen besseren Grund für Musik als die Liebe. Sie ist der Motor für alles, auch für Hass. Am Ende wollen wir alle geliebt werden, darum geht es.  

Über das Lied „Die schönsten Wege sind aus Holz“ hast du gesagt, dass man am Leben verzweifeln oder es mit Humor nehmen kann. Beherzigst du das auch immer?

Ich versuche das sehr. Bei mir läuten immer die Alarmglocken, wenn ich merke, dass ich meinen Humor verliere. Dann versuche ich, gegen meine Gefühle anzugehen. Wenn ich keine Lust habe aufzustehen, weil ich denke „heute ist ein grauer Tag“, dann quäle ich mich eben raus ... Die leichten Dinge schwer machen, die schweren Dinge leicht – das ist ein Rezept. Das Leben ist ambivalent, das müssen wir akzeptieren. Je mehr ich gelernt habe, dass es immer zwei Seiten im Leben gibt, desto besser kann ich mit ihnen umgehen.

Foto: Christoph Köstlin

Welches Lied auf „Kleine große Liebe“ sollte ein Spotify-Hörer auf jeden Fall anhören?

„Borderline“, wobei, da ist wahrscheinlich das Intro zu lang. (lacht) Meine Intros sind doch immer sehr lang, da falle ich wohl durch den Algorithmus.

Wie stehst du zu Spotify?

Ich bin kein Gegner. Aber ein Album, bei mir jetzt dann ein Doppelalbum, das ist das ganze Bild. Ein Lied ist eben nur ein Lied, die ganze Geschichte bekommt man nur mit dem Album. Es gibt Hörer, die kaufen ein Album und hören es „nur“ zweimal im Monat an, aber eben ganz. Die klicken nicht vierzigmal ein Lied am Tag an ... Wo werden die gezählt? Das System ist noch nicht ganz zu Ende gedacht. Das System ist noch nicht ganz fair, wie was gewertet wird.

Vor 15 Jahren erschien dein erstes Album, damals gab es noch keine Streaming-Dienste ...

Ich bin kein Verweigerer von Fortschritt. Früher war nicht alles besser, damals war iTunes neu, jetzt streamt man. Ich bin ganz geduldig, ich werde mein Publikum finden.

Was erwartet uns auf deiner Tour im Herbst und auf den Festivals im Sommer?

Ich brenne darauf, die beiden recht unterschiedlichen Seiten des neuen Albums live umzusetzen. Gerade bin ich dabei, eine Bandprobe zu organisieren ... Ich versuche, zwei Welten aufzumachen, die sich dann doch verbinden, es wird viel Neues geben, aber ich bleibe mir selbst treu: Ich bin eine Chansonsängerin, und das möchte ich auch sein.

*Interview: Michael Rädel

www.annettlouisan.de


Foto: Christoph Köstlin

Tournee

21.10. – Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast, 23.10. – Erfurt, Messe, 25.10. – Magdeburg, Stadthalle, 26.10. – Braunschweig, Staatstheater Braunschweig, 28.10. – München, Philharmonie im Gasteig, 29.10. – Nürnberg, Meistersingerhalle, 3.11. – Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle Frankfurt, 4.11. – Chemnitz, Stadthalle, 5.11. – Leipzig, Gewandhaus, 6.11. – Kassel, Kongress Palais Kassel, 8.11. – Wilhelmshaven, Stadthalle Wilhelmshaven, 9.11.2019 – Münster, Halle Münsterland, 11.11. – Berlin, Tempodrom, 12.11. – Rostock, Stadthalle Rostock, 13.11. – Bremen, Metropol Theater Bremen, 15.11. – Kiel, Sparkassen-Arena-Kiel, 17.11. – Köln, Palladium, 18.11. – Saarbrücken, Saarlandhalle, 21.11. – Hannover, Kuppelsaal, 22.11. – Bochum, Jahrhunderthalle


Back to topbutton