AURA DIONE „Toleranz und Empathie“

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Foto: Mermaid Records

2017 erschien Aura Diones dritter Langspieler „Can't Steel the Music“. Ihre vierte Platte, ein Best-of-Album namens „Life of a Rainbow“, ließ also fünf Jahre auf sich warten. Geschuldet sei das zum einen der Pandemie, räumt die Dänin im Video-Interview ein. Zum anderen ihrem Hang zum Perfektionismus: „Ich habe den Anspruch, alles bestmöglich zu machen.“

Darum zog sich Aura Dione, die eigentlich in Kopenhagen wohnt, während der Corona-Krise auf die Färöer-Inseln zurück. In der Heimat ihrer Mutter arbeitete sie in aller Ruhe an „Life of a Rainbow“. Sorgsam wählte die Musikerin Stücke wie „Song for Sophie“ aus, die sie noch einmal einspielen wollte. Inspiriert von der Natur führte sie ihre Musik zu ihren Ursprüngen zurück – zu ihren Folk-Wurzeln. Dazu gesellten sich einige Streicherpassagen: „Ich liebe das Cello.“ Davon zeugt zum Beispiel die neue Version von „Glass Bone Crash“. Im Video trägt die 37-Jährige nicht umsonst ein blaues Kleid: „Ich habe zu jedem Lied einen Clip gedreht, dem eine bestimmte Farbe zugeordnet ist. Einfach weil das Leben total bunt ist.“

Mit diesem Konzept macht die Sängerin einerseits darauf aufmerksam, dass die Stimmungen einer einzelnen Person immer wieder so facettenreich wie die Farben des Regenbogens sein können – mal taucht man in eine rosa Periode ein, mal in eine dunkle Phase. Auf der anderen Seite zollt Aura Dione der LGBTIQ*-Community Tribut. Ihr fühlt sie sich eng verbunden, schon ewig: „Gerade queere Menschen haben ziemlich schnell meine Tiefgründigkeit erkannt. Hinter meinen schillernden Kostümen verbirgt sich nämlich meine Sensibilität.“

Dafür möchte die Tochter zweier Hippies ihren Unterstützern unbedingt etwas zurückgeben. „Als Popkünstlerin“, sagt sie, „habe ich die Verpflichtung, mich für diejenigen einzusetzen, die keine Stimme haben.“ Besonders in Russland, erzählt sie, habe sie zahlreiche Fans: „Es ist furchtbar, wie sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden.“ Homophobie nimmt Aura Dione auf keinen Fall hin: „Die Erde gehört uns allen. Darum sind Toleranz und Empathie ganz wichtige Werte.“

Die Musikerin sucht stets nach Gemeinsamkeiten, statt sich auf Unterschiede zu konzentrieren. Diesen moralischen Kompass übernahm sie von ihren Eltern, die sich aus tiefster Überzeugung der 68er-Bewegung verschrieben. Ihre Mutter verbrannte ihre BHs, sie protestierte gegen die Miss-Dänemark-Wettbewerbe. Nun ist sie im „Marry Me“-Video zu sehen. Ausgelassen tanzt sie zu den lässigen Vibes, mit denen Aura Dione diese komplett neue Nummer unterlegt hat.

Dabei ist der Text eigentlich nicht besonders fröhlich. Die Sängerin beklagt, dass ihr Partner ihr partout keinen Heiratsantrag mache. Letztlich, sinniert sie, bleibe ihr immer nur ihre Gitarre. Dennoch war es nie eine Option für sie, aufzugeben: „Man sollte weiterhin versuchen, jemanden zu finden, mit dem man sein Leben teilen kann. Wer die Hoffnung verliert, sieht vielleicht gar nicht, was direkt vor ihm liegt.“ Diese positive Einstellung hat sich zumindest für Aura Dione ausgezahlt. Sie ist inzwischen verlobt, ihr Verlobter spielte sogar im „Marry Me“-Clip, in dem sie ein Hochzeitskleid trägt, mit. Das sorgte für Wirbel. In den sozialen Medien machten Szenen von den Dreharbeiten die Runde, daraufhin gratulierten viele der Künstlerin zur Hochzeit. Obwohl sie noch gar nicht unter der Haube ist ... *Interview: Dagmar Leischow 


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