BENNE: „Sich auf das Hier und Jetzt einlassen“

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FOTO: CORNELIUS BRAUN

BENNE: „Sich auf das Hier und Jetzt einlassen“

Mit poetischer Wucht wendet sich der Musiker in seinen Liedern gegen das von ihm wahrgenommene Absterben von Empfindsamkeit. Mit Dringlichkeit fordert Benne auf seinem Album „Alles auf dem Weg“ dazu auf, einen Moment innezuhalten. Wir sprachen mit dem nachdenklichen jungen Wilden, der im Frühling schon mit Glasperlenspiel auf Tour war.  

DAS HEUTIGE KOMMUNIKATIONSVERHALTEN DER MENSCHEN MAGST DU NICHT. LIKES STATT LIEBE ...

Nun, es ist keine bewusste Kritik, ich sehe es nur mit Sorge, dass der reale Kontakt sich dadurch verändert, dass viele sich ihr Feedback über Likes holen, statt unter Leute zu gehen. Das liegt auch daran, dass ich Gitarrenunterricht gebe. Ich habe dort viele 14- und 15-Jährige, die sehr stark digital geprägt sind. Ich verteufele das alles nicht komplett, ich finde es nur mitunter zu extrem.

GLAUBST DU, MAN KANN WIEDER ANDERS MITEINANDER UMGEHEN?

Ich glaube, dass man weniger oberflächlich miteinander umgehen sollte. Im Onlinebereich lernt man so schnell Leute „kennen“, dabei erfährt man eigentlich kaum etwas von seinem Gegenüber. Vor allem erfährt man, dass er gut aussieht, dass er toll lebt und beliebt ist ...

WILLST DU UNS MIT DEINER KUNST ZU BESSEREN MENSCHEN MACHEN?

Nein. Mit meiner Kunst will ich erst mal das beschreiben und ausdrücken, was mich beschäftigt und was ich erlebe. Was die Leute dann für sich daraus machen, ist ihre Entscheidung.

ALS WIE ACHTSAM WÜRDEST DU DICH BESCHREIBEN?

Tendenziell sehr achtsam. Ich versuche, mich immer auf Leute einzulassen. Ich bin sicherlich nicht das Paradebeispiel, aber es ist mir wichtig!

DEIN ALBUM HEISST „ALLES AUF DEM WEG“ – WAS IST DIE ESSENZ DER PLATTE?

Wie der Titel schon sagt, ist sie im Vergleich zum ersten Album etwas hoffnungsvoller. Der Blick geht mehr nach vorne, nicht zurück. Die Grundessenz ist: Es ist wichtig, sich auf das Hier und Jetzt einzulassen, sich auf seine Freunde einzulassen, mit ihnen den Weg zu gehen.

WELCHE BEIDEN STÜCKE WÜRDEST DU DEINEN FREUNDEN BESONDERS ANS HERZ LEGEN?

Das kommt auf die Freunde an! (grinst) „Lernt man irgendwo“ ist eine meiner Lieblingsnummern und „Alles auf den Weg“ mag ich sehr.

WIE GEHST DU VOR BEIM KOMPONIEREN?

Relativ intuitiv. Erst mal fange ich an, auf der Gitarre zu spielen, klimpere etwas rum, singe vor mich hin, auch mal sinnlose Textfetzen. Dann gefällt mir ein Wort, ein Satz, damit arbeite ich dann weiter. Text und Musik entstehen immer parallel.

IM SEPTEMBER GEHST DU AUF TOUR, WAS ERWARTET UNS DA?

Wir sind vier Musiker, eine komplette Band. Ich habe wirklich Bock drauf und werde einige Songs auch anders umsetzen, als sie auf Platten klingen!  

STÖRT ES DICH EIGENTLICH, DASS KONZERTE NUN IMMER VIA TELEFON GEFILMT WERDEN? DASS DIE LEUTE EHER FILMEN, ALS BEI DEINER MUSIK ZU SEIN?

Na ja, stören nicht direkt, ich finde es in manchen Momenten ein bisschen schade. Ich habe das Gefühl, dass diejenigen dann weniger den Konzertmoment genießen. Sie scheinen eher damit beschäftigt zu sein, das live zu posten ... Auf der anderen Seite weiß ich aber auch, dass wenn bei einem Song viele Handys in die Luft gehen, den Leuten dieser Moment sehr wichtig ist. Dass sie ihn gerne mit anderen teilen möchten. Nur glaube ich, versäumt man dadurch dann, diesen Moment selber bewusst zu erleben.

•Interview: Michael Rädel

EINIGE LIVE-TERMINE

13.9., Milla in München, 14.9., Goldmarks in Stuttgart, 15.9., The Great Räng Teng Teng in Freiburg, 18.9., Das Bett in Frankfurt, 20.9., Knust in Hamburg, 24.9., Studio 672 in Köln, 30.9., Frannz Club in Berlin

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