Cassandra Steen über den Lockdown, Familie und Weihnachten

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Foto: M. Poursanidou

Durch Hits wie „Darum leben wir“, „Tanz“ und „Stadt“ oder auch ihre Klassiker mit der Band Glashaus („Haltet die Welt an“, „Wenn das Liebe ist“ ...) wurde Cassandra Steen zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen. Jetzt präsentiert sie ihr Weihnachtsalbum „Der Weihnachtsgedanke“, höchste Zeit, mit ihr zu sprechen.

Weihnachten ist durchaus ein wichtiges Fest für dich, oder?

Dieser Eindruck ist richtig, mir ist es in der Tat sehr wichtig. Das Spirituelle, was meine Familie, meine Großeltern, daraus machen. Heiligabend sind wir meist zu dritt, wir genießen dann die Stille, auch der Fernseher bleibt (meist) aus – wenn es auch mal Diskussionen gibt. Ich mag die Rituale, wir gehen in die Kirche, lesen aus der Bibel, naschen Kekse – und der Weihnachtsmann kommt auch. Es ist einfach sehr liebevoll und ruhig.

Foto: S. Stoeckl

Dein Weihnachtsalbum hat auch neue Lieder, nicht nur Klassiker. Wie wagt man sich daran, ein neues Weihnachtslied zu schreiben?

Ich dachte, es würde schwierig sein, vor allem bei dreißig Grad im Sommer. Aber es war erstaunlich leicht, weil man sich auch, gerade bei den Melodien, nicht an Popliedern orientieren muss, die gerade „in“ sind. Ich habe mich eher an der Klassik orientiert. Es hat Spaß gemacht und ich bin sehr glücklich mit dem Album, ich höre es mir tatsächlich dauernd an.

Foto: M. Rädel

Auch jetzt im Herbst?

Ja! Mir bleibt eh nichts anderes übrig. (lacht)

Wie gehst du als Künstlerin und Privatperson denn mit diesem Lockdown um?

Künstlerin und Privatperson ist bei mir eins. Nun, es ist sehr zäh, es ist nicht einfach! Für viele Selbstständige ... Nicht nur in der Musik hat man wenig oder keine Überbrückungsmöglichkeiten. Man hat das Gefühl, dass das Wertgefühl noch weniger wird als schon vor Corona. Die Zeiten sind gerade sehr nervenzehrend. Viele Themen werden gerade diskutiert, wobei ich mir gerade wünschen würde, dass man sich nicht nur beschwert, sondern versucht, Lösungen zu finden.

Hilft dir deine Religion im Alltag?

Meine Großmutter ist religiös, daher beschäftigte ich mich viel mit Religion. Mein Opa ist eher philosophisch ... Ich glaube daran, dass Glaube Berge versetzen kann, ich denke, dass es sehr viel ausmacht, dass Menschen sich an etwas halten können. Und solange dieser Glaube nicht missbraucht wird, ist dagegen nichts einzuwenden. Ich kann nicht sagen, dass es einen Gott gibt, aber auch nicht, dass es keinen gibt.

Was tust du, wenn du merkst, ohne Namen zu nennen, dass Künstler, mit denen du schon zusammengearbeitet hast, Dinge auf Social Media posten, die womöglich sehr weit weg sind von dem, was du denkst?

Es kommt immer darauf an, wie eng man mit demjenigen ist. Wir haben auch innerhalb der Familie schon mitunter Diskussionen gehabt über etwa die Wahl in den USA. Wenn Äußerungen kommen, die ich absolut nicht teile, wird ein Stück weit mental der Versuch gemacht, sich von der Aussage, nicht von der Person, zu distanzieren. Ich versuche, das einzuordnen und nicht nur zu verurteilen. Ich hake da lieber ein, als dass ich mich von der Person abwende. Ich glaube, wenn man sich von Menschen abwendet, wird es nur schlimmer. Ich versuche, mit ihnen zu reden. Manch einer war schon immer für mich da, da versuche ich abzuwarten, solange Menschen nicht zu Schaden kommen. Ich bleibe aber nicht neutral bei manchen Postings, doch ich versuche, die Person noch zu erreichen.

Worauf freust du dich in diesen Tagen?

Ich vermisse Spontantreffen mit Freunden zum Essen, auf die freue ich mich wieder. Ich koche gerne viel und lade dann ein, das geht ja gerade leider nicht.

*Interview: Michael Rädel

www.facebook.com/CassandraSteenMusic



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