Katy Perry: Alles wird gut!

by

Foto: L. Voloshin

Seit 2011 gehört Katy Perry laut Forbes zu den Bestverdienenden unter den Musikerinnen: mit eigener Modelinie, Label und einem Platz in der Jury von „American Idol“. Auch ihre Schwangerschaft und die Corona-Pandemie waren kein Grund für die 35-Jährige, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil: Perry entpuppte sich in den letzten Monaten als der am härtesten arbeitende Popstar. Aus gutem Grund: ihr fünftes Studioalbum „Smile“. Wir sprachen mit Perry via Zoom.

Katy, für deinen Auftritt bei der LGBTQ*-Benefiz-Veranstaltung „Can’t Cancel Pride“ hast du deine Hits „I Kissed A Girl“, „Peacock“, „Walking On Air“ und „Swish Swish“ zu einem Medley remixen lassen. Bändelst du jetzt mit der Dance-Szene an?

Es gab im Laufe der Jahre eine ganze Reihe toller Remixe meiner Songs. Ich habe mit DJs wie Calvin Harris und Zedd kollaboriert. Elektrogrößen wie Tiësto, Oliver Heldens, R3HAB, Benny Bennassi und Kaskade remixten meine Lieder. Und für das Festival war das ein Statement: Vieles wird gerade abgesagt, aber Dance-Remixe kann niemand canceln! Im Übrigen bin ich diesen Sommer auch beim digitalen „Tomorrowland“ aufgetreten, das ein EDM-Festival ist. Ich fand immer, dass die Künstler, die dort auflegen, zu den Coolsten gehören. Ich will auch immer gerne cool sein. Also winselte ich: „Bitte nehmt mich auf in euren Klub!“ Sie haben mein Flehen erhört.

David Guetta war auch dabei.

Den kenne ich schon lange. Es dürfte fast zehn Jahre her sein, dass David mir seinen Song „Titanium“ schickte. Auf der Demoversion sang bereits Sia das Stück. Ich erinnere mich genau, wie ich es mir im Flugzeug anhörte und dachte: Oh mein Gott, dieser Song ist so gut. Wer ist die Person, die da singt? Das ist ein Hit. David, du musst verrückt sein. Pack nicht mich auf die Platte – behalte Sia auf dem Track! Genau das schrieb ich ihm via E-Mail. Der Rest ist Musikgeschichte.

Foto: L. Voloshin

Beim „Tomorrowland“ bist du als Clown mit orangefarbener Perücke aufgetreten. Eine Anspielung auf Trump?

An den hab ich dabei nicht gedacht. Ich werde orangefarbene Haare nicht von meiner Palette an Haarfarben streichen wegen dieser einen Person! Meine Schwester hat auch diese Haarfarbe, es wäre eine Beleidigung für sie. Selbst Trump kann die Farbe Orange nicht für sich allein beanspruchen.

Du forderst deine Gefolgschaft über soziale Medien auf, von ihrem Stimmrecht bei der US-Wahl Gebrauch zu machen. Bei über 104 Millionen Instagram-Followern dürftest du einen gewissen Einfluss haben.

Es ist ein interessantes Jahr, denn uns Millennials und überhaupt allen steht die wichtigste US-Wahl bevor. Das habe ich zwar schon vor vier Jahren gesagt, aber diesmal meine ich es noch ernster. Auf die jungen Menschen kommt es an!

Foto: Alec Perkins from Hoboken / CC BY 2.0 / wikimedia.org

Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Glaubst du angesichts solcher Bewegungen wie LGBTIQ* und Black Lives Matter an eine bessere Zukunft?

Ich bin eine hoffnungsvolle Optimistin. So ungemütlich und intensiv und chaotisch die Zeit gerade auch ist, ist sie dennoch notwendig, damit sich etwas bewegt. Ich bin dankbar, dass dadurch vieles an die Oberfläche kommt. All die schlechten Dinge entblößen sich gerade selbst. Das wirklich Beängstigende ist doch das, was nicht sichtbar ist für alle und unter den Teppich gekehrt wird. Für mich geht es darum, zuzuhören, zu lernen und denen eine Stimme zu geben, die sich auskennen.

Ist es eine gute Zeit, ein Kind in die Welt zu setzen?

2020 war bisher ein Jahr mit vielen Unsicherheiten und Verlusten – auch in unserer Familie. Aber ich bin hoffnungsvoll, dass sich nun alles zum Guten wendet. Ich hatte es von Anfang an so geplant, dass ich die Platte rausbringe, aber dieses Jahr nicht auf Tour gehe, sondern zu Hause bleibe. Was ich nicht wissen konnte: Das gilt für alle – wenn auch aus anderen Gründen. Immerhin brauche ich keine Angst zu haben, etwas zu verpassen.

Wird die Popwelt auf dich verzichten müssen?

Ich werde mich nie entscheiden zwischen dem Muttersein und meinem Job, den ich liebe. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich wählen muss. Ich sehe etliche erfolgreiche Mütter in Bewegung. Ich bewundere sie, und sie inspirieren mich, selbst so eine Frau zu sein. Beyoncé hat drei Kinder und ist immer noch Beyoncé. Nicht, dass ich mich mit ihr vergleichen würde, aber ich glaube ja, Frauen haben das Geschenk bekommen, Leben entstehen zu lassen, weil sie Multitasking können.

Als du vor drei Jahren dein Album „Witness“ veröffentlicht hast, wünschtest du dir Mann und Kind an die Seite.

Beides habe ich nun glücklicherweise. Ich fühle mich sehr viel geerdeter, habe Balance im Leben und Perspektive. Es dreht sich nicht mehr nur um mich oder den nächsten großen Hit von Katy Perry. Ich bin ein vielschichtigerer Mensch geworden, weil ich mich ein Stück weit aus dem Rattenrennen des Musikbusiness ausgeklinkt habe.

Wann hat es aufgehört, Spaß zu machen?

Das war während der „Witness“-Tour. Alles drehte sich nur um meine Karriere. Ich setzte oft ein falsches Lächeln auf und habe alle geblendet. Denn eigentlich war ich total depressiv.

Aber die Geschichte hat ja ein Happy End.

Deshalb habe ich das neue Album „Smile“ getauft. Ich habe über die Arbeit an den Songs mein Lächeln wiedergefunden. Die Lieder handeln von Belastbarkeit und jeder Menge Hoffnung. Viele Menschen gehen gerade durch eine dunkle Zeit. Musik hat mir immer geholfen, besonders als ich aufwuchs. Mich haben diese Songs geheilt. Und vielleicht können sie das auch für andere Menschen tun.

Foto: Universal Music

Das von Fans ersehnte Duett zwischen dir und Taylor Swift gibt es auch diesmal nicht?

Es wird passieren, da bin ich mir sicher. Ich bin so froh, dass wir wieder freundschaftlich verbunden sind. Wir reden, teilen Dinge, vertrauen einander. Manchmal entscheide ich mich aber für eine Kollaboration, die etwas abseitig ist. Ich war so dankbar für das Duett mit Nicki Minaj für „Swish Swish“ vom letzten Album. Sie ist ja auch gerade schwanger.

Verbindet das?

Klar! Ich hatte sie gefragt, ob wir zusammen zum Geburtsvorbereitungskurs gehen wollen. Und ich hoffe, dass ihr Kind auch ein Mädchen wird, damit wir Klamotten tauschen können.

Wirst du deine Vorliebe für bunte Kostüme an deine Tochter weitergeben?

Solange ich es kann ... Irgendwann wird es zum Kontrollverlust kommen, und sie wird mir sagen: „Nein, ich trage jetzt Schwarz bis ans Ende meines Lebens!“ Und dann weiß ich: Großartig, meine Tochter hat die Macht übernommen. Das nennt man Karma. Denn auch ich hab nicht immer gemacht, was meine Pastoreneltern für richtig hielten.

*Interview: Katja Schwemmers

Back to topbutton