Kiara Nelson im Interview

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Lass uns so tun, als wäre alles normal, beschließt Kiara Nelson am Anfang unseres Gesprächs. Dabei hat die Sängerin kein Problem damit, sich auch den dunklen Seiten des Lebens zu stellen: „Es ist okay, sich nicht okay zu fühlen“ ist eines ihrer Mantras. Ihr strahlender Pop leidet deswegen aber nicht an Depressionen oder einen Mangel an Energie, selbst wenn sie über toxische Freundschaften singt.

Was höchstwahrscheinlich an ihrem abenteuerlichen Leben liegt, denn geboren wurde sie in Jacksonville, Florida, doch aufgewachsen ist sie ausgerechnet in Finnland. „Mein Vater ist Afroamerikaner und meine Mutter eben finnisch, deswegen hat sie mich dort alleinerziehend aufgezogen. Seit meiner Kindheit bin ich aber immer sehr oft hin und her geflogen.“ Sie kann beide Länder auf ihre eigene Art schätzen. „Mit Amerikanern kommst du so schnell ins Gespräch, du kannst dich sofort mit jedem verbinden. In Finnland lernst du nicht einmal Leute kennen, wenn du mit ihnen zusammen im Fahrstuhl stecken bleibst! Aber zu Hause fühle ich mich trotzdem in Helsinki.“ Auch wenn sie sich gerade oft in Berlin und in Manchester rumtreibt, was etwas mit ihrem Team zu tun hat – doch dazu später mehr. „Mal sehen, wo ich in ein paar Jahren lebe“, stellt sie zurzeit einfach fest.

Und wie könnte es anders sein: Gesungen hat sie eigentlich schon immer, „sogar schon, bevor ich gesprochen habe“, lacht sie. Aber richtig bewusst wurde es ihr erst, als sie mit fünf zu Weihnachten eine Karaokemaschine geschenkt bekam und Britney für sich entdeckte, ihr erstes Vorbild. „Ich hatte dann nie mehr einen anderen Wunsch als zu singen. Ich habe mich nie um die Schule gekümmert.“ Dort begann sie stattdessen aufzutreten, und ebenso vor Rentnern, einfach weil sie die Bühne suchte. Und dann erfuhr ein Freund von ihr, dass für einen Justin-Bieber-Auftritt in Finnland noch eine Sängerin gesucht wurde. „Wir nahmen ein Video auf und …“ tja, kurze Zeit später stand sie dann wahrhaftig auf der gleichen Bühne. Und das, obwohl sie noch hart an ihrem Lampenfieber zu knabbern hatte. Mittlerweile hat sie die Sache aber halbwegs im Griff: „Ich werde immer noch nervös und vielleicht wird es nie ganz verschwinden. Aber es wird besser, viel besser – und auf der Bühne ist es weg. Nur der Moment auf dem Weg dahin … Mir hilft Meditation. Spaziergänge. Einfach beschäftigt bleiben.“

Das sollte kein Problem sein, denn mittlerweile ist sie bei einem Major-Label angekommen. „Mein Team, mit denen ich die Songs schreibe, und ich, wir haben ihnen die Sachen mal geschickt. Und die waren interessiert und riefen sofort an. Ich denke, die Lieder kamen einfach beim richtigen Menschen an und er ist jetzt mein A&R.“ Ihr Team ist übrigens das deutsch-britische DJ- und Produktionsduo M-22. „Ich habe sie in Berlin bei einem Writing Camp getroffen und wir sind direkt ins Studio. Der erste Song kam praktisch sofort und es war der beste, den ich bis dahin je gemacht habe. Ich wusste, dass ich mit ihnen arbeiten wollte. We just clicked!“

Mittlerweile haben die drei zusammen so viele Songs entwickelt, dass sie glattweg zwei Alben herausbringen könnten, „aber wir wollen gerade nur Singles veröffentlichen. Wir wollen uns auf jeden Song einzeln konzentrieren!“ Und diese strotzen nur so vor Emotionen und Empowerment, ihr Pop ist sweet, aber nicht naiv. „Ich will, dass die Leute glücklich sind, dass sie tanzen!“ Alles also wirklich ganz normal.

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