MIA. im Interview

by

Foto: Anna.k.o

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album „Biste Mode“ schon wieder vergangen, in denen sie nicht nur ihr 20-Jähriges gefeiert haben, sondern auch wie wild auf Tour waren. Kein Wunder, dass MiA. nichts an Energie, Wildheit und Spaß eingebüßt haben. Und mit „Limbo“ zeigen sich die Berliner musikalisch deshalb auch wieder bereit, alles abzureißen, während sie sich inhaltlich noch tiefer und ganz neu mit sich und der Welt beschäftigen – ohne das Konfetti zu vergessen. Doch wenn sich eines über all die Jahre nicht verändert hat, dann die Bedeutung, die Mode und Klamotten für Mieze und die Songs der Band haben. Darüber mussten wir uns mit ihr und Gunnar auch mal in aller Ruhe unterhalten.

Im neuen Video „Limbo“ trägst du, Mieze, wieder ein beeindruckendes Stück Kleid, das dich, wie dann klar wird, als Gitarre darstellt. Das Visuelle bei dir flasht wieder enorm …

Mieze: Bei mir ist es nach wie vor so: Die Klamotte ist der verlängerte visuelle Ausdruck vom Inhalt. Das liebe ich! Wenn die Setlist steht, komme ich mit einem Sack voll Klamotten in den Proberaum und überlege: Zu dem Lied muss die Glitzerjacke … zu dem die Uniform. Da will ich es gerade – und da super schräg. Bei dem muss es weiß sein, aber hier völlig schwarz …

Als ob du eine Aufführung planen würdest …

Mieze: Ja, das ist so!

Gunnar: Die Klamotte kommt unter Umständen vielleicht sogar zuerst, weil sie schon da ist. Da ist schon ein unerschöpfliches Arsenal aus Möglichkeiten. Und wenn dann ein Regisseur wie Arrigo Reuss auf eine Idee kommt und fragt: „Könnte Mieze auch aussehen wie eine Gitarre?“, ist das überhaupt kein Problem, da schreibst du Mieze genau so eine SMS und dann ist das erledigt. Das ist halt geil. Das hat ein Eigenleben. Ich finde es auch toll, dass das Umziehen mittlerweile teilweise auf der Bühne passiert, das hat so etwas extrem Selbstbewusstes und Offenes. Obwohl du dabei beobachtet wirst, aber sie macht das einfach so, das gehört zu ihr und es ist okay, dass man das sehen kann. Ganz selbstverständlich.

Mieze: Ich habe auch schon über Stunden an Sachen genäht, sie verändert und gedacht: Das ist es, das passt – und dann im Probenraum gemerkt, nein doch nicht, das passt nicht. Es ist schräg, ich kann es auch nicht genau erklären, aber die Sachen sprechen zu mir und ihre Sprache ist sehr eindeutig: was geht, was nicht und warum. Es geht immer um Ausstrahlung und Haltung, und das ist eine wahnsinnig wichtige Ebene, finde ich.

Wo findest du all diese Teile? Ist in Berlin wahrscheinlich kein Problem …

Mieze: Wirklich überall. Auch wenn wir auf Tour sind. Meine große Mission ist es immer, vor dem Soundcheck in die Stadt zu kommen – und dort passiert es einfach. Und ob es nun jemand wie Anne Schmuhl ist, die uns schon lange beim Merch begleitet hat und die eine tolle Designerin ist, oder Ricardo Steffen … Und es gibt in Berlin einen Laden namens Star Styling, da gehe ich auch gerne hin. Secondhand ist ebenfalls immer eine Quelle, weil alles so unique ist. Einer unserer Freunde hat so einen Laden. Und ich mag es eben auch, die Sachen noch zu verändern.

Gunnar: Ich glaube, wenn man in Miezes Kopf reingucken könnte, würde man wohl eine lange Kleiderstange sehen, und an jedem einzelnen Stück sind Schilder dran mit dazugehörigen Songs. Aber dann gibt es noch welche, denen fehlt noch ein Lied.

Mieze: (lacht) Wirklich wahr ...

Gunnar: Und dieses Stück muss dann auch noch matchen. Das ist die Mission. (lacht)

*Interview: Christian K. L. Fischer


Back to topbutton