Nachgefragt: Newcomer*in Phil Plastie

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Foto: @phil.plastie

Schön und bunt anzusehen ist Phil ja, aber wer genau ist dieses schillerndste aller „neuen“ Klub Kids in Berlin? Wir hatten Phil nachts im „House of Shame“ im Bassy entdeckt und konnten ein paar Informationen entlocken.  

WARUM LEBST DU IN BERLIN? Mein Leben spielt sich seit 18 Jahren in der Hauptstadt Berlin ab. Ich bin mit vielen Umzügen durch ganz Berlin gereist und kann sagen, dass ich es wie meine linke Westentasche kenne. In dieser Stadt hält mich mein Abitur und nebenbei meine Ausbildung zum staatlich geprüften Artisten. Die Staatliche Artistenschule Berlin besuche ich seit vier Jahren und werde noch ein weiteres Jahr dort verbringen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Familie: Das ist der Ort, wo man ohne Probleme akzeptiert und unterstützt wird, egal was man vorhat – egal ob als Transe, Klub Kid oder einfach ICH.

ALS WAS BEZEICHNEST DU DICH DENN? KLUB KID, DARG? Ich bin bekannt als Phil Plastie (18) und bezeichne mich selbst gerne als Scene Queen ... Obwohl Scene Queen nicht ganz der richtige Begriff ist, da ich mich in diesem Outfit nicht nur in die Szene begebe, sondern mein tägliches Leben in dieser Art und Weise bestreite und durchquere. Als Dragqueen oder gar Transe würde ich mich nicht darstellen, da ich nicht versuche, eine Frau zu sein, sondern lediglich mein Äußeres so umgestalte, dass ich mir gefalle. Ich schminke mich und kleide mich wie eine Frau, jedoch trage ich keine unechten Brüste, verstelle nicht meine Stimme oder klemme mir meine Männlichkeit weg. Ich fühle mich als Mann und will und werde einer bleiben.

WO UND WIE GENAU BRINGST DU DICH IN DIE SZENE EIN? Der Start in die Szene war der Besuch des CSD vor drei Jahren, und so schlängelte man sich immer weiter unter die Leute, die einem die schwule Welt zeigen. Nach und nach entwickelte sich mein spezielles Aussehen … und mit Misserfolgen und Fortschritten bin ich so weit gekommen, wo ich jetzt stehe. Die Erfolgsleiter ist hoffentlich noch nicht zu Ende. Ich stand schon einmal auf der Bühne von Chantals House of Shame und habe Shows in anderen Locations moderiert. Meine speziellen Fähigkeiten als schrille Person zeige ich auf der Bühne mit meiner artistischen Darbietung: Hula-Hoop. Mein Ziel in der Szene oder allgemein ist es, so viele Leute wie möglich zu kennen, und dass sie mich auch kennen. Ich versuche, die Leute mal auf einem anderen Weg anzusprechen: nicht mit klischeehaftem Rumgezicke und aufgedrehtem Rumgeschreie, wie man es von anderen Dragqueens kennt. Niveau mit Witz spricht Personen mindestens genauso gut an.

DU MODELST ABER AUCH SEHR GERNE, ODER? Modeln ist immer ein großes Thema. Es ist ziemlich leicht, als leuchtende, androgyne Schönheit vor die Kamera der Partyfotografen zu kommen. Aber wenn man mehr als nur ein Schnappschuss sein möchte, muss man zum einem die Kontakte haben, zum anderen das spezielle Aussehen besitzen, das einen interessant macht und das Leute dazu bewegt, einen vor die „professionelle Kamera“ zu stellen. Man muss sich bewegen können und wissen, wie man Ideen gut umsetzen kann. Wahrscheinlich habe ich das Glück, dass ich in vielen Fällen sogar besser auf High Heels laufen kann als manch weibliches Model. Doch wann wird schon Karl Lagerfeld ein Klub Kid auf seinen Laufsteg lassen?! Vielleicht kommt diese Zeit ja noch.

•Interview: Michael Rädel phil-lip.de

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