#Valentinstag: Vanessa und Katharina

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Foto: www.instagram.com/coupleontourx

Zwei junge Frauen, die wissen, wie man sich im Internet inszeniert. Vanessa und Katharina wissen aber auch, wie sie ihre Liebe trotz aller Instagram-Versuchungen am Leben und ehrlich halten. Wir chatteten mit den beiden Influencerinnen.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Katharina: Dazu muss ich dich auf eine kleine Reise in der Zeit mitnehmen. Wir beide kennen uns seit vielen Jahren schon, wobei kennen ein zu starker Begriff ist. Wir sind zusammen im (Kack)-Brandenburg aufs Gymnasium gegangen, wo die Sitten streng und die Bürgersteige um 18 Uhr hochgeklappt sind. Als ich eine junge Erwachsene war, wollte ich raus ins große Berlin und das Leben kennenlernen und zog dann auch recht schnell in die Stadt und startete mein eigenes Leben und ließ meine Heimat hinter mir. Fünf Jahre später hat sich mein Leben gewandelt, was mich dazu veranlasst hat, eine neue Frisur zu machen – von langen Roten auf einen blonden Bob. Jedenfalls lud ich neue Bilder bei Instagram (witzigerweise) hoch und Vanessa ist darauf aufmerksam geworden und schrieb mir, um zu erfahren, wie es mir so ergangen ist die letzten Jahre. Wir verstanden uns auf Anhieb wunderbar und wurden dicke fette Freunde – zumindest vorerst. Über die Zeit und durch die vielen Partys und durchzechten Nächte hat sich mehr entwickelt: Und da wären wir auch schon im Heute, fast zwei Jahre später. Das hat lange gedauert, der Prozess war nicht leicht, aber mittlerweile haben wir es so verinnerlicht, dass wir zeigen wollen, dass es eben auch anderes Glück gibt, fernab von Schwarz und Weiß. Unterstützend in jedem Fall dazu: Berlin. Berlin ist eine so offene Stadt, in der jeder alles sein kann und dafür zwar schräg angeguckt wird, aber das Motto „leben und leben lassen“ stärker ausgeprägt ist.

Foto: M. Rädel

Wart ihr anfangs getrennt auf Instagram? Gab es da auch mal eine Art Wettrennen?

Vanessa: Wir sind beide auch getrennt auf Instagram, nach wie vor, und verfolgen fleißig das Leben entfernter Freunde. Zumal wir ein Statement setzen wollen – alleine halten wir unsere Accounts mehr banal: Klamotten, Kaffee mit Freunden usw.

Stören all die schönen Menschen nicht tagtäglich den Alltag, irgendwie muss man ja mithalten?

Katharina: Ja sicher, die Einflüsse sind groß. Aber Berlin ist es auch und mittlerweile unser beider Heimat. Insofern ja. Aber etwas mit Content zu bieten, der nicht schnell anödet ... das finden wir immer seltener. So müssen wir gestehen, ein Mithalten ist es weniger, eher ein Inspirieren und dabei selbst verstehen, wie man die anderen nicht anödet.

Wie haltet ihr es mit der Treue?

Vanessa: Wie halten denn „normale“ Beziehungen das mit der Treue? Kurz und knapp: Wir sind treu. Unserer Meinung nach ergibt das Zusammensein sonst wenig Sinn. Entgegen der Annahmen von vielen haben wir uns bewusst zu dieser Beziehung entschieden und auch dazu, diese monogam zu führen.

Foto: www.instagram.com/coupleontourx

Könnt ihr auch mal ein paar Tage ohne Instagram?

Katharina: Eigentlich nein. Zwar posten wir nicht stündlich, aber den letzten Schrei wollen wir nie verpassen. Instagram ist irgendwie unsere Jugend. Wenn die Teenies von neuen Apps sprechen, fühlen wir uns alt – Instagram ist und bleibt daher unser täglicher Begleiter, „in“ ist es auch immer noch.

Wie lesbisch oder queer definiert ihr euch?

Vanessa: Wieso wird alles differenziert? Wieso heißt der eine Teil Lebenspartner? Wieso muss es sich um eine „schwule“ oder „lesbische“ Hochzeit handeln? Reden wir nicht immer von Gleichberechtigung und Angleichung? Differenzierende Begrifflichkeiten zu finden, fördert nicht die Gleichberechtigung oder führt zu einer Identifikation mit „den anderen“. Deshalb haben wir da keine genaue Definition.

Mögt ihr das Wort „queer“ überhaupt?

Katharina: Nicht so richtig. Wir nennen es lieber „Liebe“.

Gibt es denn eine lesbische Identität?

Vanessa: Für uns ist das eine Stereotypisierung. Ich bin eine Frau, das ist meine Identität, und ich liebe eine andere Frau.

Foto: M. Rädel

Wie macht ihr jungen Menschen Mut beim Coming-out?

Katharina: Berührungspunkte schaffen. Instagram ist auch unter jungen Leuten noch modern. Damit es greifbar für junge Mädchen wird, sich ihre Sexualität bewusst zu machen, helfen nationale Instagrammer. Und das wollen wir sein. Wenn man sich Mädchen aus den USA oder England oder anderen Ländern anschaut, in denen weitgehend offen damit umgegangen wird, wirkt das so entfernt und nicht nahbar. Das wollen wir ändern.

Stichwort Sexismus: Können sich eure Follower benehmen?

Vanessa: Na ja ... Es hält sich in Grenzen. Aber Dreier-Angebote sind öfter dabei, Nudes auch und oft Angebote, die nichts im Rahmen einer Beziehung verloren haben. Aber damit müssen wir wohl leben. Uns ist das lieber, als wenn gleichgeschlechtliche Pärchen diskriminiert werden – wir nehmen es also mit Humor.

*Interview: Michael Rädel

www.instagram.com/coupleontourx

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