Barbie Breakout: „Das sind keine sicheren Zeiten für uns. Zickenkrieg hilft da nicht.“

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Foto: Facebook/Barbie Breakout

Schon seit der Jahrtausendwende gehört Barbie Breakout – obwohl sie sich einige Zeit lang von der Klubwelt etwas zurückgezogen hatte – zu den bekanntesten Diven Berlins. 2017 startete sie den „Transenstammtisch“ im Rauschgold, das ist aber noch nicht alles.

Foto: www.instagram.com/barbiebreakout

Vor einiger Zeit hast du dir eine Art Auszeit von der Szene, zumindest als Dragqueen, gegönnt. Schön, dass du wieder loslegst, aber warum warst du „weg“?

Ich hatte privat zwischen 2013 und Ende 2016 eine ziemlich taffe Zeit. Dazu kam, dass ich am Auflegen schon länger keinen Spaß mehr hatte und mich ansonsten in Arbeit begraben habe, um dem ganzen anderen Mist zu entfliehen. Ich habe mir nach meinem positiven Testergebnis 2006 geschworen, Dinge, die mich auf Dauer nicht glücklich machen, nicht mehr in meinem Leben zu dulden. In Beziehungen ist so was manchmal schwer umzusetzen, bei Drag war es aber ein simpler Prozess. Ich hab einfach beschlossen, mich erst wieder anzumalen, wenn ich wirklich Lust dazu habe, und nicht, weil Leute das von mir erwarten oder mit mir Geld verdienen wollen.

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Wie kamst du auf die Idee zum „Transenstammtisch“ – und vor allem auf den Namen ...?

Ach, die Geschichte ist nicht besonders spannend. Zuerst mal: Wir haben den gemeinsam ins Leben gerufen. Melli und ich waren am Chatten, es wurde mal wieder eine unserer Transenschwestern durchs digitale Dorf gejagt, irgendwer hatte wieder einen Furz quersitzen und zettelte deswegen einen Shitstorm an. Melli schrieb: „Das macht mich alles so traurig, warum geht das denn nicht anders?“ Darauf fragte ich sie, ob sie wirklich was daran ändern wolle. Sie sagte Ja und ich schlug den Transenstammtisch vor. Der Rest ist Geschichte. Auf den Namen kamen wir, weil ich der Herrin in einer E-Mail schrieb: „Lass uns das Ding plump ‚Transenstammtisch‘ nennen.“ Als ich zum nächsten Stammtisch im Rauschgold erschien, stand da in großen Lettern „PLUMP, der Transenstammtisch“ an der Wand. Die Herrin hatte mich falsch verstanden. Irgendwie fanden wir’s dann alle gut und haben es dabei belassen. Mittlerweile haben wir ‚plump‘ wie folgt aufgedröselt: politisch labern, untenrum mit Penis.“

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Als DJane sieht man dich kaum noch, oder?

Gar nicht mehr. Ich habe im Dezember 2015 mein letztes Set gespielt und habe keine Absichten, das wieder anzufangen.

Du bist aber vor allem als HIV-Aktivistin sehr aktiv und erfolgreich.

Ja, das macht mich momentan sehr glücklich. Ich bin ja schon immer offen mit meiner HIV-Infektion umgegangen, aber gerade die ganze Aufregung um die PrEP hat mir mal wieder bewusst gemacht, wie viel falsche Informationen, moralische Vorurteile und Ängste doch tatsächlich noch im Umlauf sind. Man glaubt, die Stigmatisierung sei weniger geworden, aber in weiten Teilen selbst der schwulen Bevölkerung ist davon noch nichts zu merken. Auf Dating-Apps behauptet ein Großteil der Positiven, die selbst auf Medikation unter der Nachweisgrenze sind, negativ und auf PrEP zu sein, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, wie sie dann behandelt werden. Wie viele HIV-Positive Vorbilder kennst du, national oder international, die nicht zu einem Outing gezwungen wurden? Die Situation lässt nach wie vor viel Luft nach oben …

Ganz abgesehen von der Arbeit mit der Szene und für die Szene: Worauf freust du dich 2018?

Zunächst mal stehen Melli und ich am 20.1. wieder im Rauschgold mit unserer Show „Sisters in Crime“ auf der Bühne. Nach dem Riesenerfolg vom letzten Mal freue ich mich umso mehr, dass wir das noch mal machen dürfen. Ansonsten stehen viele spannende Projekte in der Pipeline. Die Hälfte davon wird sicher nichts, aber wenn auch nur zwei oder drei im Laufe des Jahres Realität werden, bin ich sehr happy. Grundsätzlich wünsche ich mir, dass gerade wir Transen aufhören, uns gegenseitig zu attackieren, und uns stattdessen gegenseitig supporten, um die tatsächlichen Feinde, die uns Böses wollen, ins Visier zu nehmen. Das sind keine sicheren Zeiten für uns. Zickenkrieg hilft da nicht.

*Interview: Michael Rädel

https://www.instagram.com/barbiebreakout/

Foto: www.instagram.com/barbiebreakout/

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