45 Jahre SchwuZ

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Foto: M. Rädel

Diese queere Institution hat schon viele Krisen gemeistert: Homophobie der 1970er (außerhalb der Community war es ganz und gar nicht einfach), die Aids-Krise der 1980er, Gentrifizierung der 1990er und Nuller und aktuell Corona.

Trotzdem hat es das Team geschafft, auch mit virtuellen Angeboten, einem Online-Shop mit zum Beispiel Kaffee und Socken sowie Kalendern, zu bestehen, zu erfreuen und vor allem für LGBTIQ*-Sichtbarkeit zu sorgen.

Wir gratulieren dem SchwuZ zu viereinhalb Jahrzehnten Solidarität, Innovation, Kultur, Nachwuchsförderung, Hilfe, Coming-out-Support, interkulturellen Dialog und Queerness! Und nicht nur wir, auch einige Prominente der Szene wünschen nur das Beste..

Foto: M. Rädel

Rosa von Praunheim, Regisseur und Aktivist: „Das SchwuZ war für mich persönlich weniger ein Ort, um Party zu machen, sondern eher politischer Art. Ich erinnere mich gerne an gemeinsame Aktionen mit den Polit-Tunten und anderen Aktivist*innen. Zum Beispiel während der Aids-Krise, noch bevor es die ersten Aids-Hilfen gab. Es war ein politischer und kreativer Raum, den die Community mitgestalten konnte. Ich wünsche dem SchwuZ eine facettenreiche Zukunft, auf dass es ein Ort bleibt, der Vielfalt ein Zuhause gibt.“

Foto: Lena Meyer

Kilian Flade, Veranstalter: „Das SchwuZ habe ich noch ein paar Mal am Mehringdamm besucht, kurz nachdem ich nach Berlin gezogen war. Die meisten und besten Nächte habe ich aber am Rollberg erlebt. Besonders in Erinnerung ist mir Silvester 2016/17 geblieben. Ich hatte die ganze Nacht bis morgens in meiner Bar, der Moritz Bar im Wedding, gearbeitet. Als ich dort die letzten Gäste rausgekehrt hatte, bin ich spontan ins SchwuZ gefahren und habe dort noch lange mit meinen besten Leuten gefeiert. Für so viele von solchen unglaublich guten Nächten schätze und liebe ich den Ort wirklich sehr. Und dass ich ein paarmal für Jurassica Parka als Sportlehrer bei ihrer epic Popkicker arbeiten durfte, war für mich das Sahnehäubchen. Alles Gute zu 45 Jahren wünsche ich unserem queeren Aushängeschild Berlins. Long live SchwuZ!“ 

Foto: M. Rädel

Michael Rädel, Mitherausgeber blu und hinnerk: „Für mich ist das SchwuZ seit Ende der 1990er ein Fixpunkt der Szene und bis heute ein Ort, an dem ich gerne bin, um LGBTIQ*-Kultur zu erleben und Kreative zu treffen. Und natürlich um Kaey an der Kasse, Florian am Wirbeln, Camelia an der Bar und Betty BücKse auf den Dancefloors zu sehen … Danke für sehr viel Spaß, Konzerte und Infotainment. Auf die nächsten 45 Jahre!“

Foto: www.facebook.com/oliver.sechting

Oliver Sechting, Autor: „Als ich im Jahr 2000 im Alter von 24 Jahren nach Berlin zog, war das SchwuZ (am Mehringdamm) schnell zu meinem 2ten Wohnzimmer geworden. Ich erinnere mich an Partys, die es in der Form nicht in anderen Clubs gab, wie die Queercore-Party (Anm. für die Redaktion, den Namen der Veranstaltungsreihe habe ich leider vergessen). Schwule Punks kannte ich bis dahin gar nicht. Für mich war das auch innerhalb der queeren Szene eine neue Welt, die mir bewusst gemacht hat, dass es nicht ‚die‘ Szene gibt. Damals eine echte Bewusstseinserweiterung für mich als Jungen aus der Provinz. Happy Birthday, liebes SchwuZ.“

Betty BücKse, Dragqueen (großes Bild ganz oben): „Muddi SchwuZ is nun so alt wie ich. Ich torkelte 2005 zum ersten Mal die Stufen am Mehringdamm hinunter und blieb bis heute da auch irgendwie liegen … und werd’s wohl auch die nächsten 45 Jahre bleiben … Häppi Madoooonaaaa!“

Lars Deike, Künstler: „45 Jahre, was für eine Zahl! Die Gäste werden immer jünger, wir immer älter! Flo, du bist ein Segen für das Geburtstagskind! Weiter so!“

Kaspar Kamäleon, Ikone: „Liebes SchwuZ, happy sexy f###ing birthday! Danke für den sicheren Begegnungsort, um queere Sexualität zu erforschen und Menschen kennenzulernen. Sei weiterhin kreative und innovative Brutstätte für Travestietalente. Ich seh dich auf der Tanzfläche!“

Thomas Swims, Künstler: „Liebes SchwuZ, alles Gute den heiligen Hallen, dem bunten Feiern, den satten Beats! Und bitte macht weiter so. Wo sollen die Madonnamania-Schlagernackt-Kiezdiskos denn sonst hinne?“

Foto: M. Rädel

CoCo Kitsch, Dragqueen: „Happy Birthday liebes SchwuZ. Seit 45 Jahren bist du nun schon ein Platz für queere Menschen, ich wünsche dir und uns allen weitere tolle 45 Jahre!“

Über das SchwuZ: Es ist der größte queere Szeneklub Berlins und DAS Urgestein des Berliner Nachlebens. Jedes Wochenende (und oft auch werktags) seit 1977 lassen DJs und Dragqueens an den Musikmaschinen das queere Publikum tanzen. Je nach Veranstaltung zu unterschiedlichen Klängen: etwa Eurodance, Hip-Hop und Pop, House und Elektro oder Disco bei „bump!“ Das freute auch schon Gäste wie Jean Paul Gaultier, Betty BücKse, Wolfgang Joop sowie Erasure. Nur ein Partyort? Nein. Blondie und Rick Astley gaben hier schon Konzerte, auch finden hier regelmäßig Community-Veranstaltungen politischer Natur statt. 2020 wurde das SchwuZ mit dem Respektpreis ausgezeichnet. 

SchwuZ, Rollbergstraße 26, U Rathaus Neukölln, www.schwuz.de

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