Klassizistisches Interieur & queere Kultur

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Wenn man von einem schwulen gastronomischen Klassiker in Schöneberg sprechen kann, dann vom Berio. Eindrucksvoll zeigt sich der Beliebtheitsgrad des Schöneberger Kiez-Cafés, wenn im Sommer die ausladende Terrasse an der Maaßenstraße zum imposanten Schaufenster der Schöneberger-Szene mutiert.

Es sind fast 18 Monate vergangen, seitdem der Besitzer des Berio gewechselt hat. Rein äußerlich gesehen sind die Änderungen angenehm gering. Wie bei jedem Klassiker gilt es, Feinarbeit im Verborgenen zu Leisten, ohne den Charakter einer beliebten Institution zu verwässern. An dieser Stelle sei gesagt, dass dies dem neuen Besitzer sehr gut gelungen ist.

Noch immer empfängt den Gast ein warmes klassizistisches Interieur, das sofort zum Wohlfühlen einlädt. Es ist nicht vermessen, den Vergleich mit einem romantischen Pariser Straßencafé zu ziehen. Besonders an regnerischen Tagen umgarnt das Berio seine Gäste mit Wärme bei Kafee und Kuchen. Dabei lockt eine große Vielfalt an frischen Konditoreiwaren, serviert vom attraktiven Personal, das mit Höflichkeit und Schnelligkeit überzeugt.

Besondere Feinarbeit war in der Küche angesagt. Neben der festen Karte mit ihrer beliebten Frühstücksauswahl für ausgehungerte Nachtschwärmer gibt es auch eine Wochenkarte sowie einen Business-Lunch von Montag bis Freitag für günstige 4,90 Euro. Dass es eben doch auf die Größe ankommt, beweisen die teilweise riesigen Portionen. Wer beispielsweise einen großen gemischten Salat bestellt, fühlt sich an das sonntägliche Familienessen bei den Eltern erinnert. Wir teilten uns die riesige Salatschüssel mit vielfältigem Kraut sowie Schafskäse und Oliven (5,90 Euro). Ein wenig Balsamico und das sämige Honig-Senf-Dressing machten nicht nur den Salat an. Frisches helles und dunkles Baguette mit Butterstückchen wurden als Sättigungsbeilage gereicht. Wer lieber ein Süppchen als Vorspeise bevorzugt, der ist mit der Tomatencremesuppe samt Sahnehäubchen und Basilikum gut beraten (kleine Terrine 3,90 Euro).

Als vegetarische Hauptspeise bestellten wir von der festen Karte Kartoffelgnocchi in hausgemachtem Pesto mit Cherrytomaten und Rucola (4,90 Euro). Eine sehr leckere Komposition vor allem in Verbindung mit dem dazu gereichten, grob gehobelten Parmesan und einem Schuss Balsamico. Als ideale Begleitung erwies sich ein Chilenischer Cabernet Sauvignon (0,2l 3,30 Euro). Wer es etwas deftiger möchte, der sollte sich an das opulente Gratin „Schwäbele“ heranwagen. Das Spätzle mit Pilzen und Schinken in Bechamelsauce und mit Greyerzer Käse gratiniert bedient selbst den größten Hunger.

Neben der Frische der Speisen fällt auch das liebevolle Arrangement auf. Dies trifft insbesondere auf die Dessertkreationen zu. Klassisch, gut und sehr liebevoll dekoriert ist der Apfelstrudel mit Vanillesauce und -eis (4,50 Euro). Doch wie immer ist das Bessere des Guten Feind, und so gewinnt die Kaffeemousse mit karamellisierten Blutorangen (3,90 Euro) den Geschmacks-Contest – zumindest an diesem Abend. Wer den Prosecco Rosé (0,1l 2,90 Euro) nicht schon als Aperitif hatte, für den ist er spätestens zum Dessert die erste Wahl. Und so endet nach einem opulenten Mahl ein schöner Abend im Café Berio.

WWW.CAFE-BERIO.DE

CAFÉ BERIO, MAAßENSTR. 7, U NOLLENDORFPLATZ, SO–DO 8–24 UHR, FR, SA, 8–1 UHR, (030) 216 19 46, MO–FR 11–15 UHR BUSINESS-LUNCH 4,90 EURO, TÄGL. 19–21 UHR COCKTAILS 2 FOR 1

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