Malediva UNGESCHMINKT

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Foto: roofmusic.de

Das Trio Malediva, Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2006, führt nach fast zwei Jahren ihr fünftes Programm „Ungeschminkt“ auf. Dabei kommen neue Ideen der Inszenierung und Dramaturgie zum Einsatz.

Nachdem das letzte Programm „Ab heute verliebt“ die Grenzen der weiß geschminkten und stark typisierten Charaktere aufgezeigt hat, wird mit „Ungeschminkt“ das bewährte Dialogkonzept erhalten und um einen geschlossenen Einakter ergänzt.

Mit dem Verzicht auf die weiße Maske geht auch eine Demontage der Figur des sympathischen Dummchens (Lo) und der divenhaft Überlegenen (Tetta) einher. Die Dialoge kreisen zwar weiterhin um die Schwächen des jeweils anderen. Nach fast zehn Bühnenjahren dieser öffentlichen Beziehungsbewältigung ist aber offensichtlich der Schutzmechanismus Schminke nicht mehr notwendig. Das Vorläuferprogramm „Ab heute verliebt“ ließ spüren, dass die äußere Maske ein Zeichen der innerlich unbeteiligten Figuren geworden war. Diese kreative Midlife-Crisis („Eben war ich glücklich, jetzt bin ich 35“) wurde erfolgreich überwunden und das Altern selbst Gegenstand der Satire: „Alt sein ist nicht schlimm, solang wir dabei jünger aussehen / ich finde wir sehen aus wie zwanzig, solang wir nur im Dunkeln rausgehen.“

Malediva lässt das Ideal an der Realität zerschellen

und trägt die Scherben als Schmuck

Während der zweite Teil an das vertraute Bild des beieinander auf Hockern sitzenden Paares anknüpft, überrascht die erste Hälfte mit einem Einakter in der Wohnzimmerkulisse frisch Verheirateter. Mit Liedern und Texten wird das Ereignis von der Hochzeitsfeier über die schrecklichen Verwandten bis zu den Sexgeräusche produzierenden Nachbarn reflektiert. Dabei wagen die Künstler den faszinierenden Ausbruch aus der sitzenden Statik, indem die Schuhe ausgezogen und sich auf dem Designer-Sofa gefläzt wird. Bereichert wird dies durch eine mimische Einlage bei der Sprichwörter schauspielerisch souverän dargestellt werden.

Keiner, der Malediva für ihre tiefsinnigen und schonungslosen Abrechnungen mit dem Leben liebt, muss sich dabei vor einem Absturz in oberflächliche Komik fürchten. Das alte Thema Angst („Ich hab Angst, seit ich denken kann, hab ich Angst schon ein Leben lang“) gibt dem Humor seine tiefgründige Dimension. Vor der Realität wird nicht geflüchtet, auch wenn sie zum Heulen ist. „Traurig kommt über Nacht, und man kann sich schlecht weigern, ganz im Gegenteil die Traurigkeit, die kann sich noch steigern.“

Auch das Thema Liebe spiegelt die Abkehr von der Maske. „Ungeschminkt“ begegnet man sich und verteidigt das Gefühl gegen die Veränderung, insbesondere der eigenen. Jedoch hat sich das phantasievolle „wir haben uns die Liebe neu erfunden“ der früheren Krisen verändert zu Durchhalteparolen. Wenn die Zuneigung im Betrug verloren geht, wird trotzdem „einfach dageblieben“. Denn „Liebe ist für immer, nicht nur für ein paar Wochen. Liebe wird nicht mittendrin abgebrochen.“ 

MALEDIVA – UNGESCHMINKT, TIPI ZELT AM KANZLERAMT, 15. UND 16. APRIL

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