Tobi ist euer GAB Covermodel 2022

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Foto: Hans Keller

Tobi Zirpel ist das GAB Covermodel 2022 und auf der aktuellen Januar/Februar-Ausgabe zu sehen. Im Interview spricht der sympathische 39-Jährige über das Shooting, über Body Positivity und darüber, wie es sich als schwules Paar in einem 700-Seelendorf lebt.


Tobi, du bist fit! Hast du fürs Shooting eine extra Runde Sport eingelegt? Ja und nein. Wenn die Zeit es zulässt, mache ich pro Woche sowieso fünfmal Sport, Ausdauer- und Krafttraining. Am Shooting-Tag war ich morgens im Fitnessstudio, weil es eh auf meinem Plan stand. Ich stehe morgens immer gegen 7 Uhr auf und bin dann mit der Erste im Studio. Ich mach‘ das nicht, um ein Muskelpaket zu sein, sondern nur, um einen Ausgleich zum Homeoffice zu schaffen. Da mache ich halt morgens Sport.

Foto: Hans Keller

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Du hast beim Shooting erzählt, dass du mal sehr viel mehr gewogen hast. Ja, zu Spitzenzeiten waren es 110 Kilo. Das war so zwischen 16 und 17. Irgendwann kam dieser Dreh: Ich muss etwas verändern in meinem Leben, um mich in meinem Körper wohler zu fühlen. Das muss jeder selbst entscheiden, und ich habe mich entschieden, abzunehmen. Allein schon, weil ich Klamotten liebe und man in gewissen Größen nicht das findet, was man gerne tragen würde. Ich habe damals meine Ernährung umgestellt, von Fastfood zu gesundem Essen, und bin regelmäßig zum Sport gegangen. Damit habe ich relativ schnell sehr viel abgenommen und halte das eigentlich ganz gut, die letzten 23 Jahre.

Das erfordert ganz schön viel Disziplin! Ja, obwohl ich überhaupt kein disziplinierter Mensch bin, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich bin zu Hause eher der totale Chaot. Ich schnuckel auch unheimlich gerne, Schokolade, Gummibärchen oder was auch immer. Es gibt ja Leute, die können essen was sie wollen und nehmen nicht zu. Bei mir ist es so: ich guck‘s an und merke dann schon direkt ein, zwei Kilo mehr auf der Waage. Aber Kalorien zähle ich nicht. Ich genieße das Leben. Immer schlank sein ist ja nicht das wahre Leben. Oder das, was man oft in den Social Media Kanälen sieht, das ist auch nicht das wahre Leben. Da darf man sich nicht fehlleiten lassen.

Foto: Hans Keller

Ein anderes Thema: Du hast mal in München gewohnt, hast dich dann aber mit deinem Partner dafür entscheiden, nicht in der Stadt zu leben, sondern in einem kleinen Ort, hier im Rhein-Main-Gebiet. Wie ist es dazu gekommen? Ursprünglich haben wir in der Nähe von Mainz gewohnt, ganz schön, eine Wohnung mit Blick ins Rheintal, also ganz gemütlich. Im Urlaub 2014 oder 2015 kam das Thema Hausbau oder Wohnungskauf auf. Also haben wir geschaut, aber in der Umgebung hat uns nichts gefallen. Und in Mainz selbst musst du Millionen verdienen, um dir was Schönes leisten zu können. Eigentlich sind wir dann durch meine Schwägerin auf die Idee gekommen, aufs Land zu ziehen. Sie hat uns geholfen, ein Grundstück zu finden, in dem Ort, in dem sie wohnt. Und so sind wir im wunderschönen Gabsheim in Rheinhessen gelandet. Unser Haus liegt direkt an den Weinbergen. Und das ist ja das Schöne am Landleben: Nette Menschen, lecker Wein, Natur und Ruhe. Heiko und ich sind beide auf dem Land groß geworden, er in einem Winzerbetrieb und ich mit Kühen, Kälbchen und Schweinen als Nachbarn auf dem nahegelegenen Bauernhof. Ich fand das schon immer sehr schön. Mein „Ausflug“ nach München, das war ganz nett, aber das war nicht meine Welt. Das war zu groß für mich und zu anonym.

Foto: Hans Keller

Foto: Hans Keller

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Wie viele Einwohner hat Gabsheim? So um die 720 sag ich jetzt mal. Also, das ist schon wirklich klein.

Hattet ihr da als schwules Paar Probleme? Ich persönlich muss sagen, wir hatten keine Probleme. Wer über uns reden will, der soll halt über uns reden, das ist uns beiden ziemlich egal. Im Ort sind wir als „die Jungs“ bekannt und eigentlich bestens aufgenommen worden. Das liegt aber auch daran, dass meine Schwägerin und ihr Mann uns den Weg gut geebnet haben und dass die Menschen hier im Ort sehr offen und herzlich sind. Und was das Thema LGBTIQ* betrifft: Wir sind mehrere hier im Ort, ein lesbisches Paar und noch ein zweites schwules Paar. Es liegt auch immer daran, wie man da selbst rangeht. Also möchte ich mich in die Gemeinschaft einbringen, oder lebe ich für lieber für mich, hinter verschlossenen Türen. Das muss jeder selbst entscheiden.

Foto: Hans Keller

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Ihr habt euch sehr aktiv in die Dorfgemeinschaft eingebracht! Ja. Obwohl ich eigentlich gar kein Fan von Vereins-Dingen bin, haben wir einen Kirmes-Verein gegründet. Da mache ich den Vorsitz und einmal im Jahr richten wir Mitte September unsere Kerb hier im Ort aus. Das sind diese Momente, wenn der Ort zusammenwächst. Und wenn dann eine über 80-jährige auf einen zukommt und sagt, wir seien tolle Menschen und davon bräuchte die Welt mehr, dann denkt man, wow, dafür lohnt sich das Ganze! Das Dorfleben ist nicht so schwierig wie man sich das vorstellt. Viele unserer Freunde fragten damals: was tut ihr euch da an? Aber was soll uns denn passieren? Ich hab meine Bubble um mich herum, Heiko, meine Schwägerin, ihr Mann und meine Nichte sind hier, und ein paar Freunde im Ort und in den Nachbarorten – das reicht mir doch!

Foto: Hans Keller

Du kommst durch deinen Job ja auch ziemlich viel rum in der Welt … Ja, das kommt noch dazu. Ich bin in der Reisebranche tätig. Und für mich zählt einfach, offen auf Menschen zuzugehen. Das bringt auch mein Job mit sich, da habe ich mit ganz vielen verschiedenen Nationalitäten und verschiedenen Kulturen zu tun. Und dann bist du einfach weltoffen und siehst auch vieles anders als die Leute, die nie etwas andres als ihr eigenes Land gesehen haben. Als ich während meiner Ausbildung das erste Mal nach Kanada geschickt wurde, damals mit Anfang 20, da dachte ich schon: Krass, ich bin erste aus meiner Familie, der über den großen Teich fliegt, Und dann fliegst du bei nächster Gelegenheit nach New York und lernst die Stadt kennen, in die mich völlig verliebt habe. Wenn ich richtig viel Geld hätte, würde ich mir ein kleines Apartment in New York holen und dann auf die Straße raus und dort das urbane Leben feiern. Das ist mein Traum-Gedanke, was ich so gerne hätte. Das würde ich cool finden. Und das habe ich durch meinen Job kennengelernt. Ich reise aber auch generell sehr gerne, und selbst wenn ich durch meinen Beruf viel unterwegs bin, ist es für mich ok, einmal im Jahr einen großen Urlaub zu machen.

Ja, es soll vier Wochen nach Asien gehen, nach Thailand, Laos und Kambodscha. Auch weil Heiko und ich uns vorstellen könnten, später mal in Thailand zu leben. Wir mögen die Mentalität, das Essen, die Luft, die Natur und die Wärme. Wir planen eine Rundreise, denn wenn ich 14 Tage nur im Hotel sitze und an den Strand gehe, würde ich wahnsinnig werden. Ich muss immer was unternehmen, auch wenn ich mich nur zu irgendwelchen Leuten in irgendein Café setze und mit denen quatsche. Ich bin halt sehr kommunikativ und komme bei jeder Gelegenheit gerne mit Leuten ins Gespräch. Ich zwinge denen das gar nicht auf, ich habe oft das Gefühl, ich habe irgendwas an mir, so dass die Leute von sich aus automatisch erzählen. Meine ehemalige Chefin hat mal über mich gesagt, ich wäre ein Menschenliebhaber. Und das stimmt auch: Ich mag einfach Menschen!

Foto: Hans Keller

Foto: Hans Keller

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Credits:

Fotos: Hans Keller, www.hanskeller.com

Model: Tobi Zirpel

Make-up Artist/Styling: Wango – Delicate FacesAD/

Styling: Björn Berndt

Assistant: Bella Götzmann

Location: Onlight Studio Frankfurt

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