Bondage Guys Rhein-Main: Fesselnde Kunst

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Foto: Bondage Guys

Fesseln ist Teil des SM-Spiels – der Reiz liegt wechselseitig in Kontrolle und Vertrauen, Dominanz und Unterwerfung.

Martin und Alex aus Wiesbaden und Mainz sind die Masterminds der Bondage Guys Rhein-Main, die nicht nur ein Netzwerk für fesselbegeisterte Männer gegründet haben, sondern mit Workshops und Shows die Ästhetik der kunstvollen Umschnürung auf ganz unprätentiöse Weise populär machen wollen. Ein Gespräch mit Martin über seine Leidenschaft.


Seit wann gibt es die Bondage Guys und wie funktioniert euer Netzwerk?

Foto: Bondage Guys

Angefangen haben wir 2018/19 mit den ersten Workshops im RUFF Store in Frankfurt, auf dem Sommerfest der AIDS-Hilfe Frankfurt und bei vielbunt in Darmstadt. Mit unserer ersten kleinen Performance auf der Approved Party des FLC im November 2019 sind wir zum ersten Mal unter dem Label „Bondage Guys“ aufgetreten und haben unsere damals neue Webseite promotet. 

Unsere Idee war es, in unserer Region das Thema Bondage zu fördern – vor allem in der schwulen Szene. Wir haben hier – vor allem in Frankfurt – eine vergleichsweise gut ausgebaute Fetischszene, die zum Beispiel durch den sehr engagierten FLC stark gefördert wird. Bondage spielte da leider bislang eine sehr marginale Rolle. Ich freue mich sehr darüber, dass wir das in den letzten Jahren ändern konnten.

Foto: Bondage Guys

Wir sind in dem Sinne kein Verein oder fester Club, sondern eine Initiative, die mit Workshops, Events und Präsenz auf den üblichen Veranstaltungen versucht, das Thema sichtbarer zu machen, Neugier zu wecken und Interessierte zusammenzubringen. Über unseren Newsletter und die Webseite informieren wir über Anstehendes in der Region.

Was ist dein persönlicher Trigger beim Bondage-Spiel?

Bondage ist eine sehr leidenschaftliche und innige Praxis. Da sich ein Spielpartner dem anderen ausliefert, geht es sehr stark um Vertrauen und vor allem Hingabe. Sich in Fesseln fallen zu lassen oder mit einem gefesselten Spielpartner die Grenzen zu ertasten kann sehr spannend sein. Es gibt grundsätzlich natürlich sehr unterschiedliche Intentionen, warum Menschen Bondage mögen. Einige genießen den Zustand und Prozess des Fesselns oder Gefesseltwerdens an sich. Viele nutzen es als Mittel zum Zweck für BDSM-Praktiken. Für manche hat Bondage auch sehr viel mit Ästhetik und Handwerk zu tun.

Ist die möglichst kunstvolle Schnürung ein zusätzlicher Reiz? Oder ist das schon jenseits des reinen Lustbereichs?

Ästhetik und handwerkliches Können sind bei gut gemachtem Seilbondage – vor allem beim Shibari, der japanischen Fesselkunst – absolute Ehrensache. Man kann das mit komplexen und kunstfertigen Suspensions, der Hängebondage, natürlich auf die Spitze treiben. Jeder „Rigger“, der Fesselnde, hat da seine eigenen Präferenzen. Logisch darf‘s bei einer schnellen Nummer auch mal eine fixe Schnellfesselung sein. Erlaubt ist, was gefällt.

Foto: Bondage Guys

Ihr geht mit eurer Fesselkunst an die Öffentlichkeit, gebt Workshops und zeigt Bondage-Shows. Was war die Motivation dazu? Und wo habt ihr eure Skills gelernt?

Bondage ist in unserer Region leider unterrepräsentiert – das wollten wir ändern. Zudem gibt es viele interessierte Menschen, die einen Anfangspunkt oder auch Anschluss suchen – aber auch einige Ängste und Vorurteile. Sichtbarkeit ist ein gutes Mittel gegen Berührungsängste. Auf dem Queer im Bett Festival in diesem Jahr sind beispielsweise sehr viele Leute zu uns gekommen, die das dann vor Ort gleich ausprobiert haben – und das in den meisten Fällen auch wirklich genossen haben. Ich war von dem Zuspruch extrem überrascht und hoch erfreut.

Es gibt viele Quellen, in denen man Dinge über Bondage sich einiges aneignen kann: Bücher, Webseiten, Video-Tutorials. Erfahrungsgemäß lernt man jedoch am meisten und besten von Leuten, die es gut können. Wir nutzen da auch alle Quellen, haben auch schon Workshops besucht und sind natürlich auch hin und wieder in der internationalen Bondageszene unterwegs. Da bekommt man eigentlich jedes Mal neuen Kniff gelernt.

Was sind die häufigsten Reaktionen von Menschen, die zum ersten Mal Bondage erleben?

Das ist natürlich sehr verschieden und hängt natürlich auch sehr davon ab, in welcher Rolle die Person ist und in welchem Kontext Bondage genutzt wird. In der Regel sind die meisten Menschen positiv überrascht und glücklich nach dieser Erfahrung.

Foto: Bondage Guys

Was zeigt ihr in euren Workshops?

Bislang haben wir Einsteigerworkshops angeboten, in denen wir in einer kurzen theoretischen Einführung etwas über Bondage, Historie, Seilkunde und natürlich das sehr wichtige Thema Sicherheit erzählen. Danach geht‘s in die Praxis und wir üben gemeinsam grundlegende Themen wie Handfesseln und einfache Oberkörper-Harnesse. Jeder im Workshop kann somit in entspannter Atmosphäre fesseln üben und das gefesselte Gefühl selbst erleben.

Auf was sollten Anfänger auf jeden Fall achten?

Grundsätzlich immer klar vorab mit dem Gegenüber kommunizieren und Interessen, Erfahrungswerte, Tabus und ein sogenanntes Safeword abklären. Wenn man noch nie gefesselt hat, dann sollte man sich über grundlegende Techniken und Sicherheit informieren, geeignete Seile nutzen. Und für den Notfall immer eine Schere in der Tasche haben!


Mehr Infos und Termine über www.bondageguys.de

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