#Buch • Jan Ranft „Zitronenjoghurt mit Buttermilch“

by

Foto: Rich Serra, www.rich-serra.de

Genauso erfrischend wie ihr Titel klingt ist sie auch – die neue Kurzgeschichtensammlung von Jan Ranft. Im Interview erzählt er die Entstehungsgeschichte.

Genauso erfrischend wie ihr Titel klingt ist sie auch – die neue Kurzgeschichtensammlung von Autor Jan Ranft. Hier wurde fleißig gearbeitet: Ganze 69 (!) schwule Storys aus allen nur erdenklichen Themenbereichen hat der Autor zusammengetragen.

Die Palette reicht von Coming-out- und Coming-Of-Age-Erzählungen über historische Kriegserlebnisse und deutsch-deutsche Beziehungen bis hin zu Fantasy-Episoden und amüsanten Alltagsbetrachtungen und erstreckt sich zeitlich von den 1920ern bis in die Jetztzeit.

Man trifft Fabelwesen wie den „Nöck“ (eine männliche Nixe), lüsternde Wissenschaftler, lässige Autoscooter-Jungs und ernüchternde Dreiecksbeziehungen. Und dann gibt’s da auch noch einen mysteriösen Brief, der eine wichtige Rolle spielt ...

Foto: tredition

Jan Ranft beschreibt seine Szenerien mit ausgesprochener Detailliebe, was dem Kopfkino viel Spaß bereitet. Leichte Literatur wechselt mit ernsten Themen, und manchmal braucht es auch gar nicht viele Worte um auf den Punkt zu kommen. Wie im ersten Band „Himbeerjoghurt mit Sahne“ ziehen sich einige der Geschichten wie ein Fortsetzungsroman durch das ganze Buch, sogar einige Figuren aus der ersten Anthologie tauchen wieder auf. Schmunzeln, Nachdenken und Entdecken – eine feine Sommerlektüre! Wir haben mit Jan Ranft über sein neues Buch gesprochen!


Jan, wie bist du zum Schreiben gekommen?

Dass ich Geschichten schreibe und erzähle geht weit zurück. In der dritten oder vierten Klasse habe ich die erste Kurzgeschichte in einem Aufsatz verfasst und während meiner Jugend in den 1990ern weitergeschrieben – Märchen, Gruselgeschichten und so, aber auch schon Lovestories. Wohlgemerkt war in dieser Zeit noch keine der Figuren homosexuell. Das traute ich mich damals noch nicht.

Meine erste „schwule“ Geschichte ist 1996 entstanden, nachdem ich einen bewegenden Artikel über die AIDS-Station des San Francisco General Hospital gelesen hatte. Von 2007 bis 2012 habe ich gepodcastet. In meinem „Studio 3“ habe ich schwule Themen behandelt aber auch kleine Geschichten erzählt. Die hab ich dann irgendwann gesammelt und in gedruckter Form herausgebracht. Nach meiner Podcast-Zeit bin ich beim Schreiben geblieben – und das ist nun mein zweites Buch.

Deine neue Kurzgeschichtensammlung besteht nicht nur aus der unglaublichen Zahl von 69 Texten, sie deckt auch eine unglaubliche Bandbreite an Themen ab – wie hast du dir das alles ausgedacht?

Meine Inspirationen kommen von überall her. Es sind eigene Erlebnisse, die von Freunden, aber auch Dinge, die ich irgendwo mal gelesen habe, die mir die Ideen liefern.

Grundsätzlich schreibe ich über Dinge, die der eine oder andere so auch schon erlebt hat. Und ich lege mich nicht gerne auf ein Genre fest. Deswegen finden sich im Buch Kriminalgeschichten, Lovestories und Alltagserlebnisse, aber auch Fantasy und ein bisschen Science-Fiction. Herausfordernd war, dass ich auf Figuren auf meinem alten Buch aufbauen und ihre Geschichte weitererzählen und vertiefen wollte. Das weiter zu spinnen war sehr reizvoll. Endlich habe ich Gary oder auch Ottokar viel mehr Background und Tiefe geben können.

Wie bist du insbesondere an die Geschichten mit dem historischen Hintergrund rangegangen?

Ich habe im Vorfeld viel recherchiert, habe Ausstellungen besucht, mir Zeitzeugenberichte angehört, Zeitungsartikel gelesen und einfach viel an Literatur gewälzt. Ich habe die verschiedensten Quellen durchforstet, um möglichst nahe am wirklich Geschehenen schreiben zu können. In der letzten Zeit gab es viel zu dem Thema im Netz zu lesen – zum Beispiel ist zu 50 Jahren Stonewall im vergangenen Jahr viel veröffentlicht worden. Sogar die Kriegserlebnisse meines Opas habe ich einbringen können, in der Geschichte „Zeev“.

Essen spielt oft eine Rolle in deinen Geschichten; kochst du gerne?

Ertappt! Ja, ich koche wirklich gerne, bin ein Genussmensch. Ein Rezept, das zum Nachkochen einlädt, habe ich sogar elegant in einer Geschichte einbauen können: Zitronen-Spaghetti! Passend zu Titel hab ich Zitronen übrigens immer mal wieder ins Buch gestreut – wer aufmerksam liest, wird sie hier und da entdecken: Schwarze Zitronen, Duftbäumchen, Limetten, Yuzu, Bergamotte-Duft und Landpomeranzen!

Foto: tredition

Zitronenjoghurt mit Buttermilch“ von Jan Ranft ist bei tredition erschienen, www.tredition.de

Back to topbutton