Ein Angebot, aktiv mitzumachen

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Foto: bjö

Seit Ende vergangenen Jahres ist Roland Marzinowski der neue Projektkoordinator im Switchboard. Dort kümmert er sich um das ehrenamtliche Barteam und ums Geschäftliche. Im Interview stellen wir Roland vor. 


Roland, du bist mehr oder weniger kurz nach deinem Start im Switchboard in den Corona-Shutdown geraten. Wie war das für dich?

Ich fand es sehr schade: Da startet man gerade, und dann muss alles heruntergefahren werden. Stattdessen musste ich ein Hygienekonzept erstellen. Aber nun schaue ich gerade, wie sich unsere Gruppen wieder treffen können. Ab September sollte das wieder möglich sein. Das ist eine komplexe Aufgabe mit großer Verantwortung – denn gerade die AIDS-Hilfe hat ja eine Expertise in der Gesundheitsvorsorge.

Wie habt ihr es für’s Switchboard generell gelöst?

Momentan können maximal 27 Leute im Gastraum sein. Das kommt auch ganz gut hin, weil derzeit weniger Gäste als sonst kommen. Der Hof ist derzeit für die Ehrenamtlichen reserviert; sie müssen ja während der Dienstzeit Masken tragen und nutzen den Hof als Pausenort. Es funktioniert, weil alle Gäste mitmachen. Zumindest haben wir die Zeit genutzt und den Hof renoviert, und er ist jetzt viel schöner als vorher.

Die Veranstaltungen der SwitchKultur und die Partys können momentan gar nicht stattfinden?

Leider nein, aber immerhin gibt es die SwitchKultur virtuell, einen YouTube-Kanal, der mit ganz viel Herzblut und tollen Ideen von den Machern der SwitchKultur betrieben wird. Es ist irre aufwändig diese Videos zu erstellen. Das Programm kann sich sehen lassen: Der Krimiautor Dieter Kaufmann hat bei uns gelesen, die Offene Bühne und Jo van Nelsen sind zu erleben. Man merkt aber auch: Gewisse kulturelle Darbietungen leben von der Begegnung, also zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu sein. Das macht ein kulturelles Erlebnis aus. Wenn man für sich allein ein Video anschaut, fehlt diese direkte Kommunikation. Trotzdem finde ich es wichtig, dass die SwitchKultur das anbietet und so in den Köpfen der Leute bleibt.

Wie bist du zum Switchboard gekommen?

Ich habe Theaterwissenschaft, Kulturwissenschaft und Publizistik studiert und habe dann 15 Jahre an verschiedenen Stadt- und Staatstheatern als Dramaturg für Schauspiel gearbeitet. Bei meinem letzten Engagement habe ich gemerkt, dass ich nicht länger in der „Theatermühle“ bleiben möchte. Denn ich wollte die Diskrepanz nicht mehr mitttragen, die es ganz häufig an Theatern gibt: Auf der Bühne werden große demokratische und emanzipatorische Werte postuliert, und innerhalb der Häuser sieht es ganz anders aus. Dort herrschen krasse Hierarchien. Manche Intendant*innen agieren wie neofeudale Machthaber, und die politischen Entscheidungsträger dulden das stillschweigend.

Ich bin 2018 der Liebe wegen in die Rhein-Main-Region gekommen und kannte vom Switchboard nur die CreamTime und einige Veranstaltungen. Aber Stammgast war ich keinesfalls. Als die Stelle ausgeschrieben war, dachte ich mir, dass das Anforderungsprofil perfekt zu mir passt. Hier zu arbeiten ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Die Arbeitsatmosphäre ist sehr respektvoll und partnerschaftlich und fördert den Gruppenzusammenhalt. 

Was ist für dich das Besondere am Switchboard?

Das Switchboard unterscheidet sich in einem Punkt von anderen Kneipen. Denn neben dem Zuspruch von Gästen ist es auf das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen angewiesen. Und das macht seine eigentümliche Atmosphäre aus. Einfach nur konsumieren, zahlen und nach Hause gehen würde auf Dauer nicht funktionieren. Denn das Switchboard lebt vom langfristigen Engagement seiner Mitglieder und der Community. Es bietet die Möglichkeit, sich einzubringen mit seiner Humanpower und seinen Ideen. Wir haben Leute, die Lust haben, im Barteam zu arbeiten, andere, die das Veranstaltungsprogramm gestalten, und noch andere, die sich handwerklich bei Umbauarbeiten betätigen. Dabei sind wir immer auch auf Neueinsteiger angewiesen. Das Switchboard ist ein doppeltes Angebot für Frankfurt. Zum einen, sich hier abends an der Bar zu amüsieren, und zum anderen, hier aktiv mitzumachen mit hoffentlich dem gleichen Spaß.

Switchboard, Alte Gasse 36, Frankfurt; derzeit Do, Fr, Sa ab 19 Uhr, So 14 – 18 Uhr CreamTime mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen; ab dem 22. September gelten wieder die gewohnten Öffnungszeiten: Di bis Do 19 – 24 Uhr, Fr und Sa 19 – 1 Uhr, So 14 – 18 Uhr, Infos über www.switchboard-ffm.de

Checkt „SwitchKultur virtuell“ auf dem YouTube-Kanal

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