Gay-Classics im Cinema Quadrat

by

Foto: EuroVideo Medien GmbH

Zum 50. Jubiläum des Mannheimer Kommunalkinos Cinema Quadrat gibt’s ein mit epochalen Film-Klassikern gespicktes Oktoberprogramm; mit dabei auch zwei queere Classics.

Am 3. Oktober wird der australische Ausnahmestreifen „Priscilla, Königin der Wüste“ gezeigt: Die drei Dragqueens Bernadette, Mitzi und Felicia erhalten ein Engagement mitten im australischen Hinterland. Mit einem alten Schulbus, den die Queens „Priscilla“ taufen, geht‘s auf Tour … Das schrill-glitzernde Roadmovie aus dem Jahr 1994 wahr eine echte Offenbarung: Queer Pride, überzeugende Drag-Attitüde, grandiose Kostüminspiration, schlagfertige Dialoge, Trans* Thematik – und das alles in der Australischen Wüste, mit einem Soundtrack, der ganz selbstbewusst queere Hits der Village People und Gloria Gaynor mit Abba mischt! Wegweisend!

Für noch mehr Aufruhr sorgte der 1971 veröffentlichte Aufklärungsfilm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim. In einer Mischung aus Spielfilm, Dokumentation und Protestaufruf schildert von Praunheim schwules Leben in der Berliner Subkultur der frühen 1970er. Daniel kommt aus der Provinz nach Berlin. Nach einer gescheiterten Beziehung nach heteronormativem Vorbild und als verlassener Liebhaber eines reichen Schwulen entdeckt Daniel die Szene mit ihren Bars und den Cruising- und Klappen-Orten für anonymen Sex. Eine schwule Wohngemeinschaft erklärt ihm schließlich, dass sein neuester Lebensstil oberflächlich sei und ein Leben als Homosexueller mehr als Mode und Sex beinhalten sollte.

Der Film beinhaltet eine klare Botschaft an die schwule Community: Die Misere, in der viele schwule Männer damals gelebt haben, sei hausgemacht. Schwule werden dazu aufgerufen, sich nicht länger zu verstecken, sondern sichtbar und offen zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen und gemeinsam und öffentlich für gleiche Rechte zu kämpfen. Die Texte, die die Handlung aus dem Off kommentieren, stammen unter andrem vom später berühmt gewordenen Sexualwissenschaftler und Schwulenaktivisten Martin Dannecker.

„ Der Film war geprägt von Wut und Frust, die sich in meinem bisherigen schwulen Leben in   Berlin   aufgestaut hatten“, sagt Rosa von Praunheim über seinen Film. „Ich war davon überzeugt, dass wir nicht immer nur passiv auf die Nettigkeit der Gesellschaft warten könnten, damit sich für uns etwas zum Vorteil verändert. Unser Film sollte provozieren,   Wir wollten auf keinen Fall einen Film, der die Schwulen glorifiziert oder bemitleidet“.

50 Jahre Cinema Quadrat, K1 2, Mannheim, www.cinema-quadrat.de

3.10., Priscilla – Königin der Wüste, 19:30 Uhr

8. und 9.10. „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“, 21:30 Uhr

Back to topbutton