Judas – Der Verräter

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Foto: Daniel Dornhöfer

Judas war der Verräter, der Jesus für 30 Silberlinge ans Kreuz lieferte. Über seine Motive wird bis heute spekuliert – aber meist gilt er als „der Verräter“. Kann man ihn und seine Geschichte auch aus einer anderen Perspektive betrachten? Darf man das? Ändert sich das Urteil über Judas, wenn man zum Beispiel nicht die christlich geprägte Erzählung, sondern die jüdische Sichtweise betrachtet?

Lot Vekemans‘ Monologstück „Judas“ bringt den Verräter zurück und lässt ihn seine Tat neu verhandeln; dabei geht es nicht um Rechtfertigung oder eine Entschuldigung, sondern um eine andere Seite der Geschichte. Vekemans sagt über ihr Stück:

Foto: Daniel Dornhöfer

„Ich denke, es gibt bei uns eine einseitige Richtung des Blicks auf die Helden, auf das, was wir als größer und höher und besser erachten, als wir es selbst sind. Wir lieben es, zu verehren, so wie wir es lieben, verehrt zu werden. Aber in beiden Fällen gibt man seine Macht an jemand anderen ab. Judas wird von Menschen verhöhnt, damit sie ihre eigenen Seelen reinwaschen. Es ist auffällig, dass in Porträts, die über die Jahrhunderte entstanden sind, Judas immer hässlicher und böser dargestellt wurde“.

Das Ensemble MitGefühl zeigt „Judas“ im Kulturhaus Frankfurt. Mit großem Körpereinsatz ist Kevin Silvergieter in der Rolle des Verräters zu sehen. Silvergieter sieht das Stück als Parabel: „Wir nehmen so viele Dinge als gegeben, ohne sie zu hinterfragen. Mir fällt in diesem Zusammenhang auch das Stichwort Fake-News ein. Oder wenn Dinge aus dem Kontext genommen werden und dann plötzlich ganz anders erscheinen als sie eigentlich sind. Es geht um das Überprüfen von Urteilen und darin auch andere Sichtweisen mit einzubeziehen“.

Foto: MitGefühl

In die Inszenierung ist auch eine persönliche Ebene eingeflossen: Kevin Silvergieter war zusammen mit seinem Mann mehrere Jahre als Blogger tätig; gemeinsam haben sie ihre Erfahrungen als Regenbogenväter geteilt. Als sie ihren beliebten Blog nach sechs Jahren beendeten, stießen sie bei einigen Followern auf Unverständnis und Empörung: „Aus deren Sicht kam ich mir plötzlich wie ein Verräter vor“, erinnert sich Silvergieter.

„Judas“ vom Ensemble „MitGefühl“ ist im Februar und noch einmal im April im Kulturhaus Frankfurt zu sehen.

23. – 25.2., Kulturhaus, Pfingstweidstr. 2, Frankfurt, 20 Uhr, kulturhaus-frankfurt.de

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