Kai ist Mr. Fetish Baden-Württemberg

by

Foto: Puppyspark_muc

Im Rahmen des traditionellen internationalen Maitreffens des Leder- und Fetischclubs LC Stuttgart wurde in diesem Jahr auch der neue Mr. Fetish Baden-Württemberg gewählt. Fünf Kandidaten standen zur Auswahl, überzeugen konnte schließlich Kai aka Skalli – damit ist erstmals ein Vertreter der Puppy-Community Mr. Fetish Baden-Württemberg. Im Interview spricht der 27-Jährige über seinen Fetisch und die Wahl.


Kai, stell dich doch bitte kurz vor; was hat dich bewogen, an der Wahl zum Mr. Fetish Baden-Württemberg teilzunehmen?

Ich bin Kai oder auch Skalli, komme aus dem kleinen, aber schönen Landkreis Heidenheim und bin von Beruf Fahrlehrer. Zur Kandidatur hat mich bewogen, dass die Community mir in den letzten dreieinhalb Jahren sehr viel gegeben hat und sie mir sehr ans Herz gewachsen ist. Es ist mir ein persönliches Anliegen, die Community zu vereinen, und deswegen habe ich kandidiert. Mir wurde vorgeschlagen, ob ich Lust hätte, und habe es einfach gemacht.

Die Pupp-Player gehören zu den Fetischen, die schon wegen des Outfits auffallen und oftmals Unverständnis auslösen. Unbeteiligte wissen zum Beispiel oft nicht, wie sie Puppys begegnen sollen, auch wegen der Maskierung. Kannst du uns die Unsicherheit nehmen?

Ja, wir Pup-Player sind tatsächlich immer sehr auffällig mit unseren Masken und Outfits. Aber genau das ist das Schöne daran. Die Frage, wie man uns am besten begegnet, ist ganz einfach zu beantworten: Mit offenen Armen! Puppys sind schrill, gerne laut, ziemlich aufgeweckt und knuffig. Wir kuscheln sehr gerne und bekommen gerne den Kopf gekrault. Sprecht uns einfach an, wir lieben es, mit Leuten zu reden (die meisten zumindest), und den Leuten zu erklären, was Pupplay im Allgemeinen und auch für einen selbst ist, und wie man es auslebt. Da gibt es viele verschiedene Varianten. Kommt den Puppys einfach mit Offenheit entgegen und lernt sie kennen, und ihr werdet feststellen, dass wir alle ganz Liebe sind, aus den verschiedensten Berufen, vom Anwalt über den Apotheker bis hin zum Firmen-Manager. Sehr viele Menschen sind vertreten, und genau das ist das Schöne daran, einfach alle, egal, welchen Status sie in der Gesellschaft haben. Es ist fabelhaft, zusammen zu feiern, und es ist egal, wer oder was man ist. Von den meisten weiß man nicht einmal, aus welchen Berufsgruppen sie kommen. Schön ist einfach die enge Zugehörigkeit in der Community.

Foto: Puppyspark_muc

Wie hast du deine Puppy-Leidenschaft entdeckt, was triggert dich daran?

„Triggern“ ist, finde ich persönlich, so ein negatives Wort. Ich bevorzuge eher das Wort „Auslöser“. Bei mir war der Auslöser tatsächlich auf einem CSD, in Mannheim, 2013 oder 2014. Dort habe ich das erste Mal einen Puppy gesehen, und ehrlich, mein erster Gedanke war: „Oh mein Gott, was ist das denn bitte? Ich habe dann mit dem Puppy gesprochen, und er hat mir alles erklärt, und irgendwie fand ich es dann recht interessant und spannend. Allerdings hatte ich nicht den Mut, mal reinzuschnuppern. Das ist dann tatsächlich erst im Dezember 2019 durch Zufall geschehen, weil ich jemanden kennengelernt habe, der Puppy ist, und dadurch habe ich dann den Weg in die Puppy- und auch in die Fetisch-Szene gefunden. Seitdem bin ich in der Szene unterwegs, und es sind sehr viele Fetische neben dem Pupplay dazu gekommen.

In deinem Bewerbungsmotto sprichst du dich für „eine gemeinsame Community ohne Shaming und Ausgrenzung“ aus und schneidest damit ein brisantes Thema an: Diskriminierung innerhalb der Community. Hast du selbst damit Erfahrung gesammelt? Und wie möchtest du dem entgegenwirken?

Ich habe auch schon das ein oder andere an Ausgrenzung und Shaming erlebt. Ich wurde schon Opfer von Gerüchten, die Leute aus Langweile, Neid oder sonst was verbreiten. Wir leben in einer Welt, in der es leider immer noch gang und gäbe ist, aufgrund seiner Sexualität Ausgrenzung, Hass und Gewalt erleben zu müssen. Wir leben immer noch in einer Welt, in der wir Angst haben müssen, wir selbst zu sein. Also gehen wir jährlich auf CSDs und demonstrieren für unsere Rechte und gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass. Wir sind eine Community, die selbst all diese Dinge innerhalb der Community in absoluter Perfektion fabriziert, aber kämpfen gegen das, was wir tun. Eine interessante und traurige Kontroverse. – Es werden Leute aufgrund ihrer Sexualität ausgegrenzt. – Es werden Leute aufgrund ihres Körpers ausgegrenzt (zu dick oder zu dünn). – Es werden Leute aufgrund ihres Geschlechts ausgegrenzt. – Es werden Leute wegen ihres Alters ausgegrenzt. – Es werden Leute wegen ihres speziellen Fetischs ausgegrenzt. – Es werden Leute wegen ihrer Kinks ausgegrenzt. –Es werden Leute wegen Luxus und Status ausgegrenzt, weil es kein Label ist. Wir müssen selbst erst mal an unserem Umgang miteinander arbeiten, bevor wir auch außerhalb etwas bewirken können.

Deine Botschaft an die Community?

Lebt euren Fetisch aus, wie ihr es für euch selbst schön findet und lasst euch von niemandem reinreden, dass ihr schlecht seid. Fetisch ist für alle! Herkunft, Alter, Gewicht, Hautfarbe, sozialer Status und Ähnliches sind völlig irrelevant. Sei wie du bist, denn so wie du bist, bist du einzigartig! mrfetishbw.de


Back to topbutton