PrEP vs. Realität

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Foto: bjö

Seit gut einem Jahr gibt es die PrEP als offizielles Medikament im Portfolio der HIV-Prävention. Dr. med. Alexander Bodtländer von der Praxis im Nordend zieht eine Zwischenbilanz.

Welche Erfahrungen hast du in eurer Praxis mit der PrEP gemacht?

Wenn wir beraten, empfehlen wir die PrEP immer als eine zusätzliche Maßnahme um sich vor HIV zu schützen. Wir empfehlen immer auch das Kondom, zum einen wegen des Schutzes vor anderen STIs, aber auch, weil keine Präventionsmaßnahme 100 prozentigen Schutz bietet.

Darauf reagieren die meisten mit Verwunderung. Und ohne jetzt moralisch zu sein, habe ich das Gefühl, dass es da eine gewisse Diskrepanz in der Wahrnehmung gibt. Ich habe Patienten, die jahrelangen Safer Sex mit Kondomen gewohnt sind und wo nie was passiert ist, und die sich jetzt wundern, wenn sie mit der PrEP plötzlich eine andere Geschlechtskrankheit bekommen. Andersrum gibt es gerade bei jungen Leuten das Phänomen, dass sie die PrEP unbedingt haben wollen, weil sie ansonsten keine Dates mehr bekommen. Wer auf Kondome besteht, wird fast schon diskriminiert.

Und dann hatte ich auch schon einen Fall, wo ein Hetero die PrEP für einen geplanten Sexurlaub in Asien verschrieben haben wollte und sich wunderte, was da an Vor- und Nachuntersuchungen dranhängt. Die Wahrnehmung der PrEP ist also oftmals sehr selektiv.

Was sagst du solchen Patienten?

Wenn wie beim Urlaubsfall gar keine Indikation für die Verschreibung von PrEP besteht, sage ich das auch ganz klar. Und wer von Dritten dazu gedrängt wird, den bestärke ich darin, es so zu machen, wie er sich wohl und sicher fühlt. Ganz ehrlich: So viele Leute, wie im Netz behaupten, PrEP zu nehmen, kann es gar nicht geben!

Wieso ist die PrEP in manchen Fällen nicht sicher?

Das kann an vielen Faktoren liegen. Meistens lässt es sich auf Einnahmefehler zurückführen, es gibt aber auch andere Fälle, die derzeit noch erforscht werden müssen.

Das war im HIV-Bereich eigentlich auch schon immer so ...

Ja, wobei wir uns heute in einer ganz anderen Sphäre bewegen. Früher ging es darum, den Tod zu verhindern. Heute geht es darum, etwas zu verhindern, was noch gar nicht da ist.

www.praxis-im-nordend.de

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