Queer Flora in der Roten Flora

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Die Rote Flora ist in aller Munde. Mangelnde Abgrenzung zum Linksextremismus bis zu Unterstützung von Gewalt durch einige Sprecher vor und sogar noch nach dem völlig entgleisten G20-Gipfel bringen das autonome Veranstaltungszentrum so nah an eine endgültige Schließung wie wohl selten zuvor. Vorteil: Die gesteigerte Aufmerksamkeit bringt vielleicht auch alternative Projekte wie die Queer Flora in den Fokus, die zum CSD wieder für den guten Zweck tanzt und Spenden sammelt.

Foto: Jonke Suhr/CC-BY-SA 4.0/wikimedia

Unter dem Motto „Don’t stop the fight!” findet am CSD-Samstag der „Gipfel der Herzen“ statt. Er soll „antikommerziell, friedlich, gefahrengebietsfrei und offen für alle“ sein. Das Kollektiv in seiner Veranstaltungsankündigung:

„Angela Merkel hat ihr Kommen zugesagt, sie wird gemeinsam mit Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan einen cross-dressing-Workshop machen und dann eine all-gender-Toilette einweihen. Schön wär’s. Tatsächlich ist die Welt auch im Jahr 2017 ein Ort, in der Schwule, Lesben, Transgender* und Interesexuelle immer wieder verfolgt und als Menschen zweiter Klasse  behandelt werden. Auch in Deutschland sind Homo- und Transphobie nicht verschwunden. Intersexuelle Kinder werden weiterhin operiert, ohne ihre Zustimmung geben zu können. Transgendermenschen sind immer noch bürokratischen Demütigungen ausgesetzt, wenn sie sich auf den Weg  zu ihrem eigenen Körper machen wollen. Und draußen in der Welt hetzen Autokraten wie Putin und Möchtegern-Autokraten wie Trump gegen alle, die nicht ins Bild passen – queere Menschen eingeschlossen. Gleichzeitig tun sich in unseren eigenen Reihen Risse auf. Alice Weidel, Spitzenkandidatin der AfD, stellt sich als Vorzeigelesbe an die Spitze einer Partei, die gegen „Genderwahn“ an den Schulen mobil macht und versucht, Minderheiten gegeneinander auszuspielen. Und in der linken queeren Community finden Kleinkriege um Begriffe und Definitionshoheiten statt. Aber der Feind steht woanders: Auf jeder Straße, in jedem Klassenzimmer, in jeder U-Bahn, wo „Scheiß Lesbe!“, „Schwuchtel!“ und „Bist du eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?!“ zum Alltag gehören. Gewalt gegen die, die nicht ins Bild der Mehrheit passen, ist weiterhin ein Freizeitspaß für Leute, die sich irgendwie besser fühlen wollen. Der Kampf um Selbstbestimmung ist nicht vorbei. Er könnte in einer zunehmend auf Abgrenzung bedachten Gesellschaft sogar härter werden. Deshalb sagen wir: Steht zusammen! Gebt den Kampf nicht auf! Wir wollen unseren Teil dazu beitragen. Nicht nur bei dieser Party, die versucht, ein Ort der Freiheit zu sein. Die Spenden gehen in diesem Jahr an zwei russische Gruppen: Quarteera e.V. setzt sich gerade für die brutal verfolgten queeren Menschen in Tschetschenien ein. Und die Gruppe T-Action berät Transmenschen in und um St. Petersburg. Außerdem unterstützen wir die Hamburger Gruppen „Queers gegen G20“ und „queer refugees support“.

In diesem Sinne: Tanzen für eine gerechtere Welt!

5.8., Queer Flora, Rote Flora, Achidi-John-Platz 1, Hamburg, 23 Uhr

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