Gastkommentar: Dietmar Holzapfel

by

Dietmar Holzapfel

Mein München

Die „Deutsche Eiche“ dürfte die älteste Szene-Institution Münchens sein, allein unter unserer Führung existiert sie seit nunmehr fast 24 Jahren. Vieles hat sich seither verändert. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, wo „Szene“ auch ein Stück „Schutzraum“ bedeutete – bei uns war der Blick hinein durch schöne Glasfenster verhindert, anderenorts gab´s Einlassklingeln.

Foto: Privat

Das ist zum Glück heute nicht mehr nötig. LGBT-Klientel und Heteros durchmischen sich. Dennoch hören wir von den Gästen, vor allem von den Touristen, in der Szene sei immer weniger los. Stimmt, das betrifft aber nicht nur München. Einerseits kann man das Internet als Schuldigen benennen, andererseits sehe ich Folgendes:

Im neuen Stadtführer der Stadt findet man kaum Hinweise auf unsere Szene, das ist ärgerlich und entspricht nicht dem, was der frühere Wirtschaftsreferent (Reiter) und der jetzige (Schmid) versprochen haben, nämlich speziell auch die LGBT-Klientel zu bewerben. Mit Rathaus-Clubbing und Rainbow-Allianz-Arena, Pink Christmas etc. haben wir zwar Zeichen gesetzt, um die uns andere Städte beneiden, dabei kann es aber nicht bleiben!

Ein anderes Problem sind die Billig-Angebote der subventionierten Institutionen: Die Leute gehen nun mal dahin, wo sie fürs Bier halt weniger zahlen müssen. Tageweise hatte das sogar einmal ein Wirte-Kollege in der Thalkirchner Straße probiert (und ist dennoch eingegangen, weil an den anderen Tagen die Gäste fehlten). Die „Deutsche Eiche“ kann Ausfälle durch Hotel und Sauna kompensieren, aber viele kleine Betriebe gehen an den Dumping-Preisen kaputt. Man muss wissen, dass sich z.B. sub, Aidshilfe etc. zum Teil durch Eigenprofite finanzieren müssen. Könnte die Stadt nicht auf den Eigenfinanzierungsanteil verzichten? Könnte man die Preise nicht wenigstens anpassen? Gäbe es keine alternativen Einkünfte?

Wenn wir in Urlaub fahren, wollen wir auch nicht das einzige schwule Paar im Hotel sein, sondern auch andere kennen lernen. Wer kommt noch nach München, wenn es keine Szene mehr gibt? Doch auch die einheimischen Gäste bitte ich zu bedenken, dass gerade die kleineren Kneipen unserer Szene treue Gäste brauchen, um überleben zu können. Und auch diese Gratis-Zeitung lebt von Inseraten von Szene – Betrieben, sonst wird es sie auch bald nicht mehr geben.

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