Interview: Minas Borboudakis zu seiner Oper „Z“

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Foto: Wilfried Hösl

Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele 2019 dirigiert Minas Borboudakis die deutsche Erstaufführung der von ihm komponierten Oper „Z“, nachdem diese im letzten Jahr an der neuen Griechische Nationaloper in Athen uraufgeführt wurde. Die Oper fußt auf der wahren Geschichte der Ermordung des griechischen Politikers und Arztes Grigoris Lambrakis durch rechtsgerichtete Extremisten, nachdem er eine Rede gegen den Krieg und für den Frieden gehalten hatte.

Herr Borboudakis, Ihre Oper basiert auf dem Roman von Vassilis Vassilikos. Was hat Sie an dem Stoff besonders interessiert – oder anders, was war die Intention, das Material für eine Opernfassung umzuschreiben?

Der Roman basiert auf einer Tatsache, die Anfang der 60er-Jahre in Thessaloniki geschehen ist und für uns Griechen, bzw. für die neugriechische Geschichte, sehr relevant ist. Dieses Attentat ist in Griechenland sehr bekannt. Beim Lesen des Romans ist mir aber nicht nur der politische Aspekt dieses Geschehnisses und der Ermordung aufgefallen, es gibt noch einen viel tiefer gehenden Aspekt, den Vassilis Vassilikos in seinem Buch hervorhebt: nämlich der humanistische Aspekt. Er betrachtet den Menschen als Ganzes, in all seinen positiven und negativen Facetten. Und dabei sowohl Einzelpersonen als auch die Gesellschaft an sich. Die Faszination liegt in den großen und sehr spannenden Kontrasten zwischen den Menschen, den Beziehungen und natürlich dem Handeln der Menschen ...

Und wie kam die Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper für „Z“ zustande?

Wie so vieles im Leben war das ein kleiner Zufall: Ich habe 2007 meine erste Oper für die Bayerische Staatsoper geschrieben und Kent Nagano hat sie damals dirigiert. So lernte ich den Dramaturgen Rainer Karlitschek kennen. Und als ich 2016 an „Z“ arbeitete, traf ich ihn zufällig in der U-Bahn. Er kannte den Stoff und den Roman natürlich. Da er leider bei der Uraufführung in Athen nicht dabei sein konnte, bat er uns, ihm ein Video von der Aufführung zu schicken. Und das haben wir gemacht. Die Staatsoper fand schließlich, dass die „Z“ sehr gut in ihr Konzept für die diesjährigen Opernfestspiele passen würde. Anschließend übersetzte Frau Dr. Michaela Prinzinger in Berlin „Z“ ins Deutsche und ich habe die Musik angepasst. So ist alles entstanden.

Der junge Regisseur Kevin Barz gibt mit „Z“ sein Regiedebüt an der Bayerischen Staatsoper. Wie fanden Sie zusammen und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Kevin Barz habe ich früher nur vom Namen her gekannt. Aber die Staatsoper hat uns für diese Produktion zusammengebracht. Sie kannten ihn ja von den Kammerspielen und sie kannten mich von früher und „Z“ durch Athen. Wissen Sie, Dramaturgen haben immer ein gutes Gespür dafür, wer gut mit wem für welche Stücke zusammenpasst, und das war auch in diesem Fall so ...

Kevin und ich sprechen einfach die gleiche Sprache. Wir haben die gleiche ästhetische Linie und er ist ein sehr offener Mensch. Wir haben sehr lange diskutiert, denn er hat natürlich auch bestimmte Ideen und seine Vorstellungen. Ich habe ihm einfach erklärt, was in der Partitur drinsteckt und wie ich komponiert habe, und ihm dann den Raum gelassen, es so zu gestalten, wie er möchte. Sein Alter spielt dabei natürlich eine Rolle. Aber ich denke, eine gemeinsame Ästhetik ist viel wichtiger. Es gibt auch junge Menschen, die eine völlig andere Ästhetik haben und die damit nicht für das Stück passen würden. Aber er hat fantastische Ideen eingebracht, da habe ich Glück gehabt. (lacht herzlich)

1. (Premiere ausverkauft), 3., 5., 6. Juli, 20 Uhr, Oper „Z“, Reithalle, Heßstr. 132, München, www.staatsoper.de

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