Interview mit Chris Kolonko

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Foto: ck-showkonzepte

Lieber Chris, stell dich doch einfach kurz vor und gib uns ein paar Informationen zu deinem Werdegang.

Da ich aus einer Familie von Hoteliers komme, begann ich eine Lehre zum Restaurantfachmann, brach diese aber bald ab, um in Richtung Maskenbildner zu gehen – mit Friseurausbildung und allem, was dazugehört. Neben der Ausbildung war ich bereits Schüler in einer Musicalschule und finanzierte mir diese mit kleinen Auftritten als Travestiekünstler. Es folgte ein langes Engagement auf Mallorca, danach tingelte ich durch Klubs und kleine Theater wie das Old Mrs. Henderson oder das Bel Etage Theater und entwarf zum ersten Mal eigene Shows. Jahrelang bewegte ich mich auf Kleinkunstbühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der Erfolg war so groß, dass ich über die Jahre regelmäßig Varietéshows produzierte und allein in Augsburg mittlerweile über dreißig Produktionen auf die Bühne gebracht habe. Aus diesen Produktionen wiederum entstanden viele Theaterprogramme mit Kollegen wie Joy Peters, mit dem ich seit zwanzig Jahren „Herta & Berta“ spiele. So bin ich nun seit 15 Jahren in allen großen Varietéhäusern und Dinnershows zugange, die es so gibt. Von Schuhbeck’s teatro über fast alle Palazzos bis hin zu den GOP-Varieté-Häusern – all diese Theater habe ich mehrfach bespielt.

Parallel dazu entwickelte sich für mich das Geschäft auf Kreuzfahrtschiffen, auf denen ich bis heute tätig bin. Mittlerweile auch als Showproduzent für die MS Europa 2. In München durfte ich zweimal für das Bühnenprogramm des CSD verantwortlich sein, konnte die Aufgabe aber leider nicht weiter übernehmen, da sie einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Zurzeit spiele ich in der Dinnershow des Alexander Kunz Theatre in Saarbrücken, und ab Oktober führe ich wieder für sechs Monate durch das Radio Regenbogen Palazzo Mannheim, welches mit 600 Gästen am Abend die erfolgreichste und größte Dinnershow im deutschsprachigen Raum ist.

Foto: ck-showkonzepte

Wie kommst du auf die Dietrich? Was fasziniert dich an ihrer Person?

Ich spielte einmal die Rolle des Peter Pan in München und wurde in diesem Zusammenhang von einem jungen Musical-Komponisten angesprochen, der in mir die Dietrich sah. Ich hab’s ausprobiert und in seinem Musical „Ich Marlene“ die Marlene gespielt. Was diese Frau erlebt hat, ist Geschichte. Eigentlich sind es viele Geschichten, sogar verschiedene Leben. Das Leben in den 1920er-Jahren in Berlin, das Leben in Hollywood, viele Jahre an der Front für die amerikanischen Soldaten und dann noch das Leben als Entertainerin ab dem 50. Lebensjahr.

All das, in Verbundenheit mit ihrer Schönheit, ihrer Ausstrahlung und ihrer Disziplin, fasziniert mich an ihr. Sie ist gelebte Geschichte.

Du spielst ja die Rolle in einer Rolle? Wie fühlt sich das an?

Ich hab mich nie darauf konzentriert, sie zu parodieren, sondern ihre Geschichte und ihre Gefühle in Verbindung mit ihren Liedern zu erzählen. Ich fände es übertrieben zu sagen, dass ich die Dietrich in mir spüre, aber ich versuche, ihre Empfindungen – welche sie oft beschrieben und in Interviews wiedergegeben hat – zu fühlen, allerdings nie, ohne zu vergessen, dass das Publikum auch unterhalten werden möchte und die Faktoren Glamour und Comedy nicht zu kurz kommen dürfen.

Aus dem Grund wechsle ich unentwegt zwischen der Kunstfigur Chris und der Kunstfigur Dietrich.

Magst du noch etwas zu deinem Stück „Marlene – The Concert Of Her Life“ erzählen?

Ich weiß, dass die Dietrich keine Person ist, die noch jeder kennt. Selbst mein jetziger Freund wusste nicht, wer sie ist. Für mich besteht damit die Herausforderung, die Geschichte einer Frau in Form einer Show zu zeigen, ohne dass man sie wirklich kennen muss. Und was ganz besonders wichtig ist: Die Texte ihrer Lieder sind durch all das, was heute in unserer Welt geschieht, so aktuell wie nie zuvor. Und was mir auch sehr wichtig ist: Ich werde live von einem Orchester begleitet – Musiker, die die Songs mit mir fühlen.

•Interview: Mario Lehlbach

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