Kai Pierre Thieß: „Kauft was Gescheites!“

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Yanjie Bauernfeind

Das Familienunternehmen Juwelier Hilscher ist aus der Münchner Stadtgesellschaft nicht wegzudenken. Auch Queeres passt zum Traditionsunternehmen, wie Geschäftsführer Kai Pierre Thieß im Interview durchklingen lässt.

Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, die bei den Worten Juwelier und Uhrmacher erst einmal mit den Achseln zucken?

Was soll ich dazu sagen? Da kann ich wohl auch nicht mehr helfen ... Nein, im Ernst: Die Frage ist ja quasi symptomatisch für das aktuelle Konsumentenverhalten. Ich würde erklären, dass es immer noch schöne Dinge gibt, die nicht zwangsläufig nach einer Saison aus der Mode kommen, weggeworfen werden müssen oder ein Systemupdate benötigen, um noch zu funktionieren. Eine Armbanduhr braucht ja kein Mensch, es ist mehr denn je Luxus. Die Zeit sehe ich auf dem Smartphone. Wenn ich meinem Freund eine Uhr schenke, habe ich nicht den Gedanken, dass er pünktlicher sein soll. Eine Uhr ist Zeichen von Wertschätzung, von Respekt und Liebe. Ist doch irgendwie ironisch, dass gerade ein Instrument zum Zeitmessen die Zeit stillstehen lässt und einen ganz besonderen Moment im Leben festhält.

Welchen Geschenktipp haben Sie und ihr Team für den Liebsten unterm Baum?

Kauft was Gescheites! Gutscheine sind ja schön, aber wo ist da der verbindende Gedanke an meinen Liebsten? Ein gemeinsames Erlebnis ist natürlich das Wertvollste. Ich bleibe aber bei einer Uhr als Geschenk, die begleitet ein Leben lang und ist etwas sehr Persönliches, das jeden Tag am Arm an den Menschen erinnert, der sie verschenkt hat. Das Wichtigste ist doch, Zeit füreinander zu haben. Wir nehmen uns Zeit für unsere Freunde. Es ist nicht wichtig, schnell etwas zu verkaufen. Es ist entscheidend, das perfekte Geschenk zu finden. Also, denkt gut darüber nach, was ihr verschenkt, denn es sagt etwas über euer Gefühl für den Liebsten aus. Und wenn ihr Hilfe braucht, schaut bei uns vorbei. (lacht)

Was bedeutet Goldschmiedehandwerk in unserer hektischen Zeit für Sie ganz persönlich?

Handwerk verstehe ich als eine Rückbesinnung auf den Menschen und seine Fähigkeiten. Nicht umsonst heißt der Titel „Meister des Handwerks“. Den Titel des Goldschmieds kann man nur durch kontemplative Wiederholung von Handgriffen und einen geübten Umgang mit den Elementen erlernen. Eile ist hier völlig fehl am Platze. Das Edelmetall fordert seine Zeit und Ruhe. Nur wer das respektiert, kann kleine Meisterwerke erschaffen. Es handelt sich quasi um eine Entschleunigung, und klingt doch in Zeiten eines vollen Terminkalenders ganz verführerisch, oder?

Dem Goldschmiedehandwerk haftete aber schon immer etwas Mystisches an. Sei es zu Zeiten der Alchemisten, die sich darin versuchten, aus unedlen Elementen Gold zu schaffen, oder heute, wo junge Paare ihre Eheringe in Goldschmieden selber fertigen möchten. Gold hat etwas Magisches, es ist warm, weich und fasziniert einfach.

Wissen Menschen die Kunst der Uhrmacherei in Zeiten von iWatches und Co noch zu schätzen?

Sicher nicht alle Menschen, aber ein handwerklich gefertigtes, mechanisches Uhrwerk übt auf mehr Menschen als je zuvor einen starken Reiz aus. So ein Werk besteht aus mehreren hundert Einzelteilen, die in absoluter Perfektion gefertigt und zusammengesetzt werden müssen, damit alles zusammen schließlich dauerhaft präzise die Zeit anzeigt. Das alleine klingt doch schon faszinierend, oder?

Das Beständige wird für einen Menschen, der Wert auf Qualität legt, immer Bestand haben. Ich sehe Smartwatches weniger als Konkurrenz denn als tolle Hilfsmittel, die völlig ihre Berechtigung haben.

Warum trägt man eine „echte" Armbanduhr? Die individuelle Persönlichkeit kann man mit nichts besser unterstreichen als mit der perfekt ausgewählten Armbanduhr, sei es eine digitale Casio aus den 80ern oder eine Rolex Submariner. Was sagt eine Smartwatch über ihren Träger aus?

Worauf können sich Ihre Kunden 2018 besonders freuen?

Für die Freunde unseres Hauses haben wir im nächsten Jahr wieder eine Menge coole sympathische und abwechslungsreiche Veranstaltungen geplant. Als Münchner Unternehmen engagieren wir uns auf vielen Gebieten und laden dazu ein, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Ob in der Oper, im Pop-Konzert, im P1, bei Kinopremieren, auf Sportveranstaltungen und Bällen oder auf dem Oktoberfest: Da wo München feiert, sind auch wir mittendrin. Ach ja, und da ab diesem Jahr geheiratet werden darf, sind wir im April in Garmisch auf einer Hochzeitsmesse als schwuler Juwelier am Start. Wir werden einen Stand nur für schwule und lesbische Pärchen haben. Mal sehen, wie das läuft. Wenn die Frage jedoch in Richtung Trends im Uhren- und Schmuckbereich ging: Da wird es auch bunt ...

www.juewlier-hilscher.de

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