NACHGEFRAGT: Tim Fischer ist „zeitlos“

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Dieses Jahr feiert Tim Fischer sein 30. Bühnenjubiläum – und das mit erst 46 Jahren! Ein wahres Wunderkind war er und ist zudem bis heute erfolgreich mit seiner ganz eigenen Art Chanson: 1995 erhielt Tim Fischer den Deutschen Kleinkunstpreis, 2017 war er Teil der vielfach ausgezeichneten Serie „Babylon Berlin“. Im Herbst erscheint mit „Zeitlos“ ein neues Doppelalbum, das neue und ältere Lieder vereint. Und Tim geht auf Tour! Bis in den Mai 2020 hinein finden Auftritte unter anderem in Düsseldorf, Hamburg, Köln, Stuttgart Frankfurt und natürlich München statt. 

Dreißig Jahre auf der Bühne zu stehen, ist eine große Leistung. Was hat sich für dich verändert? Hattest du jemals Lampenfieber?

Lampenfieber gibt es bei mir phasenweise.Eben denke ich noch, ich sitze fest im Sattel, doch dann schlägt mir das Leben ein Schnippchen und es stellt sich Nervosität ein. Das kann ich vor einem Auftritt natürlich gar nicht gebrauchen! Ich fühle mich dann wie ein Säugling, der erst mal laufen und sprechen lernen muss.

Foto: S. Busse

Provinz oder Großstadt, wo fühlst du dich besser verstanden?

Heute ist das wirklich kein Thema mehr. Die Leute auf dem Land leben ja dank Internet nicht mehr hinterm Mond. Ich bin ein Fan von Großstädten. Aber genauso gerne trete ich auf dem Land auf. Die Menschen dort freuen sich ebenso über unseren Besuch. Ich habe mir in dreißig Jahren ein treues Publikum erarbeitet, das zu Freunden wurde. Da ist gleich eine gute Energie im Saal.

Über Political Correctness wird viel diskutiert, gibt es alte Lieder, die du magst, die aber einfach nicht mehr gehen?

Es kommt drauf an, wer einen Shitstorm bei Nichtgefallen verbreitet. Als Künstler sollte man Farbe bekennen und klarmachen, wo man steht. Die Lieder von Georg Kreisler beispielsweise sprechen mir total aus der Seele. Er hatte die richtige Einstellung, nämlich klar gegen rechts. Dass man mit solchen Aussagen in manchen Gegenden auf Ablehnung stößt, ist doch völlig klar. Man kann eben kein Omelett machen, ohne ein Ei zu zerschlagen. Ich hatte nie den Anspruch, allen gefallen zu müssen. Ich freue mich sehr, wenn ich im Konzert ein Lied von Friedrich Hollaender singe und mich anschließend junge Leute fragen, ob ich den Text selbst geschrieben habe. Das zeigt deutlich, dass die Lieder nicht dated, sondern zeitlos sind.

Ein neues Lied ist „Ich bin die Transe Hans von Hansetrans“

Ja! Da wird ordentlich transgendert! Mit dem Song von Thomas Paul Schepansky fordere ich Respekt für sogenannte Minderheiten ein. Ich finde es wichtig, an einem solchen Abend zu zeigen, dass Vielfalt eine Bereicherung ist.

Was erwartet uns beim neuen Programm?

Ich komme mit genialen Musikern. Rainer Bielfeldt wird am Klavier sitzen, Bernd Oezsevim am Schlagzeug, Jo Ambros spielt Gitarre, und unser musikalischer Leiter Oliver Potratz spielt Bass. Ich präsentiere zum einen meine Klassiker aus drei Jahrzehnten – in musikalisch völlig neuem Gewand – und die neuen Stücke vom Album „Zeitlos“, das am 11. Oktober erscheint. Da gibt es Komisches, Trauriges, Lieder über den Tod, das Leben und die Liebe. Im Grunde ist es ein Wechselbad der Emotionen – eine Art Kneipp-Kur für die Seele.

14. + 15.11., Tim Fischer, Lustspielhaus, Occamstr. 8, München, www.timfischer.de

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