Das Quartett Repercussion belebt die Schlagzeug-Szene

Foto: Udo Gottschalk

Repercussion – Das »re« als Präfix bedeutet nicht nur Zurücknahme. Es kann auch Wiederholung wie in Revision oder Erneuerung wie in Remix bedeuten. Das englische Wort repercussion bedeutet aber auch Auswirkung, Nachwirkung oder Nachhall. Bei dem jungen Percussion-Quartett Repercussion ist der Begriff der Erneuerung die passendste Assoziation, die einem durch den Kopf geht, seine Konzerte entfalten haben aber auch einen besonderen Nachhall. Vier junge Schlagzeuger haben sich unter diesem Namen zusammengefunden: Johannes Wippermann, Jahrgang ‘86, ist seit 2010 erster Schlagzeuger im WDR Sinfonieorchester. Veith Kloeters, Jahrgang ‘84, hat seit 2013 einen Lehrauftrag an der Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf und spielt daneben in verschiedenen Bands. Der Niederländer Rafael Sars wurde 2012 in die Orchesterakademie der Düsseldorfer Symphoniker aufgenommen, seit 2014 gehört er als Schlagzeuger den Duisburger Philharmonikern an. Und der 1983 geborene Stephan Möller ist seit 2007 erster Solopauker im Beethovenorchester Bonn.

Entstanden ist das Quartett aus einer jahrelangen Freundschaft vierer Perfektionisten, die von selbstauferlegten Grenzen wenig halten. Gemeinsam wagen sie sich an neue Kompositionen von jungen Komponisten. Mitunter kombinieren sie auch Alt und Neu. In ihren Konzerten interpretieren sie Barock von Bach, Neue Musik von zeitgenössischen Komponisten oder auch Bossa nova von Antonio Carlos Jobim. Sie spielen Stücke als Solisten, als Duo, als Quartett oder auch mit einem ganzen Orchester, mitunter begleitet von Elektronik. Außerdem verbinden sie ihr Spiel mit anderen Kunstformen wie den Tanz. An diesem Abend haben sie sich mit Warped Tape zusammengetan: Andreas Huck und Roland Nebe sorgen beim Konzert für eine lebendige Lichtsetzung mit rhythmischen Lichtblitzen und Live-Videos. Nur zwei etwas ältere Stücke stehen auf dem Programm: »Music for Pieces of Wood« aus dem Jahr 1973 von Steve Reich ist ein kleines, leises Stück, das die Grundprinzipien der Minimal Music mit nichts weiter als fünf gestimmten Klanghölzern erforscht, die in rhythmischen Verschiebungen miteinander kommunizieren. »Marimba Spiritual« von Minoru Miki ist ein Stück für Marimbaphone und drei Schlagzeuger. Das melodische Spiel der Marimba ist rhythmisch komplex und wird durch das dynamische Schlagzeugspiel der drei übrigen Mitglieder des Quartetts pointiert umspielt.

Alle weiteren Kompositionen, die Repercussion an diesem Abend aufführen wird, sind neueren Datums: »Gyro« für zwei Schlagzeuger von Tomer Yariv aus dem Jahr 2005 wirkt wie ein Kommentar zur Stereophonie, der den Interpreten alles abverlangt. »Dialogo & Esegesi« von Roberto Bocca für Mallett-Quartett entstand im Jahr 2015 und zelebriert ein kaskadenhaftes Zusammenspiel. Casey Cangelosis »Bad Touch« ist für ein Schlagzeug und ein Tonband geschrieben. Letzteres gibt Aufnahmen von einem staatlichen Drogenexperiment mit einer Frau wieder. Die rhythmische Begleitung und auch die Klänge des Tonbands verbinden sich zu einer Einheit. Leonhard Waltersdorfers »22« aus dem Jahr 2013 ist ein sehr ruhiges Stück für Vibraphon. Ganz im Gegensatz dazu steht »One Study One Summary« des 1966 in Neuseeland geborenen Komponisten John Psathas. Er kombiniert elektronische Beats und Sounds, wie man sie aus der sogenannten IDM – Intelligent Dance Music – von Protagonisten wie Aphex Twin kennt. Repercussion präsentiert einen Auszug aus dem Stück. *Christian Meyer-Pröpstl

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