Ralf König: Lesung im „Hotel Shanghai“

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Foto: VVG Köln

„NOCH funktioniert ja alles bestens, es ist nur nicht mehr so dringend ... und allein DAS macht mich fertig. Ich finde, Notgeilheit ist ein wunderbarer Zustand“, verrät Ralf König, angesprochen auf das Leben ü50. Sein Comic „Herbst in der Hose“ widmet sich äußerst amüsant all den Veränderungen, die das Leben und die weniger werdenden Hormone ab fünfzig so mit sich bringen. 

„Ich hab mal den Begriff ‚Andropause‘ gegoogelt, da wollen sie uns einreden, wir Männer hätten auch so was wie die Menopause bei Frauen. Und da stand unter Symptome: Verringerung des Hodenvolumens“, so Ralf König über seine Inspiration zum Buch.

Natürlich geht es in dem Comic um Sex, wie meist bei ihm. Aber vor allem um das Umgehen mit dem alternden Körper. Inszeniert hat das Deutschlands erfolgreichster Zeichner in verschiedenen Akten, ganz so wie bei antiken griechischen Theaterstücken.

Explizit wird es hier und da auch, etwa wenn Paul sich seine Hoden in seinen After stopft. Warum er das tut? Weil er es kann! Auch das eine der guten Folgen des Alterns – denkt zumindest der dick gewordene Paul. Ist das nun tragisch? Nein, vieles, was bitter aufstoßen könnte oder Zukunftsängste schüren würde, wird durch die Knollennasen lustig. Und milder. „Ohne die Nasen wäre das literarisch alles nur halb so gut erträglich“, weiß natürlich auch der Autor.

Übrigens ist König einer DER Chronisten der LGBTIQ*-Szene. Anhand seiner Comics konnte der Autor dieses Artikels erahnen, wie es in den 1980ern und frühen 1990ern war, und viele Leser, wie es dann um die Jahrtausendwende abging. Und man sieht, wie die Szene sich verändert hat. In Sachen Musik, Outfits, Verhalten (Stichworte: Lederszene, Handy und Internet): „Die schwulen Buchläden und Verlage und Autoren hätten sicher mehr Unterstützung verdient, aber so sind die Zeiten. Die Leute hängen lieber mit der Nase am Smartphone.“ 

23.9., Ralf König: Lesung im Hotel Shanghai, Steeler Str. 33, Essen, 20 Uhr, www.ralf-koenig.de

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