Teodor Currentzis dirigiert Verdi

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Die Kunstform der Oper bezeichnete der so scharfsinnige wie feinfühlige Filmer und Autor Alexander Kluge einmal als „Kraftwerk der Gefühle“. Beispielhaft lassen uns die Meisterwerke von Giuseppe Verdi erleben, wie treffend diese knappe Beschreibung ist. Wie kein Zweiter hatte der Komponist die italienische Oper im Laufe des 19. Jahrhunderts aus der Ära des Belcanto hinüber geführt in ein Musiktheater von atemberaubender Wahrhaftigkeit. Da passt es nur zu gut, dass ausgerechnet ein musikalischer Wahrhaftigkeitssucher wie der in Griechenland geborene und in Russland zu den besten seines Fachs ausgebildete Dirigent Teodor Currentzis nun einen Verdi-Zyklus präsentiert. Gemeinsam mit seinem Exzellenzensemble MusicAeterna lotet er in dieser Saison in der Kölner Philharmonie Verdis hochemotionalen Kosmos gleich drei Mal aus. Jedes der konzertant dargebotenen Werke bietet ihm, der stets der Spiritualität der Musik nachspürt, die Gelegenheit, die Transzendenz der Liebe und des Todes zu ergründen.

Zwei von Verdis populärsten Opern sind im Abstand von nur zwei Tagen Anfang Oktober zu erleben. Das ermöglicht auch einen eindruckvollen Vergleich zwischen der mittleren und späteren Schaffensphase des Komponisten. Den Auftakt bildet das ebenso berührende wie erschütternde, und bei alldem doch so melodienreich vertonte Schicksal der todkranken Violetta Valery: „La traviata“ („Die Gefallene“) nannte Verdi sein 1853 uraufgeführtes musikalisches Seelendrama. Er erzählte darin – nach dem Roman „Die Kameliendame“ des jüngeren Alexandre Dumas – von der ersten wirklichen, schließlich aber den gesellschaftlichen Konventionen geopferten Liebe einer Pariser Kurtisane. Als sich Teodor Currentzis in dem von ihm geleiteten Opernhaus im uralischen Perm dieses Erfolgsstückes annahm, berichtete begeistert der Deutschlandfunk: „Sein Dirigat erstaunte, überraschte und faszinierte schließlich selbst Verdi-erfahrene Kritiker. So frisch und gefühlvoll, ohne ins Gefühlsduselige abzurutschen, hatte man diesen Opernklassiker im Walzertakt wohl noch nie gehört.“

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