„Born This Way“-Ikone und HIV-Aktivist Carl Bean ist tot

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„The Giant Sleeps“: Am 7. September 2021 starb der schwule Erzbischof und Gospelsänger Carl Bean, dessen Disco-Hit „I Was Born This Way“ aus dem Jahr 1977 zur queeren Hymne der LGBTIQ*-Bewegung wurde, in Los Angeles. Er wurde 77 Jahre alt.

„Wir trauern um diese bahnbrechende Führungspersönlichkeit und Legende in den Bereichen Aktivismus, Fürsprache, AIDS, Öffentlichkeitsarbeit, Glaube, Befreiungstheologie und vielem mehr“, so die Unity Fellowship Church Movement in einer Erklärung zum Tod von Erzbischof Bean. „Erzbischof Bean setzte sich unermüdlich für die Befreiung der Unterprivilegierten und für LGBTQ-Gläubige ein und half so vielen Menschen auf der ganzen Welt, ihren Weg zurück zu Spiritualität und Religion zu finden“, heißt es in der Erklärung weiter.

Flucht vor Diskriminierung in die Musik ...

Der 1944 in Baltimore geborene Bean wurde von seiner Familie abgelehnt, weil er homosexuell war. Mit 16 verließ er die Familie, um eine Musikkarriere zu verfolgen. Das Lied, für das er am besten bekannt war, nahm er 1977 auf: „I Was Born This Way“. Es war eine Zeile – „Iʼm happy, Iʼm carefree and Iʼm gay / I was born this way“ –, die Generationen von queeren Menschen dazu inspiriert hat, sich ohne Scham als das zu bekennen, was sie sind. 

Nach einer gefeierten Karriere am Broadway und Tourneen mit den Alex Bradford Singers folgte Carl Bean im Jahr 1982 dem Ruf Gottes. Er wurde Pastor und gründete die Unity Fellowship of Christ Church in Los Angeles. „[D]ie kreative Seite von Gott zu zeigen“, das sei seine Aufgabe, erklärte Bean in einem Interview, das er männer* 2019 gab.

... und zu Gott

Die Unity Fellowship Kirchenbewegung versteht sich explizit als Kirche für die schwarze LGBTIQ*-Community und basiert auf einer Befreiungstheologie, die Frauen nicht unterdrückt, nicht auf einer von Männern dominierten Hierarchie basiert, Lesben, Schwule, Transgender, Bisexuelle, Intersexuelle und heterosexuelle Menschen aufnimmt. Es ist eine Theologie, die für soziale Gerechtigkeit kämpft und die lehrt, dass Gott größer ist als jede Religion, Konfession oder Denkschule, und dass Gott Liebe ist und Liebe für alle da ist. 1992 wurde Carl Bean zum ersten präsidierenden Bischof der Kirchengemeinde der Unity Fellowship geweiht, 1999 zum ersten Erzbischof.

Kämpfer gegen die Stigmatisierung 

Bean war aber nicht nur Gottesmann. Von der ersten Stunde an engagierte er sich in der HIV/AIDS-Krise. 1985 gründete er das Minority AIDS Project in Los Angeles mit dem Ziel, einkommensschwachen schwarzen und lateinamerikanischen HIV-positiven Menschen einen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Nach wie vor ist MAP die erste gemeinnützige Einrichtung, die von People of Color gegründet und geleitet wird, um schwarze Communities zu unterstützen, die nach wie vor unverhältnismäßig häufig mit dem HIV/AIDS-Virus infiziert und davon betroffen sind. Für seine Vision, seinen Dienst an der Gemeinschaft, seine Führungsqualitäten, seinen Aktivismus und seinen Dienst wurde Erzbischof Carl Bean von zahlreichen Organisationen und Einrichtungen geehrt.

Weltruhm durch Gaga

Mit seiner Arbeit inspirierte er unzählige Künstler*innen, allen voran Lady Gaga zu ihrem 2011 erschienenen Hit „Born This Way“ und dem gleichnamigen Album.

Beans Vermächtnis ist die Art und Weise, wie er gelebt und den Menschen gezeigt hat, dass sich gesellschaftliches Engagement und Klubmusik nicht gegenseitig ausschließen müssen. Mit seiner unbekümmerter Art, Spiritualität und Lebensfreude in Einklang zu bringen, hat er unzählige Menschen beeinflusst. Auf die Frage, „Was sollte man deiner Meinung nach jeden Tag unbedingt tun?“, antwortete Bean 2019 im männer*-Interview:

„Bewusst, ehrlich, positiv, nächstenliebend und nachsichtig leben! In den Augen von Gott gibt es keine Vorurteile, die sollten wir auch nicht haben.“

Carl Bean

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