Englands LGBTQ-Kulturerbe

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Foto: The National Archives CRIM 1/387

50 Jahre nach der teilweisen Entkriminalisierung von Homosexualität feiert der National Trust das LGBTQ-Kulturerbe Englands mit dem Programm „Prejudice and Pride“.

Vorurteil und Stolz – unter diesem Motto hat der National Trust, Großbritanniens gemeinnütziger Verein zur Erhaltung des kulturellen und historischen Erbes, ein Programm ins Leben gerufen, das 2017 einen Blick auf das Kulturerbe der LGBTQ Community wirft. Die Veranstaltungen von „Prejudice and Pride“ umfassen Ausstellungen, Führungen und Events, wie die Rekonstruktion einer in den 1930er Jahren bekannten Londoner Schwulenbar. Ebenfalls in Planung sind eine Podcast-Serie sowie ein Reiseführer, die dem LGBTQ Kulturerbe an Orten des National Trust nachspüren.

2017 jährt sich zum 50. Mal die Verabschiedung des Sexual Offences Act von 1967, der Homosexualität in England zumindest teilweise entkriminalisierte. Das ganze Jahr über widmen sich Museen (etwa das British Museum, die Tate Britain, das Victoria & Albert Museum und die Brighton Museen), historische Gesellschaften (Historic England, Heritage Open Days) und das britische Parlament dem Thema des schwul-lesbischen Kulturerbes.

London: Queer City

Gemeinsam mit dem National Archive wird im März ein einstiger Treffpunkt der queeren Szene rekonstruiert. Bevor der Klub The Caravan 1934 von der Polizei geschlossen wurde, war dieser ein Freiraum für Schwule, Lesben und Queers, die in jener Zeit noch mit Verfolgung durch die Behörden und Gefängnisstrafen rechnen mussten. Vom 2. bis 26. März entsteht der Klub in der an beinahe gleicher Stelle befindlichen Café-Bar Freud. Zugleich finden in diesem Zeitraum jeweils Mittwochs bis Sonntags Führungen durch Soho mit einem Abstecher ins The Caravan statt, die den historischen Hintergrund des Stadtteils beleuchten. Am Abend gibt es im Klub dann Cocktails aus den 1930er Jahren.

Foto: The National Archives DDP 2/224

Knole House

Auf den Spuren von Virginia Woolfs Roman Orlando kann man sich im Knole House in Kent begeben. Inspiriert von der Familiengeschichte ihrer Geliebten Vita Sackville-West, deren Familie das Haus besaß, schuf Woolf einen die Geschlechterrollen wechselnden Charakter, dessen Leben die 400-jährige Geschichte von Knole House reflektiert.

Foto: National Trust

Kingston Lacy

Das in der Grafschaft Dorset gelegene Herrenhaus wurde vor allem durch seinen ehemaligen Besitzer William Bankes geprägt, der 1841 aus England floh um der Strafverfolgung aufgrund homosexueller Handlungen zu entgehen. Von seinem Exil aus schickte er zahlreiche Kunstwerke und Schätze in seine geliebte Heimat. Heute bilden diese das Herzstück der auf Kingston Lacy ausgestellten Sammlung.

Foto: National Trust

Smallhythe Place

Das Ende des 15., Anfang 16. Jahrhunderts erbaute Anwesen mit einem in einer Scheune befindlichen Theater war einst Wohnsitz der viktorianischen Schauspielerin Ellen Terry. Deren Tochter, Edy Craig, ebenfalls Schauspielerin, Kostümbildnerin, Regisseurin und Produzentin, lebte über 30 Jahre mit zwei weiteren Frauen in einer lesbischen Ménage-à-trois.

Foto: National Trust

Queer British Art 1861–1967

Erstmals widmet sich eine Einzelausstellung dem Thema queerer britischer Kunst. Vom 5. April bis 1. Oktober zeigt die Tate Britain Arbeiten aus den Jahren 1861 bis 1967, die sich mit LGBTQ Themen und Identitäten beschäftigen. Unter den Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Filmen befinden sich Werke von John Singer, Dora Carrington, Duncan Grant und David Hockney.

Foto: Tate Britain

Desire, love, identity

Vom 11. Mai bis 15. Oktober zeigt das British Museum die Ausstellung „Desire, love, identity – exploring LGBTQ histories“. Anhand von Objekten aus aller Welt - von der Antike bis zur Neuzeit - wird die Geschichte und das Leben von Schwulen, Lesben und Queers durch die Jahrhunderte dargestellt. Bereits seit längerem gibt es mit dem Buch „A Little Gay History“ einen reich bebilderten Führer zum Them LGBT Kunst anhand von Werken aus der Sammlung des British Museums.

www.tate.org.uk

www.britishmuseum.org

www.nationaltrust.org.uk

Weitere Infos für Schwule und Lesben gibt es auch auf der Webseite von Visit Britain unter www.visitbritain.com

Foto: British Museum

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