MALTA: Reif für die Insel

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Sonne satt, jede Menge Geschichte und eine LGBTIQ*-Szene, die sich darüber freuen kann, in einem der queerfreundlichsten Länder Europas zu leben: Malta bietet viel Abwechslung und ist im September 2023 zudem Gastgeberin des EuroPride.

Foto: Lukas Werlich / bluCom

Es ist eine Kulisse, wie man sie nur selten bei einer Pride-Veranstaltung in Europa findet. Wenn sich der Demonstrationszug des Malta Pride – wie diesen September geschehen – durch die engen Gassen der Hauptstadt Valletta schlängelt, passt zwischen die feiernde Menschenmenge und die Haus- bzw. Palastwände am Rand so gut wie kein Blatt Papier. Nach Corona-Pause und im Vorjahr des im September 2023 hier stattfindenden EuroPride drängte es die maltesische LGBTIQ*-Szene und jede Menge internationale Besucher danach, Sichtbarkeit zu zeigen. Die Vielfalt von Alter, Hautfarbe, sexueller Orientierung und Nationalität der Teilnehmenden glich einem Spiegelbild der bewegten Geschichte des Inselstaates, auf dem Phönizier, Römer, Griechen, Araber, Normannen und Briten ihre Spuren hinterließen.

Foto: Visit Malta

Männer unter sich

Vor allem die 250 Jahre dauernde Herrschaft der Kreuzritter prägt bis in unsere Tage das Bild Maltas mit seinen Palästen, Wehrtürmen, Festungen und Kirchen – sei es in der heutigen Hauptstadt Valletta, den benachbarten „Drei Städten“ Cospicua, Vittoriosa und Senglea oder in der im Zentrum der Insel gelegenen ehemaligen Hauptstadt Mdina. Die Ritter vom Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem waren aber wohl auch in anderen Lebensbereichen recht aktiv. Sex unter Männern galt auf Malta in jener Zeit nicht nur bei Italienern und Arabern, sondern auch bei den zölibatär lebenden Ordensrittern trotz harter Strafen als gängige Praxis. Das Geschäft mit jungen Prostituierten schien ebenfalls zu florieren, glaubt man dem Bericht des schottischen Schriftstellers William Lithgow.

Foto: Dirk Baumgartl

Dieser wurde 1616 Zeuge eines drakonischen Urteils, laut dessen ein spanischer Soldat und ein maltesischer Teenager verbrannt wurden, weil sie gestanden hatten, gemeinsam „Sodomie“ begangen zu haben. Aus Angst vor einem ähnlichen Schicksal segelten am folgenden Tag etwa einhundert junge Männer, die ebenfalls als Prostituierte auf der Insel arbeiteten, nach Sizilien. Auf der anderen Seite schienen die Ritter in Hinblick auf LGBTIQ*-Themen durchaus fortschrittlich. So erlaubte der Regierende Großmeister im Jahr 1774 der 17-jährigen und wohl intersexuellen Rosa Mifsud aus Luqa, die einen Antrag auf Geschlechtsumwandlung gestellt hatte, nach Begutachtung durch Ärzte des Ordenskrankenhauses Sacra Infermeria, dass sie in Zukunft nur noch Männerkleidung tragen dürfte.

Foto: visitmalta.com

Spitzenplatz in Europa

Heute gilt Malta als eines der LGBTIQ*-freundlichsten Länder Europas, das 2022 bereits zum siebten Mal in Folge den ILGA-Rainbow-MapIndex anführt und als erstes europäisches Land ein Verbot der Diskriminierung von Menschen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität verfassungsrechtlich verankert hatte. 2014 wurde zudem die eingetragene Lebenspartnerschaft samt Adoptionsrecht eingeführt., 2017 folgte die Ehe für alle. All dies bietet die Grundlage, dass sich Malta mit seinen Nachbarinseln Gozo und Comino zu einem beliebten Reiseziel für die LGBTIQ*-Community entwickelt hat, die einen abwechslungsreichen Urlaub mit einer Mischung aus Kultur, Natur und Baden sucht. Und wer die lokale Szene erkunden will, schaut entweder in Maltas bekanntestem Klub Michelangelo vorbei oder recherchiert im Netz die Termine der regelmäßig stattfindenden LGBTIQ*-Party Lollipop, die natürlich auch zum Pride bzw. EuroPride mit von der Partie ist. 

INFO

www.malta.reise

www.europride2023.mt

Foto: Dirk Baumgartl

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