Sölden: Schwule Lovestory auf dem Gletscher

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Foto: Thomas Bömkes

Bei schwulen Wintersportveranstaltungen geht es nur um schnelle Abfahrten, schnelle Beats und schnelle Flirts? Denkste! Chris und Marcel haben sich bei der letzten Ausgabe des Gay Snow Happening im österreichischen Sölden kennengelernt und prompt ineinander verliebt. Dieses Mal fahren sie wieder hin – gemeinsam.

Den ersten Augenkontakt gab es bei der Eröffnungsparty, direkt am ersten Abend. „Da war mir Marcel gleich aufgefallen,“ erinnert sich Chris. „Ich war mit einem Kumpel zum Gay Snow Happening gekommen. Wir waren eigentlich total überarbeitet und wollten es dann ordentlich krachen lassen. Aber am nächsten Tag habe ich beim gemeinsamen Skifahren mit dem Guide erstmal dafür gesorgt, dass ich in die gleiche Gruppe wie Marcel eingeteilt wurde. Da haben wir auch das erste Mal miteinander gesprochen.“ Richtig gefunkt hat es einige Tage später beim wildromantischen Hüttenabend auf einer zugeschneiten Alm. Als dort alles auf den Tischen tanzte, kam es zum ersten Kuss.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine schwule Skiwoche wie das Gay Snow Happening den Hintergrund einer romantischen Lovestory bilden würde? Und dann in Sölden? Das österreichische Städtchen gilt schließlich als eine Art Lloret de Mar der Alpen – der Legende nach wurde das feuchtfröhliche Après-Ski hier sogar erfunden. Auch beim Gay Snow Happening, der einzigen queeren Wintersportveranstaltung in Sölden, können sich Sport- und Partybegeisterte austoben. Denn zum Feiern und Kennenlernen bietet das Programm zahlreiche feuchtfröhliche Möglichkeiten. Internationale DJs heizen den Wintersportlern bei diversen Partys ein, zusätzliche Gaudi bieten Extras wie die Karaoke-Nacht oder ein lustiger Kegelabend. Moderiert und begleitet werden die Veranstaltungen von den zwei Dragqueens Melly und Mataina.

Foto: Ötztal Tourismus

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Foto: Ötztal Tourismus/Philipp Horak

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Doch Sölden nur auf Party zu reduzieren, wäre unfair. So finden sich während der kommenden Ausgabe im März 2018 einige Neuerungen im Programm. Die Teilnehmer können sich etwa auf einen Nacht-Skilauf oder einen Ausflug ins benachbarte Skiparadies Obergurgl-Hochgurgl freuen. Und wer Sölden besucht, sollte das Ice Q nicht verpassen. Das Gourmetrestaurant wurde im Winter 2015 zum Drehort des James-Bond-Films „Spectre“ und lockt nicht nur mit exquisiter Küche, sondern auch mit einem atemberaubenden Alpenpanorama. Gleich nebenan zeigt eine brandneue futuristische Location eine 007-Kinoinstallation auf dem neusten Stand der Technik.

Und tagsüber dreht sich Sölden in erster Linie ums Skifahren selbst. Kein Monat eignet sich dafür besser als der März. Denn wenn man Glück hat, scheint die Sonne dann bereits bis zu zwölf Stunden am Tag und die Temperaturen sind angenehm. Die Wintersportbedingungen bleiben dabei gut, liegt das Skigebiet doch auf über 3.000 Metern Höhe und auf zwei Gletschern. „Ich fahre am liebsten Ski“, erzählt auch Marcel. Schon seit zehn Jahren ist er Stammgast, die schwul-lesbische Sause ist für ihn fester Bestandteil seines Jahreskalenders. Eine explizit schwule Skiwoche besucht er wegen des Rahmenprogramms. „Sonst ist es abends langweilig und man guckt den Heteros zu, wie sie beim Après-Ski die Sau rauslassen“, sagt er. Beim Gay Snow Happening aber trifft er inzwischen Freunde aus ganz Deutschland, die er einst in den Alpen kennengelernt hat. Auch 2018 ist er selbstverständlich wieder mit dabei – gemeinsam mit seinem Freund Chris.

Auf einen Blick: Gay Snow Happening in Sölden, Österreich, vom 17. bis zum 24. März 2018. www.gaysnowhappening.com/de

*Text: Carsten Bauhaus

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