USA: Queer durch Florida

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Auch wenn Floridas Gouverneur Ron DeSantis einen Feldzug gegen die LGBTIQ*-Community seines Staates führt, lassen sich zahlreiche Städte und Regionen nicht davon abbringen, queere Urlauber willkommen zu heißen. Zwischen politischer Agenda und der tatsächlich vor Ort herrschenden Vielfalt und Akzeptanz scheinen Welten zu liegen, wovon man sich bei einer Rundreise durch Florida selbst überzeugen kann.

Foto: Dirk Baumgartl

Fort Lauderdale

Mit ihrer Kampagne für Trans*-Urlauber*innen setzte die gut 45 Autominuten nördlich von Miami gelegene Metropole Greater Fort Lauderdale Maßstäbe in Hinblick auf Inklusion. Der aktuelle Slogan „Everyone under the sun“ drückt klar und deutlich aus, dass hier wirklich alle willkommen ist. Das gilt nicht nur für queere Urlauber, die sich gerne am Sebastian Beach in die Sonne legen, sondern auch für viele Amerikaner, die während der Pandemie aus Großstädten wie New York nach Florida zogen – mit der Folge, dass Fort Lauderdales queeres Zentrum Wilton Manors wächst und gedeiht wie kaum eine andere LGBTIQ*-Community der USA. Entlang des Wilton Drive haben in letzter Zeit neue Lokale wie das mexikanische Restaurant Tulio’s oder die Bar DrYnk eröffnet, die alteingesessene Favoriten wie Rosies, Village Pub oder den immer weiter expandierenden Nachtklub Hunters ergänzen. Dazu kommen Bars wie The Eagle, die sogar so etwas wie einen kleinen Darkroom besitzt, und Johnsons, wo Stripper um die Dollarnoten der Gäste buhlen. Da sich alles in unmittelbarer Nachbarschaft befindet, kann man abends leicht von Bar zu Bar schlendern und sich einfach dort amüsieren, wo es einem gerade am besten gefällt. Kein Wunder, dass man hier vor allem an den Wochenenden auch auf viele Leute aus Miami trifft, die das Nachtleben in Wilton Manors in vollen Zügen genießen.

Foto: Dirk Baumgartl

Key West

Die Fahrt nach Key West gilt als eine der schönsten Strecken Floridas. Über zahlreiche Brücken, die die einzelnen Inseln („Keys“) miteinander verbinden, führt die Straße vorbei am türkis leuchtenden Wasser des Golfs von Mexiko und zahlreichen Naturschutzgebieten wie dem John Pennekamp Cora Reef State Park oder dem Bahia Honda State Park. Ein weiterer Stopp lohnt sich in dem in Marathon gelegenen Turtle Hospital, wo verletzte Meeresschildkröten wieder aufgepäppelt werden. Das Sehnsuchtsziel von LGBTIQ*-Urlaubern liegt jedoch am Ende des Overseas Highways US 1. Seit jeher gilt Key West als Rückzugsort der Community, der durch seine Offenheit und Toleranz an seiner Anziehungskraft nichts verloren hat. In FKK-Resorts wie dem Island House oder Equator entspannen schwule Männer in der Sonne und feiern regelmäßig Poolpartys, bevor es am Abend in die Bars entlang der Duval Street geht. Und kein Besuch in Key West wäre vollständig, ohne hinaus aufs Meer zu fahren – sei es mit dem Katamaran Blu Q, auf dem man sich ebenfalls all seiner Klamotten entledigen kann, oder bei einem Schnorchel- oder Tauchausflug, um das bunte Korallenriff mit einer Vielzahl an Fischen und anderen marinen Lebewesen zu erkunden.

Foto: Dirk Baumgartl

Paradise Coast

Dank des Key West Express, der in der Wintersaison täglich zwischen Key West und Marco Island an der Westküste Floridas verkehrt, liegt die Paradise Coast rund um das Städtchen Naples nur etwa drei Stunden entfernt. Die Bootsfahrt spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht es mit etwas Glück auch, Delfine zu beobachten. Während Marco Island mit seinem langen Sandstrand zum Baden einlädt, lockt Naples mit kleinen Boutiquen, schicken Restaurants und Attraktionen wie dem Botanischen Garten oder dem Revs Institute, das mit seiner Sammlung historischer Automobile aus den Jahren 1896 bis 1995 zu den besten Automuseen der USA zählt. Von Naples ist es zudem nur ein kurzer Weg in den Everglades-Nationalpark. Im Everglades National Park Gulf Coast Visitor Center erhält man alle Informationen zu dem riesigen Sumpfgebiet, das hier auf die Küste trifft. Auf Boots- oder Kajaktouren kann man das Ökosystem der Mangrovenwälder erkunden und Delfine sowie zahlreiche Vögel beobachten. Airboat-Touren im Landesinneren haben dagegen nicht nur einen gewissen Fun-Faktor, sondern bieten die Möglichkeit zur Begegnung mit Alligatoren. Naturliebhaber kommen auch im Ten Thousand Islands Preserve auf ihre Kosten: Auf der abgelegenen, aber noch mit dem Auto zu erreichenden Insel Chokoloskee betreibt das schwule Paar Aaron und David die Parkway Marina samt Motel. Von hier aus lassen sich die zahlreichen Inseln ebenfalls gut auf dem Wasser erkunden, Wander- und Radwege in der Umgebung führen durch die faszinierende Landschaft der Everglades.

Foto: Naples, Marco Island, Everglades CVB

Miami

Von der Paradise Coast erreicht man in weniger als zwei Stunden Floridas Ostküste mit Miami über den Tamiami Trail (U.S. Highway 41), der einmal quer durch die Everglades führt. Das Kontrastprogramm könnte kaum größer sein, schließlich gelten Miami und das auf einer Insel vorgelagerte Miami Beach zu den beliebtesten Urlaubsorten der LGBTIQ*-Szene innerhalb der USA. Das liegt zum einen an einem prall gefüllten Event-Kalender, auf dem Termine wie das queere Latinofestival Gay8 (Februar), die Winter Party (März), der Pride (April), Sizzle (Mai) oder das Circuit Weekend URGE (November) stehen. Daneben wird in Bars wie Palace, Twist, R House oder Kill Your Idol kräftig gefeiert. Das Hôtel Gaythering gehört aufgrund seiner coolen Atmosphäre, seiner queeren Bar und einer Sauna ebenfalls zu den beliebten Treffpunkten der Community. Und dann sind da natürlich noch Miamis Strände: Während am breiten Sandstrand von South Beach und dem dort gelegenen Gay Beach auf Höhe der 11th und 12th Street das Motto „Sehen und gesehen werden“ gilt, können FKK-Fans am gut zwanzig Autominuten entfernten Haulover Beach die Hüllen fallen lassen. Der schwule Strandabschnitt befindet sich am nördlichen Ende des Haulover Beach Park und ist in der Regel gut besucht. Dank einiger Sandbänke kann man weit ins warme Wasser waten oder sich einfach mit den Wellen treiben lassen. Tipp: Sonnenschirm und Getränke nicht vergessen – auf die Badehose kann man verzichten. 

Foto: Dirk Baumgartl

INFO

www.visitflorida.de

www.visitlauderdale.com/lgbtq/

www.fla-keys.de/lgbtqi/

www.paradisecoast.com

www.miamiandbeaches.com

Foto: Dirk Baumgartl

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