600 Rabbis unterzeichnen Mahnbrief gegen Homophobie in Israel

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Nachdem eine Gruppe von 200 orthodoxen Rabbis aus Israel Ende Juli in einem öffentlichen Brief LGBTIQ* des „aggressiven Terrors“, der „Mediengehirnwäsche“ und der Perversion bezichtigte, wagt ein Schreiben von 600 liberalen Rabbis aus den USA und Kanada den Gegenschlag

Foto: twitter.com/JonahGeffen

„Wir, die unterzeichnenden Rabbis aus den unterschiedlichen Spektren der Bewegungen, schließen uns zusammen, um volle Gleichberechtigung von LGBTQ und Akzeptanz in Israel zu unterstützen.“ Mit diesem Satz beginnt der Brief, der am Dienstag über das US-Portal A Wider Bridge veröffentlicht wurde. A Wider Bridge setzt sich in Nordamerika für die LGBTIQ*-Community in Israel ein. Der Mahnbrief, der von 600 Rabbis aus den USA und Kanada unterschrieben wurde, ist eine Reaktion auf ein Schreiben, das eine Gruppe von 200 orthodoxen Geistlichen rund um Jerusalems Oberrabbiner Aryeh Stern Ende Juli veröffentlicht hatte.

Im Fahrwasser der Proteste gegen Israels diskriminierendes neues Leihmutterschaftsgesetz (blu berichtete) verteidigten Stern und seine 199 Mitstreiter den Ausschluss schwuler Paare vom Zugang zur Leihmutterschaft. Kontrovers wurde das Schreiben allerdings vor allem deshalb, weil es mit Verunglimpfungen wie dieser gespickt war: „LGBTQ-Gruppen üben aggressiven Terror aus, begleitet von unablässiger Mediengehirnwäsche. Mit der Behauptung, dass es hier eine ‚Familie‘ gäbe, werden Auffassungen von Familie zerstört und Perverse zu Helden gemacht.“

Der A Wider Bridge-Brief holt zum Gegenschlag aus. Die 600 unterzeichnenden Rabbis verurteilen den  „Sinat Chinam“ (Begriff des Talmud für „grundlosen Hass“) der Kollegen in Israel und rufen gleichzeitig die Regierung um Benjamin Netanjahu zur Anpassung des Leihmutterschaftsgesetzes auf. Dabei berufen sie sich unter anderem auf das „Liebe deinen nächsten“-Prinzip aus dem dritten Buch Mose und den „Pikuach Nefesh“-Grundsatz aus dem jüdischen Gesetz, der die Bewahrung menschlichen Lebens religiösen Überzeugungen überordnet. 

Unter dem Hashtag #AWBRabbiLetter wird der Brief in den sozialen Netzwerken geteilt und als wichtiges Zeichen gegen rückwärts gewandte Strömungen im orthodoxen Israel gewürdigt.

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