Guatemalas Kongress mit erstem schwulen und HIV+ Abgeordneten

by

Foto: Aldo Dávila / Facebook

Aldo Dávila setzt sich seit Jahrzehnten für HIV-Positive in Guatemala ein, macht auch aus seinem Status kein Geheimnis. Nun zog er ins Parlament des mittelamerikanischen Staates ein – und erklärte, er fürchte täglich um sein Leben.

Am 14. Januar nahm Dávila seinen Abgeordnetensitz im guatemaltekischen Parlament ein. Für ihn erfüllte sich damit ein Traum: Schon seit seiner Kindheit wollte er in die Politik, Veränderungen in seinem Heimatland erwirken. Nun kandidierte er für Winaq – die Partei, die von der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menschú gegründet wurde. Und Dávila wurde gewählt.

Er selbst sieht seine Direktwahl als Zeichen einer Verbesserung und Veränderung im Land, erklärte der 41-Jährige der Deutschen Welle. Er äußerte Zuversicht:

Foto: Aldo Dávila / Facebook

„Ich war schon immer offen schwul und die Tatsache, dass die Leute mir ihre Stimme gegeben haben, zeigt, dass sich die Dinge in diesem Land verändern. Dass sie über das Schwulsein hinaus einen Menschen erkennen, der sich für die Rechte der LGBTQI*-Gemeinschaft, von HIV-Positiven und auch für die Rechte sexuell missbrauchter Mädchen einsetzt.“

Der Abgeordnete machte zudem deutlich, dass Schwulsein für ihn nicht nur mit der Sexualität zu tun hat, sondern in Guatemala auch eine politische Angelegenheit sei, ein Anspruch, Dinge verändern zu wollen. Es habe vor ihm bereits Parlamentsmitglieder gegeben, die aus ihrem Schwulsein aber ein Geheimnis gemacht und sich nicht für Gleichberechtigung eingesetzt hätten.

Das erklärte Ziel des Aktivisten: Die Rechte Homo- mit denen Heterosexueller gleichsetzen. Aber, so macht Dávila auch deutlich: Er kämpft für die Rechte aller Menschen. Dazu zählt er auch das Recht auf Gesundheitsversorgung sowie die Begrenzung der Stigmatisierung von HIV-Positiven.

Homophobie hielt Einzug mit Christentum

Zur Zeiten der Maya-Kultur war Homosexualität in Guatemala akzeptiert und sogar Teil von rituellen Zeremonien. Erst durch die spanische Eroberung und den Einzug des Christentums, das Homosexualität traditionell als Sünde betrachtete, endete wie in vielen anderen Kulturen weltweit die Offenheit gegenüber queeren Menschen. Unter der Bezeichnung „Sodomie“ wurden verschiedene sexuelle Handlungen in Guatemala sogar mit dem Tode bestraft – durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen. Seit 1871 ist Homosexualität jedoch wieder legal.

Viele Rechte haben queere Menschen in dem mittelamerikanischen Land noch immer nicht: Weder gibt es umfassenden Diskriminierungsschutz, noch irgendeine gesetzliche Anerkennung von homosexuellen Paaren. Transsexuelle können seit 2016 zwar endlich ihren Namen ändern, jedoch nicht ihren Geschlechtseintrag im Geburtenregister.

Angst um sein Leben

Foto: Aldo Dávila / Facebook

Guatemala ist das größte Land Mittelamerikas – gemessen an der Tötungsrate liegt es auf Platz 16 der gefährlichsten Länder der Welt. Hier kommen 26,1 Morde auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Im gefährlichsten Land der Welt, Venezuela, sind es 86,1 Morde – in Deutschland 1,5.

Auch Mitglieder der queeren Community werden immer wieder Opfer von Hass und Gewalt. Das Trans Murder Monitoring Project zählte letztes Jahr drei Morde an Transsexuellen. Im Spartacus Gay Travel Index 2019 kam Guatemala auf Platz 122, zusammen mit anderen Ländern, darunter Pakistan und Tunesien.

Auch Dávila fürchtet, ihm könne etwas zustoßen. Er erklärte gegenüber der Deutschen Welle:

„Ich fürchte die ganze Zeit um mein Leben. Ich habe Todesdrohungen über soziale Netzwerke und über Telefonanrufe erhalten, und ich wurde auch mit Autos und Motorrädern verfolgt. Ich werde bedroht, weil ich mich für meine Rechte einsetze und sie mich zum Schweigen bringen wollen. Deswegen glaube ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich muss weiter für diejenigen sprechen, die kein Gehör finden.“

Back to topbutton